Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 28

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In dieses Bild passt auch, dass Treibstoff (Diesel) für die Bauern weniger besteuert werden soll, während alle anderen Österreicherinnen und Österreich im Rahmen des Budgetbegleitgesetzes 2003 mit einer höheren Mineralölsteuer belastet wurden. Die unzureichende Anhebung der Pendlerpauschale gleicht die Belastung in keiner Weise aus.

Auch die Prioritäten bei der Entlastung der Wirtschaft sind falsch gesetzt. Die Senkung der Körperschaftsteuer kostet dem Budget 1,1 Milliarden Euro, erfolgt mit der Gieß­kanne und bringt daher keine positiven Effekte für Wachstum und Beschäftigung. Die Art der Senkung, ohne Korrektur bei der Berechnung der Bemessungsgrundlage, wird dazu führen, dass in Zukunft auch wenig bis kein Spielraum mehr für Investitions­anreize, Förderung von Aus- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung sowie andere Maßnahmen mit wirtschaftslenkenden Effekten besteht.

Die große Zahl der österreichischen Klein- und Mittelbetriebe, die in der Regel als Per­sonengesellschaften organisiert sind, profitieren von der Senkung der KöSt überhaupt nicht. Da die KMU in der Regel auch geringe Gewinne ausweisen, können sie auch nicht von der im Rahmen der Budgetbegleitgesetze per 2004 eingeführten steuerlichen Begünstigung für nicht entnommene Gewinne profitieren.

Angesichts der Struktur des österreichischen Steuersystems, wonach rund zwei Drittel des Gesamtaufkommens durch den Faktor Arbeit erbracht wird, liegt die Steuerreform auch in der Halbe-Halbe-Verteilung der Entlastung von Arbeit und Gewinn schief. Denn unter Zugrundelegung des Beitrags zum Gesamtsteueraufkommen werden die Ge­winne doppelt so hoch entlastet wie die Arbeit. Damit wird die Hälfte des Gesamtvolu­mens im Ausmaß von ca. 1,1 Milliarden Euro auf lediglich 20% der österreichischen Unternehmen, die Kapitalgesellschaften verteilt. Dabei hatte die schwarzblaue Bundes­regierung immer wieder eine substantielle Entlastung des Faktors Arbeit versprochen, was zur Erreichung von mehr Wachstum und Beschäftigung auch richtig gewesen wäre. Auch hier hat die Bundesregierung gründlich versagt.

Die Regierung hat mit der vorgelegten Steuerreform auch die Gelegenheit ausgelas­sen, die Steuerstrukturen in Österreich so zu verändern, dass das System gerechter wird und Wachstum und Beschäftigung besser unterstützt. Es wurde die Gelegenheit verpasst, unter gerechterer Einbeziehung aller Einkommen in das Steuer- und Ab­gabensystem für eine fairere Finanzierung der Staatsaufgaben und der Systeme sozialer Sicherheit zu sorgen.

Die Regierung macht darüber hinaus über die Folgewirkungen der Steuerreform keine Angaben. Es ist mit einer erheblichen Erhöhung des Defizits in Zeiten einer guten Konjunktur zu rechnen, was auch vor dem Hintergrund der Zielsetzung eines über den Konjunkturzyklus ausgeglichenen Haushalts falsch ist.

Die Bundesregierung nimmt immer neue Höchststände an Arbeitslosigkeit in Kauf, um ihre scheinbaren Geschenke im Rahmen einer wahltagsorientierten Wirtschafts- und Steuerpolitik zu finanzieren. Die Reformansätze lassen jegliche wirksamen Maßnah­men zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und für mehr Wachstum vermissen.

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit folgende dringliche

Anfrage:

1. Damit die Arbeitsmarktpolitik ihren Beitrag zur Bekämpfung der Qualifikationsmängel auf dem Arbeitsmarkt leisten kann ist es notwendig, im Jahr 2004 ein umfassendes


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