Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 55. Sitzung / Seite 149

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Ich war heuer im Jänner in Washington und New York und habe mit den Spezialisten in Amerika – nicht nur mit den Polizeispezialisten, sondern darüber hinaus mit den Spe­zialisten aus Therapie und Sozialarbeit – sprechen können und gesprochen. Diese haben mir berichtet, dass im Jahr 2003 in Afghanistan Mohn in einer Menge angebaut wurde wie noch nie zuvor, meine Damen und Herren! Im Jahr 2004 wird Europa wahr­scheinlich von Suchtmitteln überschwemmt werden. Und was machen Sie, wenn wir uns Strategien überlegen, wenn wir hier im Hohen Haus über die Drogenpolitik, über die Drogenproblematik diskutieren? – Ich höre ein permanentes Nein, meine Damen und Herren! Genau Sie von der grünen Fraktion, Frau Kollegin, genau ihr habt dies­bezüglich eine Haltung, die mich immer erschaudern lässt. (Abg. Sburny: Jetzt bringen Sie schon wieder alles durcheinander! Jetzt werfen Sie schon wieder alles in einen Topf!)

Meine Damen und Herren! Engelszungen können wir in dieser Frage nicht brauchen. Wir brauchen Maßnahmen, die dem Terrorismus jede Grundlage entziehen.

Meine Damen und Herren! Wir müssen alles unternehmen, um dem Drogenproblem in Europa wirklich maßgeblich Einhalt zu gebieten. Wir befinden uns in dieser Diskussion aber natürlich automatisch in einem Zwiespalt: Wie viel Sicherheit wollen wir – bei möglichst wenig Verlust von Freiheit?

Wir müssen Strategien entwickeln – der Herr Bundesminister hat heute einige vorge­stellt –, denn der Politterror kennt keine Grenzen, Sie wissen es ganz genau: Er kennt keine Grenzen, er kennt kein Gesetz, und er hat keine Hemmungen, wenn es um Men­schenleben geht. Daher brauchen wir neue Strategien. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Ich habe ganz genau aufgepasst: Innenminister Strasser schlägt eine bessere Koordinierung der Nachrichtendienste vor. (Abg. Mag. Wurm: Wer hat den Geheimdienst vorgeschlagen?) Das ist notwendig, denn – Herr Kollege Parnigoni, Herr Sicherheitssprecher der SPÖ! – auf Grund welcher Grundlage wird denn die EUROPOL tätig, wenn sie keine Information vom Nachrichtendienst hat? – Sie haben gerade vorhin hier an dieser Stelle gesagt, Sie sind gegen einen euro­päischen Nachrichtendienst! Gerade vorhin haben Sie das gesagt. (Zwischenruf des Abg. Parnigoni.)

Entschuldigung, Herr Kollege, aber da müssen wir etwas weiterentwickeln, da müssen wir etwas tun! (Neuerlicher Zwischenruf des Abg. Parnigoni.) Was schlägt er vor? – Eine bessere Koordination und einen gemeinsamen Terrorbeauftragten! Und dazu sagen Sie nein, Herr Kollege. Und Herr Kollege Cap geht dann her und sagt: Wir brauchen einen Kommissar. – So kann es ja nicht sein. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Minister Strasser hat das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung neu strukturiert und ins Leben gerufen, und – ich habe das ganz genau gehört – wir hatten da keine Unterstützung von der SPÖ, auch keine von den Grünen. Heute sind wir froh darüber, dass wir diese Strukturen haben. Wir haben das Bundeskriminalamt geschaffen, weil es Vernetzungen gibt, weil die Über­gänge zwischen Kriminalität und Terrorismus fließend sind. Wir würden ganz gerne den Rechtsschutzbeauftragten in der Strafprozessordnung verankern, Herr Kollege Parnigoni. Ihr Nein hindert uns daran!

Ich habe Ihnen schon gesagt, dass die Grenzen zwischen Kriminalität und Terrorismus verschwimmen. Der Menschenhandel, Schleuserorganisationen, die tätig sind, der ille­gale Handel mit spaltbarem Material – wissen Sie, meine Damen und Herren, was das für eine potentielle Gefahr für die Menschheit in sich birgt? –, der illegale Fahrzeug­handel, die Euro-Fälschung, die Geldwäsche insgesamt – all das sind Bedrohungen, gegen die wir nicht mit konventionellen Mitteln, so wie bisher, vorgehen können.

 


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