Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 86. Sitzung / Seite 12

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rungssysteme. Ich werde mich nicht allein auf die Pensionsversicherung beschränken, dafür ist ja morgen Zeit genug, sondern möchte auf das Gesamtbild der sozialen Si­cherung, also darauf, wofür dieses Geld ausgegeben wird, einen Blick werfen.

Diese Systeme sind natürlich immer neu zu gestalten. Es ist nicht Aufgabe einer Politik für die Menschen, den Status quo zu bewahren oder ein Museum der sozialen Einrich­tungen herzustellen, sondern die Aufgabe der Politik ist es, diese Systeme leistungsfä­hig für die Aufgaben von heute und von morgen zu gestalten. (Beifall bei Abgeordneten der ÖVP und der Freiheitlichen.)

Altersvorsorge, Pensionssicherungsreform 2003 und Harmonisierung wird also, wie ich hoffe, morgen behandelt werden. Die Krankenversicherung gehört zwar nicht ganz zum heutigen Budgetkapitel, muss aber unbedingt miterwähnt werden: Nicht die Leis­tungsfähigkeit von gestern, mit wochenlangen Spitalsaufenthalten und so weiter, be­wahren, sondern die moderne Medizin allen zugänglich machen!

Pflege und Pflegeversicherung: Ich bin sehr froh, dass im Budget 2005 eine Valorisie­rung des Pflegegeldes vorgesehen ist. Das war schon überfällig, das ist richtig, aber trotzdem darf der Blick darauf, dass wir in den letzten Jahren immer wieder quantitativ ausgeweitet haben, etwa mit dem Pflegegeld ab Geburt für behinderte Kinder, und andere sozial notwendige Ausgaben getätigt haben, nicht verstellt werden. Bei der Be­hindertenmilliarde geht es nicht nur darum, das Geld dafür einzusetzen, die Menschen finanziell zu unterstützen, sondern auch darum, diesen nach Möglichkeit den Zugang zum gesellschaftlichen Leben sicherzustellen, für sie Arbeitsplätze zu sichern und Lehrmöglichkeiten zu schaffen. Die Familienpolitik ist mit Kinderbetreuungsgeld, Fami­lienbeihilfe, Hospizkarenz und so weiter überhaupt ein Kennzeichen dieser Bundesre­gierung.

Ich möchte all das aber auch ins Gesamtbild der Sozialpolitik stellen: Wir haben trotz notwendiger Einsparungen bei den öffentlichen Haushalten seit 2000 immer in die Fa­milienpolitik investiert und gleichzeitig mit der Pensionssicherungsreform und Pensi­onsharmonisierung wiederum versucht, das alte Gleichgewicht herzustellen, also nicht alles an sozialen Ausgaben nur in eine Generation zu investieren. Bei den meisten ist in Vergessenheit geraten, dass zum Beginn des Ganzen, Mitte der fünfziger Jahre, die Beitragssätze für beide, nämlich Familienlastenausgleich und ASVG, mit 5 Prozent gleich groß waren. In späteren Generationen wurde dieser Satz dann für die Pension verdoppelt und für den FLAF, wenn auch geringfügig, herabgesetzt.

Wir versuchen ohne Beitragserhöhungen das Lot wieder herzustellen und den er­werbstätigen und nachwachsenden Generationen das Entsprechende zukommen zu lassen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

Es geht aber nicht nur darum, dass Sozialpolitik alle Bereiche des Lebens umfasst, sondern nach unserer Auffassung auch darum, dass alle Bürgerinnen und Bürger von Sozialpolitik umfasst sind. Soziales ist keine Politik, bei der die Reichen einzahlen und man dann an Arme verteilt – ein armes System für Arme, wie wir es in den angelsäch­sischen Ländern beobachten können –, sondern ein umfassendes System, von wel­chem jeder ein Teil ist, entweder als Geförderter oder als Geforderter: als Geförderter, als Kind, als Auszubildender, als Studierender, als Unterstützender dann, wenn man krank ist oder Unfallrehabilitation bezieht, in der Altersversorgung; und als Geforderter, als Erwerbstätiger, als Einzahler. In einer modernen Erwerbsbiographie wechseln diese Rollen auch!

Ich glaube, dass es wichtig ist, neben der Verteilung zwischen niedrigen und höheren Einkommen auch die Generationengerechtigkeit in der Verteilung einer modernen So­zialpolitik, so wie wir sie uns vorstellen, zu erkennen.

 


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