Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 65. Sitzung / Seite 30

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Ich habe ihn ja schon etwas früher kennen gelernt – wenn ich mich nicht irre, muss das Ihr erstes Jahr als Abgeordneter gewesen sein, Herr Präsident, 1971. Da waren Sie an der Universität Innsbruck, um für die kommenden Firnbergschen Reformen der Univer­sitätsstruktur zu werben, und mit Ihnen war ein junger Beamter, der später Sektions­chef wurde. Mir ist damals aufgefallen – ich erinnere mich daran gut; ich war nicht acht Jahre, ich muss Mitte, Ende 20 gewesen sein –: der Beamte, der ganz sachlich und direkt vorgetragen hat, was jetzt kommen soll – und Heinz Fischer, der Politiker. Er hat sich in der Diskussion sozusagen den Rücken freigehalten für allfällige Änderungen, Modifikationen, die noch vorzunehmen sind. Das hat mich sehr beeindruckt.

Unsere nächste Begegnung war Anfang beziehungsweise Mitte der achtziger Jahre. Damals war Heinz Fischer Wissenschaftsminister, und da gab es so ein kleines For­schungsprojekt: „Die wirtschaftlichen Perspektiven der österreichischen Rüstungs­industrie“ (Heiterkeit bei den Grünen), bearbeitet von einem selbständigen, jungen Re­chercheur – sagen wir –, Peter Pilz, und ich hatte das Vergnügen, Projektleiter zu sein. Warum Heinz Fischer dieses Projekt genehmigt hat – dies zu ergründen bleibt der historischen Forschung noch vorbehalten. (Allgemeine Heiterkeit.) Jedenfalls war das für mich sehr interessant: Es gab jede Menge Interventionen von SPÖ-Seite, dieses Projekt fallen zu lassen – ich habe damals jede Woche irgendeinen Anruf in meinem harmlosen Büro in der Liechtenstein-Straße bekommen –, es gab auch Interventionen von der ÖVP, aber weniger, und die FPÖ war sowieso dagegen – Frischenschlager war damals Verteidigungsminister und wollte von dieser Studie von Haus aus nichts wissen. Ich habe damals viel gelernt – Heinz Fischer war das wahrscheinlich nicht neu.

Und dann habe ich mit meinem Klub der Grünen Heinz Fischer als Präsident des Na­tionalrates erlebt, und in dieser Zeit haben wir grosso modo, im Großen und Ganzen, positive – sehr, sehr positive – Erfahrungen mit Heinz Fischer gemacht: als einem unparteiischen, fairen Leiter dieses Hauses, als einem hervorragenden Kenner der Ge­schäftsordnung – nicht immer zum eigenen Vergnügen –, als Kenner aller Präzedenz­fälle, die jetzt gerade passen – und die anderen, die vielleicht auch passen würden, sind einem gerade entgangen –, als einem taktvollen Mahner, würde ich sagen, hier bei unseren Sitzungen.

Ich verstehe durchaus, dass dieses Amt oft schwierig ist, nicht wahr? Man will ja nicht zu oberlehrerhaft sein, muss aber doch für Ruhe und Ordnung sorgen. – Ich glaube, im Großen und Ganzen hat Heinz Fischer das sehr gut gemacht. Und er hat auch außer­halb der eigentlichen Sitzungen, zum Beispiel bei den – inzwischen jährlichen – Ge­denksitzungen zu den Opfern des Nationalsozialismus die richtigen Worte gefunden.

Vielleicht noch Folgendes: Heinz Fischer hat es mit den Grünen nicht immer ganz leicht gehabt. Meine Vorredner haben mit Recht darauf hingewiesen, wie sehr er auf die so genannte Würde dieses Hauses bedacht ist. Und ich kann mich dunkel erinnern, dass es einmal einen Staatsempfang für ein Königshaus, wenn ich nicht irre, gab, und es ergab sich unglücklicherweise, dass die Hälfte des grünen Klubs gerade in der Säulenhalle neue Skater ausprobierte. – Das kann nicht ganz einfach gewesen sein.

Es wird in unserem Klub auch gerne erzählt, dass Madeleine Petrovic einmal mit einer Tierschutzorganisation bei Heinz Fischer – dem Protokoll nach immerhin dem zweiten Mann des Staates – im Büro war und einem der Hunde – Hunde waren auch mit – dort ein kleines Missgeschick passiert ist. (Abg. Dr. Khol: Das war eine Biberratte!) – Also ich verspreche, dass wir nicht planen und vorhaben, in der Hofburg ähnliche Ereignisse zu duplizieren!

Herr Präsident Fischer! Auch von der grünen Fraktion – Sie brauchen das ja nicht, aber ich sage es trotzdem – Dank und Anerkennung für diese vielen Jahre Ihrer Präsident­schaft! Sie gehen uns nicht verloren. Ich hoffe auf ein gutes Wiedersehen in der Hof-


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