Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 75. Sitzung / Seite 58

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Der Herr Finanzminister hat – ich bin vielleicht einer der wenigen, die sich in ihn hineindenken können, denn als Justizminister habe ich auch sieben Misstrauens­anträge hier im Nationalrat überstanden, das heißt, sieben Mal hat mir das Hohe Haus das Vertrauen ausgesprochen; das stärkt, Herr Finanzminister; ich weiß, wie das ist –, der Herr Finanzminister hat in bewundernswerter Gelassenheit sehr sachlich auf die Aus­führungen der Oppositionsredner reagiert.

Bundesminister Grasser hat eindeutig gesagt – kein Redner der SPÖ hat das nachher aufgegriffen –, dass bei Privatisierungen die österreichischen Interessen gewahrt werden sollen. Das hat niemand von der SPÖ aufgegriffen. (Zwischenruf bei der SPÖ.) – Sie haben so getan, als ob Sie es nicht gehört hätten, jedenfalls: Sie haben es nicht aufgegriffen!

Bundesminister Grasser hat ferner 30 Jahre Wirtschaftspolitik erwähnt, die – soweit sie von der SPÖ zu verantworten war – wahrlich kein Ruhmesblatt bedeutet. Ebenso hat der Herr Finanzminister darauf hingewiesen, dass sieben Betriebe von Ihnen zur Gänze verkauft worden sind. – Wieder keine Reaktion von Ihnen von der SPÖ!

Auf eines jedoch hat Bundesminister Grasser nicht hingewiesen – das hätte mir jedoch ganz gut gefallen –, dass auch der „Konsum“ zu diesen Pleite-Betrieben gehört hat! Die „Konsum“-Pleite war die größte Pleite der Nachkriegsgeschichte: 26 Milliarden Schilling Passiva! Das ist fast eine „Kunst“, jedenfalls eine Peinlichkeit und Demütigung Ihrer SP-Freunde. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Gusenbauer: Ihr Demokratieverständnis schreit zum Himmel! Das ist unfass­bar!)

Herr Abgeordneter Cap hatte die Möglichkeit, auf den Herrn Finanzminister als nächster Redner zu replizieren, Herrn Finanzminister Grasser sachlich anzugreifen, ihn zu kritisieren. – Jedoch: Es ist nichts gekommen! Aber Sie haben Ihre Vorleseübungen fortgesetzt und Zeitungsmeldungen zitiert, und zwar aus der „Kleinen Zeitung“, „profil“, „Presse“, „WirtschaftsBlatt“ und so weiter. Nur Zitate, sonst nichts! Da wiederum auch nur die Überschriften! Sie haben das nicht näher begründet, nichts! Das ist nicht schwierig! Sie, Herr Abgeordneter Cap, haben – wie immer – ganz gut polemisiert, was teilweise interessant und zum Teil auch lustig war, aber: Es war das keinesfalls sachlich, es war auch inhaltlich nicht überzeugend!

Sie, Herr Abgeordneter Cap, haben dann von der Reputation Österreichs ge­sprochen. – Dazu: Lesen Sie sich doch einmal Ihren Debattenbeitrag durch! Gerade dieser war ein einziger Angriff auf die Reputation Österreichs! Wenn Sie solche Angriffe hohl und mit Worthülsen durchführen, aber dann nichts folgt, so ist das peinlich und entlarvt Sie! Irgendwie habe ich mich an die Zeit der EU-„Sanktionen“ erinnert gefühlt: dass man Österreich angreift und erwartet, dass das im Ausland aufgegriffen wird. – Es ist peinlich, wenn das bei Ihnen so weitergeht! Werden Sie endlich sachlich! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Da diese Dringliche Anfrage dem Herrn Cap zu wenig war, hat er gleich, natürlich völlig unsachlich, auf die Homepage von Bundesminister Grasser Bezug genommen und hier wiederum Falsches behauptet. Die wenigen Fakten, die Sie, Herr Abgeordneter Cap genannt haben, sind falsch. So haben Sie beispielsweise von einer 75-prozentigen Bemessungsgrundlage gesprochen. – Das stimmt nicht! Es kommt in dieser Sache nämlich nicht auf die Bemessungsgrundlage an, sondern auf den angeblich oder vermeintlich hinterzogenen Steuerbetrag. Und das ist ganz etwas anderes! In diesem Fall ist das weniger als die Hälfte.

Lesen Sie, Herr Abgeordneter Cap, das einmal nach – auch in Zeitungen steht das bereits richtig –, und dann werden Sie vielleicht doch neue Erkenntnisse gewinnen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite