Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 48

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

äußerst reges Kulturleben: Ausstellungen, Sonderaktionen! Sie kritisieren, dass es eine Doppelgleisigkeit bei der Rubens-Ausstellung gibt. Ich muss sagen, ich habe mich auch schon gefragt, warum das so ist. Aber zumindest ist es, glaube ich, das erste Mal, dass eine so wertvolle und bekannte Ausstellung in zwei Häusern läuft.

All die Sonderaktionen und Neuankäufe darf man jedenfalls nicht außer Acht lassen, wenn man sagt, das sei alles ein Trauerspiel, alles ein Jammer! 2,9 Millionen Men­schen haben laut Kulturbericht im Jahre 2002 – aus diesem haben wir die Zahlen – österreichische Museen besucht. Das ist doch nicht nichts! Das zeigt vielmehr, dass die Museen attraktiv sind. Nicht alle haben dieselbe Besucherzahl, ich korrigiere. Ich habe seinerzeit nämlich gesagt, auch im Kunsthistorischen Museum sei die Besucher­zahl gestiegen. Das ist sie nicht, und man muss natürlich danach trachten, dass es auch dort mehr Besucher gibt. Das ist auch völlig klar! Es lobt ja niemand, wenn ein Missstand eintritt, aber ich finde, man braucht nicht alles nur schlecht und mies zu machen. Das ist ganz einfach nicht gerechtfertigt! (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Herr Abgeordneter Zinggl, Sie sagen, die Frau Minister beziehungsweise die Bundes­politik mache in der Kultur nichts anderes als Direktorenverträge zu verlängern, Reisen zu machen, Kunstwerke anzukaufen und so weiter und so fort! – Na, das ist wirklich eine sehr einfache Betrachtungsweise! Ich sehe schon ein, in der Opposition kann man sich alles erlauben, aber ein verantwortungsvolle Oppositionspolitik ist das nicht gerade! (Abg. Broukal: Da sprechen Sie aus Ihrer Erfahrung, oder?) Selbstverständ­lich waren wir auch in Opposition, aber wir haben immer eine konstruktive Oppositions­politik gemacht, Herr Abgeordneter! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ. –) Sie waren damals nicht im Parlament und wissen das deshalb nicht. (Abg. Dr. Niederwieser: Aber ich kann mich noch gut erinnern! Der Stadler!)

Ein paar Anmerkungen möchte ich noch machen: Frau Minister, die Mittel für den Denkmalschutz sind um 4 Millionen € erhöht worden. Das ist, finde ich, sehr positiv und wichtig, denn da geht es ja auch um den österreichischen Tourismus! Wir in Österreich sind alle stolz darauf, welche Bauwerke, welche Objekte von kunsthistorischer Bedeu­tung wir haben, und da hat man natürlich beim Denkmalschutz ein sehr gewichtiges Wort mitzureden.

Ich glaube nur, dass mit der besseren finanziellen Ausstattung des Denkmalschutzes auch eine gewisse Sensibilisierung einhergehen muss. Deswegen würde ich Sie bitten, dass Sie als Ministerin Ihren Einfluss auf die Länder und auf die Gemeinden dahin gehend geltend machen, dass wertvolle Kulturobjekte nicht zerstört werden, man sie nicht verrotten lässt und so weiter. Es ist nach wie vor eine Schande, dass beispiels­weise die Klimt-Villa sozusagen „dahinvegetiert“, dass man eigentlich nicht weiß, was mit dem Objekt geschehen soll. Es gibt zwar einen Verein, der nagt aber mehr oder weniger am Hungertuch.

Gleiches gilt für die Primavesi-Villa in Wien. Ein riesengroßer Park, der natürlich zu dem gesamten Ensemble gehört, wird mit irgendwelchen Wohnblöcken vollgestopft werden. (Abg. Dr. Niederwieser: Der Grasser hat kein Kulturverständnis!) – Die Primavesi-Villa geht beispielsweise Wien etwas an. Aber es ist egal, wen es etwas angeht. (Abg. Neudeck – in Richtung des Abg. Dr. Niederwieser –: Die gehört der BAWAG! Das war jetzt ein Eigentor!)

Ich betone: Wichtige Objekte müssen geschützt werden, Herr Abgeordneter! Da möchte ich jetzt nicht wieder dieses Geplänkel haben, sondern da muss es uns allen um die Sache, um die Erhaltung der Objekte gehen! Frau Minister, ích bitte Sie wirk­lich, dass Sie da etwas tun! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite