Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll61. Sitzung / Seite 62

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Kinderwunsch und Erwerbstätigkeit sozusagen unter einen Hut zu bringen – noch zu verstärken.

All das wird nicht gehen, ohne dass die Arbeitswelt familienfreundlicher gestaltet wird. Der heutige Beschluss über die Elternteilzeit ist, denke ich, höchst an der Zeit. Ich hätte mir eigentlich schon in den letzten zehn Jahren – unter einer sozialdemokratisch geführten Regierung, die verbal immer sehr stark für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eingetreten ist – erwartet, dass Elternteilzeit zu einem Thema gemacht wird, das dann auch dem Parlament beschlussreif vorgelegt hätte werden sollen.

Wir haben jedenfalls mit dieser Elternteilzeit heute ein gutes Angebot seitens der Politik gemeinsam mit der Wirtschaft, von dem letztendlich alle profitieren werden. Es profitieren die Betriebe davon, weil sie zufriedene Mitarbeiter haben und vor allem auch dadurch, weil sie Frauen beschäftigen, die während der Familienzeit nicht unbedingt aus dem Erwerbsleben aussteigen müssen und dadurch auch nicht als qualifizierte Mitarbeiterinnen dem Betrieb verloren gehen. Es profitieren die berufstätigen Eltern davon, weil sie durch die Elternteilzeit die Möglichkeit haben, ihren Kindern mehr Zeit zu widmen, denn Zeit ist nach wie vor die wichtigste Ressource dafür, dass die Familie auch sozial zusammenhält. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Dadurch profitieren meiner Überzeugung nach vor allem die Kinder. In der gesamten Diskussion um die Elternteilzeit kommen mir die Kinder einfach ein bisschen zu kurz. Wir diskutieren, wir reden darüber, dass Eltern diese Möglichkeit haben sollen, aber wir reden kaum darüber, was es den Kindern bringt. Kindern bringt es Zeit, bringt es Zuwendung, bringt es Eltern, die ihnen zuhören können, denn das ist nach einem langen Arbeitstag, wenn die Eltern müde nach Hause kommen, oft etwas, was für unsere Kinder ganz selten ist.

Diese Vereinbarungen, die wir heute beschließen – und ich freue mich darüber, dass zumindest drei Parteien diesem Entwurf zustimmen –, beinhalten auch mehr als im Regierungsprogramm vorgesehen. Im Regierungsprogramm war das Recht auf Teilzeit für Betriebe ab 20 Mitarbeiter vorgesehen. Wir haben in, glaube ich, guten Verhand­lungen gerade für die kleineren Betriebe und somit auch für deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Möglichkeiten geschaffen, dass es zu einer wesentlichen Verbesserung der derzeitigen Rechtslage kommt. Ich darf nur zwei Beispiele noch einmal anführen: Eltern können nun gleichzeitig in Teilzeit gehen und vor allem wird die Karenzzeit auch mit in diese drei Jahre einbezogen.

Daher ist für mich Elternteilzeit eine ganz wichtige familiengerechte Maßnahme und Teil einer neuen familienpolitischen Unternehmenskultur. Um noch einmal den Ver­gleich mit dem Wasserglas zu strapazieren: Ich glaube, das Wasserglas füllt sich sehr stark, denn die Elternteilzeit ist nur ein Teil, viele andere Maßnahmen sind in diesem Wasserglas schon enthalten. Ich bin mir sicher, am Ende dieser Legislaturperiode wird dieses Wasserglas für die Familien fast übergehen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Kurz noch zum Vaterschutzmonat entsprechend dem Antrag der sozialdemokratischen Fraktion: Ich glaube, es geht nicht darum, dass wir Väter schützen, sondern es geht darum, dass wir Vätern die Chance geben, an der Entwicklung ihres Kindes aktiv teil­zuhaben. Und diese haben wir mit dem Kinderbetreuungsgeld und mit den vorge­sehenen sechs Monaten, dass der Bezieher im Laufe der Zeit zweimal wechseln kann, auch geschaffen.

Um die Diskussion über die Wichtigkeit der Väter in diesem Bereich zu verstärken und auch auf eine gute Basis zu stellen, sollten wir überlegen – ich überlege das gerade im Rahmen der Evaluierung und Optimierung des Kinderbetreuungsgeldes –, ob es nicht


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