Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 43. Sitzung / Seite 58

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Die von der Regierung geplante Steuersenkung erreicht daher die falschen Gruppen. Es profitieren nicht jene ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen, die eine Entlastung nach den zahlreichen schwarzblauen Belastungspaketen der letzten Jahre bräuchten. Auch die kleinen und mittleren UnternehmerInnen haben von dieser Reform nichts.

Die Kleinverdiener und der Mittelstand schauen durch die Finger. Es profitieren gut und best verdienende kinderreiche Familien mit einem Erhalter, dessen Frau zu Hause „am Herd“ bleiben soll sowie große Kapitalgesellschaften mit hohen Gewinnen.

Die Reform ist verteilungspolitisch völlig falsch: während beispielsweise ein Jahresein­kommen von 22.000,– Euro um lediglich 145 Euro entlastet wird, darf sich ein Verdie­ner von 35.000,– Euro im Jahr über eine Entlastung von 550,– Euro freuen.

2,2 Millionen Steuerzahler werden durch diese Steuerreform überhaupt keinen Cent mehr verfügbares Einkommen haben, weil sie ein Jahreseinkommen von unter 14.500 Euro beziehen und damit schon bisher keine Lohnsteuer zahlten. Sie können daher auch von der im Rahmen der Tarifreform geplanten Steuersenkung nicht profitie­ren. Für sie gibt es keine Entlastungen, sondern nur Belastungen – wie die höhere Energiesteuer. Grasser sagt daher in diesem Zusammenhang die Unwahrheit, wenn er behauptet, dass alle ÖsterreicherInnen von der Steuerreform profitieren werden.

Um die BezieherInnen kleinerer und kleinster Einkommen auch zu entlasten, hätte die so genannte Negativsteuer angehoben werden müssen, wie das die SPÖ vorgeschla­gen und im Rahmen ihres im Parlament eingebrachten Steuerreformkonzeptes bean­tragt hat.

640.000 ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen mit Einkommen im mittleren Bereich bekommen weniger als 20 Euro Steuerentlastung monatlich. Betroffen sind Arbeitneh­merInnen mit einem Monatsbrutto zwischen 1.600 und 2.000 Euro. Auch für sie werden die Belastungen der vergangenen Jahre bei weitem nicht wettgemacht.

Von der groß gerühmten gestaffelten Kinderzuschläge zum Alleinverdienerabsetzbe­trag profitieren in erster Linie sehr gut verdienende Alleinerhalter mit drei oder mehr Kindern. Familien mit zwei Kleinverdienern, die definitionsgemäß den Alleinverdiener­absetzbetrag nicht in Anspruch nehmen können, gehen leer aus. Für über 800.000 Kinder die in Familien leben, wo beide Elternteile arbeiten müssen, bringt diese Reform überhaupt nichts.

Es gehen aber vor allem auch jene tausenden alleinverdienenden Mütter mit mehreren Kindern de facto leer aus, die ein Durchschnittseinkommen aktiv beschäftigter Frauen in Höhe von 1.040 Euro im Monat oder noch weniger verdienen. Sie verdienen damit schlicht zu wenig, um Steuern zu zahlen, und können daher auch nicht von der Tarif­senkung profitieren. Für sie besteht die „größte Entlastung aller Zeiten“ darin, dass die Regierung 10 Euro im Monat für das erste und 15 Euro im Monat für das zweite Kind übrig hat. Das ist zynisch und ungerecht.

In dieses Bild passt auch, dass Treibstoff (Diesel) für die Bauern weniger besteuert werden soll, während alle anderen Österreicherinnen und Österreich im Rahmen des Budgetbegleitgesetzes 2003 mit einer höheren Mineralölsteuer belastet wurden. Die unzureichende Anhebung der Pendlerpauschale gleicht die Belastung in keiner Weise aus.

Auch die Prioritäten bei der Entlastung der Wirtschaft sind falsch gesetzt. Die Senkung der Körperschaftsteuer kostet dem Budget 1,1 Milliarden Euro, erfolgt mit der Gieß­kanne und bringt daher keine positiven Effekte für Wachstum und Beschäftigung. Die Art der Senkung, ohne Korrektur bei der Berechnung der Bemessungsgrundlage, wird ferner dazu führen, dass in Zukunft auch wenig bis kein Spielraum mehr für Investi­tionsanreize, Förderung von Aus- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung so-


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