Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 86. Sitzung / Seite 117

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

fen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.) Das ist genau der Standpunkt, den wir in dieser Frage einnehmen mussten und auch eingenommen ha­ben.

Die Lage, auf die wir getroffen sind, ist heute schon mehrmals im Zuge der Sozialde­batte erörtert worden. Die Demographie zwingt uns zu handeln. Der Altersquotient, das Verhältnis zwischen Jungen und Alten, das für die Finanzierung aller Sozialsysteme wesentlich und ausschlaggebend ist, wird sich in absehbarer Zeit verdoppeln, das heißt doppelt ungünstiger werden. Wir müssen etwas tun.

Im Gesundheitswesen schlägt dieser Altersquotient mehrfach zu Buche. Die Zahl der Hochbetagten, jener, die die Kosten in der Medizin verursachen – Gott sei Dank kön­nen wir diese Menschen auch behandeln –, steigt um ein Vielfaches dessen, was jetzt der Fall ist. Gleichzeitig bietet der medizinische Fortschritt die Möglichkeiten, gute, aber eben sehr teure Behandlungen vorzunehmen.

Wir hatten da von Anfang an eine klare Position: Es muss weiterhin einen ungehinder­ten Zugang zu allen medizinischen Leistungen geben. Eine Rationierung, wie sie in manchen europäischen Staaten – das ist schon angeschnitten worden – stattfindet, lehnen wir ab. Und wir lehnen es auch ab, dass es zu einer Rationierung durch die Hintertür kommt. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Bures: Da merkt man aber nichts!)

Wer die Dinge treiben lässt – und das haben Sie in der Zeit, in der Sie verantwortlich waren, gemacht –, der riskiert die Rationierung durch die Hintertür. Dann wird, vorerst unmerklich, aber irgendwann für jeden verständlich, das öffentliche Gesundheitswesen die Leistungen herunterschrauben. Wer diese Defizite finanziell kompensieren kann, der wird es auch tun. Diese Zweiklassenmedizin wollen wir nicht verantworten. Und ein Schuft ist, wer mehr verspricht, als er halten kann. Wer halten will, dass die Rationie­rung, die Zweiklassenmedizin nicht kommt, der hat jetzt einen politischen Handlungs­bedarf, und den nehmen wir wahr. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

So klar wie die Ziele waren auch die operativen Aufgaben:

Zum Ersten: Es muss die Prävention, die bis jetzt ein Stiefkind der österreichischen Gesundheitspolitik war, aufgewertet werden. Ganz klar der Grundsatz: Gesundheit erhalten, um dann möglichst viele Mittel frei zu haben, um die hoffentlich weniger Kranken und weniger schwer Kranken gut zu versorgen.

Zum Zweiten: Kein neues Geld in ein reformbedürftiges System. Die Strukturreform, die in Angriff genommen worden ist und jetzt auf dem Tisch liegt, wird es zustande bringen, dass größtmögliche Wirtschaftlichkeit waltet, dass jeder Euro so sparsam, so ökonomisch wie möglich ausgegeben wird. Wir können es uns angesichts der Aufga­ben, die auch in den weiteren Jahren vor uns liegen, nicht leisten, auch nur einen Euro nicht effizient auszugeben.

Erst dann, wenn diese Strukturreform feststeht, muss auf den Tisch, es fehlen kurzfris­tig Mittel. Wenn es sein muss, muss dann über die Mittelbereitstellung geredet werden. Das war genau die Frage, die mit den Ländern im Zuge des Finanzausgleichs zu klä­ren war. Am 26. Oktober haben wir es gehört, 300 Millionen € brauchen die Länder, um ihre Spitäler zu finanzieren. Der Entwurf, der auf dem Tisch lag, ist unter der Verhand­lungsführung des SPÖ-Stadtrates Rieder zustande gekommen. Die drei SPÖ-regierten Länder haben diesem Entwurf, diesem Vorschlag ihre Zustimmung gegeben. Das wür­de ich im Zuge der gesamten Debatte – Herr Abgeordneter Lackner, Sie haben heute am Vormittag dazu Stellung genommen – nicht ganz vergessen. Und dieser Vorschlag, wenn ich Sie erinnern darf, hat zwar die Zustimmung Ihrer Landesgrößen gefunden, wir aber haben sofort Bedenken angemeldet.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite