Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 65. Sitzung / Seite 17

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werden können, damit sich das, was Sie beklagen, zu Recht beklagen, dass 60 Pro­zent der Menschen mit Sport, mit Bewegung relativ wenig zu tun haben, ändert.

Ein kurzer Rückblick auf die letzten paar Monate beziehungsweise Jahre: Als diese Regierung wieder angelobt wurde, ist das Sportministerium aufgelöst worden. Da hat es damals in der Sportszene einen großen Aufschrei gegeben. Die Begründung, die es dafür gegeben hat, war unter anderem: Sport soll Chefsache werden.

Jetzt sitzt Karl Schweitzer hinter mir, das finde ich sehr positiv, die „Chefsache“ war allerdings nicht auf ihn, sondern auf Wolfgang Schüssel bezogen. Da muss ich schon feststellen, das, was man von Wolfgang Schüssel zum Thema Sport hört und sieht, ist sehr wenig. Mir ist er einmal sehr groß aufgefallen, nämlich bei der Siegerehrung in Spielberg beim letzten Österreich-Grand Prix voriges Jahr. Da hat man schon ge­glaubt, er hat den Grand Prix gewonnen und nicht Michael Schumacher. Sonst hat man relativ wenig von Wolfgang Schüssel im Bereich Sport gesehen. Das ist ein Punkt, der zu ändern wäre. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Dann hast du, Karl Schweitzer, die Aktion „Fit für Österreich“ erwähnt, eine sehr positive Aktion. Ihr habt auch uns, die Oppositionsparteien, dazu eingeladen, an dieser Eröffnung, an diesem Test gemeinsam mit den Regierungsmitgliedern teilzunehmen. Wie wir beide wissen, war das dann eine etwas merkwürdige Situation, weil fast die gesamte Regierung angemeldet war, aber zu dieser Eröffnungsaktion dann letztlich drei FPÖ-Minister und ich gekommen sind. Die ÖVP-Minister sind nicht gekommen, weil es die Konkurrenz mit dem „Schweinehund“ von der Frau Rauch-Kallat gab, und diese sind lieber zu der „Schweinehund“-Präsentation gegangen als zur Präsentation der Aktion „Fit für Österreich“. Also hier die Parteipolitik etwas zurückzuschrauben, und zwar auch in der Regierung, wäre der nächste Punkt, der positiv dazu beitragen könnte. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

In aller Kürze zu den Stundenkürzungen. Es ist ein bisschen billig, zu sagen, die Schu­len seien schuld. Wir alle wissen, wie der Druck zustande gekommen ist: Stunden wur­den gekürzt, und natürlich hat es auch den Sport getroffen. Man kann es jetzt wertfrei betrachten: Es gibt heuer weniger Sportstunden als in den letzten Jahren, und das ist angesichts deiner Bemühungen sicher ein Misserfolg, den man hier feststellen muss.

Ich finde diese Bekenntnisse positiv, die Frage ist nur: Wie kann man denn etwas be­wirken, oder wie kann man einen Trend zu mehr Bewegung fördern und unterstützen? Man kann sehen, dass auch Sporterfolge, die von Österreichern erzielt werden, eine Auswirkung auf die Nachfrage haben. Ich als jemand, der aus dem Tennis kommt, kann mich gut erinnern, welchen Boom das ausgelöst hat, als Mitte der neunziger Jahre Thomas Muster auf einmal Nummer 1 der Weltrangliste war. Da haben wir auf einmal jeden zweiten Jugendlichen auf dem Tennisplatz gehabt. Wenn man sich jetzt rückblickend anschaut, was passiert ist, dann wird man feststellen, dass Tennis in Österreich komplett versandet ist, dass die Strukturen nicht gepasst haben.

Die Frage ist: Was hat dazu geführt? Unter anderem hat auch dazu geführt, dass es damals eine sehr breite Berichterstattung in den Medien, insbesondere im ORF, gege­ben hat. Tennis ist wirklich gepusht worden! Und wenn man es sich heute anschaut, dann sieht man, Tennis hat offenbar nicht so wirklich funktioniert. Das ist übrigens auch ein Wirtschaftsfaktor, der problematisch ist: Im Umfeld von Wien sind die Tennishallen wie die Schwammerl aus dem Boden gesprossen – mittlerweile sind sie vom Zusper­ren bedroht. Abgesehen davon, dass dort teilweise „Wüsten“ entstehen, sind auch viele Arbeitsplätze verloren gegangen, weil es nicht gelungen ist, diesen Boom mitzu­nehmen.

Jetzt gibt es neue Sportarten, die ebenfalls boomen. Ich denke insbesondere an Tisch­tennis – Werner Schlager war im Vorjahr Weltmeister – und an Schwimmen, das jetzt


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