stößt Ihr Pensionsmodell einfach an die Grenzen der Realität. Wenn Ihnen jedoch gleichgültig ist, wie die Lebensverläufe von Frauen beziehungsweise von jüngeren Menschen tatsächlich ausschauen, dann kann man natürlich mit so einem Pensionsmodell arbeiten, aber uns ist das eben nicht egal!
Dazu folgende Argumente: Im Durchschnitt ist jeder Arbeitnehmer/jede Arbeitnehmerin in drei Jahren hundert Tage arbeitslos. – Das ignorieren Sie in Ihrem Modell jedoch völlig!
Nur 30 Prozent der Frauen kehren nach der Phase der Kinderbetreuung wieder auf ihren vorherigen Arbeitsplatz zurück. Das bedeutet nicht nur, dass sie in Teilzeit arbeiten, sondern dass sie auch dann, wenn sie zurückkehren, oft geringer bezahlt wiedereinsteigen, oft an minderqualifizierten Positionen. Das sind dann eben die „berühmten“ Erwerbseinbrüche, Einkommenseinbrüche im Leben einer Frau. Das brauchen Sie sich doch nur anzuschauen: schlechte Bezahlung nach Betreuungsphasen!
Frauen, die in Bildung investiert haben, Frauen, die auf die Universität gegangen sind, viele Menschen, die nach einem Studium, nach einer Berufsausbildung sozusagen in einem Graubereich arbeiten, die noch nicht pensionsversichert sind, die auf Werkvertragsbasis arbeiten, die in Projekten arbeiten: Das ist das moderne Arbeitsleben, das ist das Leben von 25- bis 35-Jährigen! – Das haben Sie jedoch völlig ausgeblendet aus Ihrem Modell! (Beifall bei den Grünen.)
Ihre Formel 45 – 80 – 65 passt nicht für Frauen! Im Gegenteil: Dadurch wird deren Situation sogar noch verschärft!
Der zweite Punkt, den es sich dabei anzuschauen lohnt, ist die Frage der gerechten Verteilung von Pensionsmitteln. Sie von den Koalitionsparteien haben vorhin gesagt, die Zahlen, die Ihre Experten auf der Basis unseres Modells durchgerechnet hätten, würden zeigen, dass es dann mehr an Zuschüssen geben müsse. – Unser Modell ist jedoch in Wirklichkeit ein ganz anderes, ist nämlich aufkommensneutral. Daher ersuche ich Sie, mit mir noch einmal diese beiden Zahlen durchzugehen.
Im Moment erhalten 7 Prozent der PensionsbezieherInnen über 25 Prozent des gesamten Pensionskuchens, vorzugsweise Männer. 21 Prozent, also ein sehr großer Teil der Pensionistinnen und Pensionisten, beziehen nur 7 Prozent des Pensionsvolumens. Ist das nicht ein Missverhältnis, das auszugleichen es sich lohnt, nämlich das Gesamtvolumen gerechter zu verteilen?! (Beifall bei den Grünen.)
Mit unserem Sockelmodell wäre das möglich, und mit unserem Sockelmodell, bei dem dann die versicherungsmathematische Pension dazukommt, wird diese Ungerechtigkeit dramatisch aufgezeigt.
Ein großer Vorwurf von uns ist – deswegen heute dieser Dringliche Antrag –, dass dieses unser Modell in der gesamten Diskussion rund um die Pensionsreform nie ernsthaft angeschaut, durchgerechnet, bewertet oder geprüft wurde: weder von der Ursprungskommission, von der Tomandl-Kommission, noch bis zum heutigen Tage.
Uns, meine Damen und Herren, ist es zu wenig, in Oppositionsrhetorik, in Kritik zu verharren, denn hiefür ist uns dieses Thema zu wichtig. Daher: Wir wollen, dass Sie unser Modell einmal durchrechnen und vergleichen: Was bringt es an Vorteilen im Vergleich zum Vorschlag der Bundesregierung?
Das ist ein sehr konstruktiver Zugang. Und: Wir wollen nichts anderes, als dass Sie sich dieses Modell, das in der Schweiz sehr gut funktioniert – das zeigen die Zahlen, die wir vorgelegt haben –, im Detail anschauen. Dann würden Sie sich wahrscheinlich nicht mehr hier herstellen und Ihr Modell so vehement verteidigen. (Beifall bei den Grünen.)
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