Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 65

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Ein Volksentscheid ist ein wichtiger Schritt zur Annahme der Europäischen Verfassung. Wenn die Verfassung von mehr als der Hälfte der Bevölkerung in der gesamten EU und von drei Viertel der Parlamente angenommen ist, kann von einem echten Grün­dungsakt für die Europäische Demokratie gesprochen werden.

Anfrage

Für eine Europäische Demokratie und Stärkung des Parlamentes in der Verfassung

1. In welchen Punkten ist die österreichische Bundesregierung vom Konvententwurf für eine Europäische Verfassung, wie er auch von Hannes Farnleitner als ihrem „persön­lichen Vertreter“ im Konvent unterstützt wurde, im Rahmen der Verhandlungen seit der gescheiterten Regierungskonferenz abgewichen?

2. Werden Sie trotz der Zustimmung zum Konvententwurf weiteren Einschränkungen der Handlungsfähigkeit der Europäischen Union in jenen Politikbereichen, in denen laut Konvent mit qualifizierter Mehrheit entschieden werden soll, zustimmen?

3. Sind Sie für die rechtsverbindliche Aufnahme der Grundrechts-Charta in die Verfas­sung ohne einschränkendes Protokoll und für die gerichtliche Kontrolle aller Handlun­gen aller Europäischer Institutionen insbesondere auch im Bereich der inneren Sicher­heit aktiv eingetreten?

4. Hat die Bundesregierung der Einschränkung der Rechte des Europäischen Parla­mentes in Fragen des Haushaltsrechtes zugestimmt?

5. Sind Sie für eine europaweite Volksabstimmung über die Europäische Verfassung als grundlegende demokratische Willensbildung der Bürgerinnen und Bürger aktiv ein­getreten und haben Sie eine Initiative Österreichs dazu vorgelegt?

Für eine Europäische Sozialunion

6. Auf welcher Grundlage haben Sie dem eklatanten Eingriff gegen die ersten Ansätze eines Sozialen Europa, der Querschnittbestimmung eines „hohen Beschäftigungs­niveaus“ (Kap. III-2a; CIG 76/04) zugestimmt und welche Auswirkungen wird diese Be­stimmung für das im Konvententwurf verankerte Ziel der Vollbeschäftigung (Art. I-3 (3) Konvententwurf) haben?

7. Welche Initiative haben Sie gesetzt, damit Steuerdumping innerhalb der EU mit in Kraft treten der neuen Verfassung überwunden werden kann?

8. Teilen Sie die Auffassung des Nobelpreisträgers (für Ökonomie) Robert Solow, dass der so genannte Stabilitätspakt mehr schadet als er nützt? Wenn ja, für welche inhalt­lichen Reformen treten Sie ein, damit der Stabilitäts- und Wachstumspakt seinen Namen tatsächlich verdient?

Europäische Friedenspolitik ohne Nato

9. Auf welcher rechtlichen Basis hat die Bundesregierung dem Passus, der die Nato zur unverzichtbaren Grundlage der europäischen Verteidigung macht (I-40 (7)), zuge­stimmt, ohne eine gemeinsame Außenpolitik, parlamentarische Mitbestimmung und das Gewaltmonopol der UNO als Voraussetzung verankert zu haben, und wie verein­baren Sie das mit den aus dem Neutralitätsgesetz abgeleiteten Verpflichtungen?

10. Inwieweit halten Sie die Teilnahme des verfassungsrechtlich gebundenen neutralen Österreich an möglichen Interventions- und Kampfeinsätzen eines solchen militäri­schen Kerneuropa für vereinbar?

 


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