Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 45. Sitzung / Seite 79

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Damen und Herren an den Fernsehern! (Abg. Scheibner: Das geht sich nicht mehr aus!) Wenn Meinungsumfragen ergeben, dass die Mehrheit von Ihnen annimmt, dass Sie wenig oder fast nichts bekommen werden: Sie haben Recht! (Beifall bei der SPÖ.)

Ich darf das Wort mit dem „L“ vorne für das Nichtsagen von Wahrheiten hier nicht ver­wenden, und ich halte mich an die Empfehlung des Präsidenten. Ich bleibe daher bei der Rentnerin mit den 1 000 €. Wenn sie heute – Jänner 2004 – auf ihre Pensions­abrechnung schaut und erwartet, dass stimmt, was der Herr Bundeskanzler sagt, nämlich im Jahr 2005 um mehr als 600 € mehr, so wird sie sich getäuscht fühlen. Es sind nämlich nur 109,60 €! Das ist die nackte Wahrheit, die traurige Wahrheit.

Nun gleich auch zu den anderen Unsinnigkeiten, die gesprochen worden sind: Die Kör­perschaftssteuersenkung komme 80 Prozent der Unternehmen zugute. Bitte, alleine nach der letzten Körperschaftssteuerstatistik zahlen von 88 418 Körperschaften fast 60 000 – 59 073 – nur die Mindest-KöSt. Wenn man dann noch die 14 000 Fälle ein­bezieht, die ein Einkommen von unter 14 000 € haben, gibt es nur eine ganz kleine Gruppe von Unternehmern, die absahnt. Das hat keine Beschäftigungswirkung!

Auch der Herr Bundeskanzler hat uns diesbezüglich falsch informiert: In der Wifo-Studie, die die Regierung selbst ausgeteilt hat, wird die Wirkung bei 2,5 Milliarden € Entlastung für 2005 mit nur 0,3 Prozent und für 2006 mit 0,4 Prozent – also in der statistischen Fehlerbandbreite – angegeben. (Abg. Scheibner: Das ist falsch!) – Das ist Ihre Studie, das ist ganz einfach! – Und statt einer Wirkung auf die Beschäftigung im Ausmaß von 12 000 werden nur 4 000 angegeben. Also 8 000 Arbeitslose haben von dem Herrn ein Versprechen bekommen, das nicht eingehalten wurde.

Aber was uns viel mehr stört, ist: Es wurde nicht eingespart. Es wurde letztes Jahr in diesem Haus den ASVG- und GSVG-Pensionisten jährlich über 1 Milliarde € an Pen­sionsansprüchen weggenommen, und jetzt wird diese Milliarde als Beute an ganz wenige verteilt, die davon profitieren. (Abg. Scheibner: Wie reden Sie denn?)

Nur ein paar Beispiele, um gleich bei Personen hier im Haus zu bleiben: Die Gruppe Bartenstein – allein Gerot Pharmazeutika und Lannacher – spart sich in Summe 17 Mil­lionen Schilling, umgerechnet in Euro sind das 2,4 Millionen €. (Der Redner stellt eine Tafel mit den unter den Abbildungen von Bundesminister Dr. Bartenstein und Präsi­dent Dipl.-Ing. Prinzhorn angegebenen Steuerersparnisbeträgen auf das Rednerpult.)

Und im Bereich der Hamburger, im Bereich der Gruppe Prinzhorn: 33 Millionen Schil­ling. (Bundesminister Dr. Bartenstein: Das kann nicht stimmen!) Diese Zahlen resultie­ren aus den im Firmenbuch veröffentlichten Daten. 18 600 Lohnsteuerpflichtige bekom­men dieselbe Entlastung wie diese zwei Firmengruppen. Die haben sich die Beute geholt! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

Sie wollen wissen, warum ich auch von einer nominellen Senkung gesprochen habe, Herr Scheibner? Ich sage es Ihnen: Weil Sie eine Korrektur technisch richtig vorneh­men hätten können, Sie haben das jedoch verabsäumt.

Und nun zum Herrn Finanzminister. Herr Finanzminister, Sie haben nicht nur 352 000 € an den Verein New Economy zahlen lassen. Es wurde heute bestätigt – so schreibt „NEWS“ –, dass es 9 900 € und 5 500 € waren, die auf Ihr privates Konto geflossen sind; „privates Konto“ deshalb, da es bis zur Errichtung des Fonds nur ein Treuhandkonto, nämlich jenes von Karl-Heinz Grasser, gegeben hat. Und das heißt nichts anderes, Herr Minister, als dass Sie die politische Verantwortung wahrzuneh­men haben. In diesem Land sind Minister wegen geringfügigerer Dinge zurückgetreten. Die Zahlung der 9 900 €, die Ihr Pressesprecher und mittlerweile Kabinettschef Winkler bestritten hat, wurde nach dem Bericht der Zeitschrift „NEWS“ von heute von der Justiz bestätigt.

 


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