Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 81. Sitzung / Seite 42

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wird, dass ein Lobbying von Seiten Österreichs in Brüssel noch vermehrt erfolgt, dass wir noch mehr davon ausgehen können, dass Österreich in Brüssel gut vertreten ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Was den Kommissar Fischler – bald ehemaligen Kommissar Fischler – betrifft, so teile ich dieses Lob, das von Seiten der ÖVP gekommen ist, nicht so ganz. (Abg. Dr. Van der Bellen: Wir schon!) Ich teile auch nicht die Meinung des Bundeskanzlers, dass Kommissar Fischler so besonders gute Agrarpolitik gemacht hat, denn wir haben in den letzten zehn Jahren schon sehr oft gesehen, dass Reformen im Agrarbereich nicht unbedingt dazu geführt haben, dass die Bauern voll Hoffnung in die Zukunft geblickt haben, sondern es sind sehr viele Betriebe zum Zusperren gezwungen worden.

Es ist hier sehr oft eine Problematik entstanden, weil es einfach wichtig gewesen wäre – und das ist die Erwartungshaltung, die wir Freiheitliche oder auch die freiheit­lichen Bauern hatten –, auf die heimische Landwirtschaft zu schauen, nicht nur den Blick auf die gesamteuropäische Landwirtschaft zu richten, sondern ganz im Speziellen darauf zu schauen, dass unsere bäuerlichen Familienbetriebe erhalten bleiben (Abg. Dr. Glawischnig: Ist das jetzt Außenpolitik?), dass die bäuerlichen Familienbetriebe des Alpenraums eine Chance haben und nicht nur die Agrarfabriken im ehemaligen Osten. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die zweite Sache, die mir ein bisschen abgegangen ist, auch hier im Hohen Haus, ist die Präsenz unserer Vertreter in Europa. Ich halte es für enorm wichtig – und ich glau­be auch, dass das für die Zukunft ein ganz besonderes Anliegen sein wird –, dass wir mehr Möglichkeiten haben, hier im Parlament mit unseren höchstrangigen Vertretern in den Gremien in Brüssel, in Straßburg oder wo auch immer zu reden, zu diskutieren, zu sprechen, dass wir auch eine Chance bekommen, hier im Parlament Diskussionen zu führen.

Meine geschätzten Damen und Herren! Auch wenn ich weiß, dass das auf Grund der Rahmenbedingungen momentan nicht ganz leicht möglich ist, auch wenn die Ge­schäftsordnung hier anderes vorsieht, so glaube ich, dass es einfach wichtig ist – und deshalb bin ich auch sehr froh, dass gerade die Freiheitlich diesbezüglich in Zukunft Initiativen, sei es im Konvent oder auch woanders, setzen werden –, dass wir hier mehr und kontroversiell mit unseren Repräsentanten in Brüssel diskutieren können, dass wir hier von Seiten der Regierung, aber auch von Seiten der Opposition Fragen stellen können, diskutieren können und damit auch qualitativ zu einem besseren Verständnis von Österreich und Brüssel beitragen können, denn das Wahlergebnis der letzten Europa-Wahlen hat gezeigt, dass in diesem Bereich auf Seiten der Bevölkerung – und das zu Recht – Verdrossenheit herrscht. (Beifall bei den Freiheitlichen sowie des Abg. Mag. Molterer.)

Meine geschätzten Damen und Herren! Abschließend möchte ich noch einmal kurz zur Türkei-Frage Stellung nehmen. Klubobmann Scheibner und Kollege Bösch haben die freiheitliche Linie hier klar dargelegt. Wir sind die einzige Partei, die einen bestehenden Vorstandsbeschluss hat, der einen Beitritt der Türkei im Sinne eines Vollbeitritts ganz klar ablehnt. Wir lehnen auch die Beitrittsverhandlungen – die einen Beitritt als logische Konsequenz haben – ab.

Ich möchte daher auch an den Bundeskanzler noch einmal verstärkt die Bitte richten – weil er hier hinter mir auf der Regierungsbank sitzt, möchte ich das live und vor Ort machen (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen – Abg. Parnigoni: Was machen Sie dann im Hauptausschuss?) –, diese Verhandlungen so zu führen, dass es nicht zu einer Vollmitgliedschaft kommt, dass es nicht dazu kommt, dass wir zwingend in zeitlicher Hast verhandeln und mit Eile vorgehen, sondern dass wir sehr wohl beden­ken sollten, dass die Interessen Österreichs und damit jene Europas im Vordergrund


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