Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 67

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Prinzip nur 20 Minuten für die Beantwortung einer solchen Anfrage einräumt, bemüht, das zu kürzen und auf wesentliche Punkte zu konzentrieren.

Die vier Blöcke, die wir anschneiden wollen und bei denen wir hoffen, dass Bundes­kanzler Schüssel sich wenigstens in einigen Punkten zu mehr Klarheit durchringt, als es bisher der Fall war, sind erstens die Rolle des Europäischen Parlaments und die europäische Demokratie, inklusive der Frage der Handlungsfähigkeit; der zweite Punkt umfasst die großen Fragen Vollbeschäftigung, Europäische Sozialunion, Stabilitäts­pakt; der dritte Punkt die europäische Friedenspolitik, Militärpolitik – warum haben Sie in der letzten Regierungskonferenz dem Passus zugestimmt, dass die Nato unver­zichtbare Grundlage der europäischen Verteidigung sein soll, Herr Bundeskanzler?, und andere Fragen –; und last but not least – und damit beginne ich dann auch – der europäische Atomausstieg.

Meine Damen und Herren! Mit diesem europäischen Atomausstieg befinden wir uns wirklich an einer Weggabelung der europäischen Politik. In den letzten Wochen, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Entwicklung der Erdölpreise, ist die Atomlobby in Österreich – nein, in Österreich ist sie Gott sei Dank schwach –, ist die Atomlobby in Europa so rührig, so emsig, so energisch tätig geworden wie seit langem nicht. Und diesem Treiben müssen wir, zumindest was die Europäische Verfassung und was den EURATOM-Vertrag betrifft, versuchen ein Ende zu setzen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.) Und da, Herr Bundeskanzler, sind einige Dinge, sind einige Klarstellungen von Ihrer Seite noch ausstehend.

Erster Punkt: Ich vermisse schon lange seitens der ÖVP eine klare Aussage dazu, dass der EURATOM-Vertrag, diese Förderung der europäischen Atomindustrie, einen klaren Fremdkörper im europäischen Binnenmarkt darstellt und eine klare Wettbe­werbsverzerrung zu Gunsten der europäischen Atomindustrie ist. Das liegt doch auf der Hand. Wenn Sie schon hin und wieder liberale, wirtschaftsliberale – meine Kolle­gen sagen sogar: neoliberale – Tendenzen zeigen, hier könnten Sie sie zeigen. Hier liegt eine echte Wettbewerbsverzerrung zu Gunsten der europäischen Atomindustrie seit bald 50 Jahren vor. Weg damit jetzt endlich! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

In der Europäischen Verfassung, besser gesagt, im Konventsentwurf zur Europäischen Verfassung wird erstmals eine Ausstiegsmöglichkeit für Mitgliedstaaten der Union aus dem EURATOM-Vertrag, sagen wir einmal, geöffnet. Es ist noch nicht alles fixiert, was in diesem Zusammenhang notwendig ist. Wird diese Ausstiegsmöglichkeit jetzt im Rahmen der kommenden Regierungskonferenz beziehungsweise spätestens mit der österreichischen Präsidentschaft in der EU Anfang 2006 zu einem zentralen Thema österreichischer Politik – ja oder nein?

Ich möchte gleich hinzufügen: Es geht nicht nur darum, dass Österreich und anderen Staaten der Ausstieg aus dem EURATOM-Vertrag ermöglicht wird, denn was ich nicht haben möchte und was die Grünen nicht haben möchten, ist, dass uns zwar eine Aus­stiegsmöglichkeit eröffnet wird – ohne deswegen aus der Union auszutreten selbst­verständlich –, aber gleichzeitig der Vertrag für die Atomlobby erhalten bleibt und die automatische Finanzierung aus dem EU-Budget erhalten bleibt. Das ist überhaupt die schlechteste aller Varianten. Da bleibt man schon lieber drinnen und stimmt dagegen und hofft, Bündnispartner zu gewinnen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Nein, es geht darum, auszusteigen und den EURATOM-Vertrag in einer so genannten Revisionskonferenz de facto aufzulösen, um dieser unzulässigen, unerträglichen Sub­ventionierung der Atomindustrie, der Betreiber von Atomkraftwerken, die ja de facto seit 50 Jahren stattfindet, endlich einmal ein Ende zu setzen.

 


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