Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 86. Sitzung / Seite 129

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Dieser Ansatz enthält auch den Bereich der Gesundheitsvorsorge, der bislang eher vernachlässigt wurde. Entsprechende Maßnahmen in puncto Ernährung, Bewegung zur Vorsorge gegen Herzkreislauferkrankungen, die neuen Gesundenuntersuchungen, die Gesundheitspässe, aber auch die mir – wie Sie wissen – sehr wichtige seelische beziehungsweise psychische Gesundheitsvorsorge sind Beweis dafür. Die Werbespots des Bundesministeriums und des Fonds „Gesundes Österreich“, die im Radio seit eini­ger Zeit zu hören sind, sollen zum Nachdenken anregen und dazu motivieren, dass die Menschen selbst Verantwortung für ihr Wohlbefinden übernehmen.

Im Gesundheitssystem ist im Sinne eines ganzheitlichen Systems dringend eine Ge­samtbetrachtung der Strukturen erforderlich. Deshalb halte ich die Schaffung der Bun­desagenturen mit den Gesundheitsplattformen in den Ländern für unumgänglich. War­um? – Gerade als systemisch ausgebildete Psychotherapeutin ist mir das Zusammen­spiel von Akteuren in einem System gut bekannt. Eine Organisation mit ihren Subsys­temen kann man wie ein Spinnennetz betrachten: Wo immer ein Spinnennetz bewegt wird, es bewegt sich in der Folge das gesamte Netz. Das bedeutet für das Gesund­heitssystem, dass, wenn irgendwo Veränderungen vorgenommen werden, das gesam­te Netz beeinflusst wird, und als Gesundheitsnetzwerk sollte man das Gesundheitssys­tem ja sehen.

Ein Beispiel betreffend die Psychiatrie beziehungsweise den psychosozialen Bereich: Wenn die Zahl der Psychiatriebetten abgebaut wird, dann muss zielgerichtet extramu­rale Versorgung aufgebaut werden. Oft ist auch eine regionale stationäre Versorgung zur besseren Einbeziehung des sozialen Umfeldes notwendig. Dass dies im Sinne der Patientinnen und Patienten ist – und in diesem Bereich haben wir es mit Patienten zu tun, die nicht alles als Hilfe sehen und deren Freiwilligkeit nicht immer gegeben ist –, versteht sich von selbst.

Deshalb muss es selbstverständlich werden, dass sich die Finanziers und die Leis­tungserbringer an einen Tisch setzen. Ziel dieses Miteinanders ist es, vernünftige, aus­gewogene Maßnahmen zu setzen, die auf die Bedürfnisse der Patienten abgestimmt sind. Dazu gehört auch das immer wieder angesprochene Schnittstellenmanagement. Das Motto muss lauten: So stationär wie nötig, so ambulant wie möglich.

Die besondere Herausforderung bei Systemänderungen ist, dass man nicht sofort sichtbare Erfolge verbuchen kann. Aber eine Effizienzsteigerung im Gesundheitssys­tem bei Qualitätssicherung und gedämpfter Kostenentwicklung dient im Sinne der Ge­sundheitsvorsorge uns allen, auf jeden Fall aber jedem Patienten und jeder Patientin.

Wenn Sie, Herr Dr. Grünewald, sagen, dass nicht immer ganz klar ist, in welche Rich­tung – bezogen auf den Kollegen Rasinger – die ÖVP beziehungsweise die Regierung geht, dann möchte ich Ihnen sagen: Es ist auch nicht immer ganz einfach zu entschei­den, welche kurzfristigen Maßnahmen man setzen soll, um das langfristige Ziel zu un­terstützen. Uns geht es um das langfristige Ziel, und für so große Systemänderungen wie die Gesundheitsreform braucht man ein hohes Verantwortungsgefühl und eine große Portion Mut.

Beweisen Sie, werte Kolleginnen und Kollegen von der Opposition, dass Sie Verant­wortung und Mut haben! Tragen Sie diese notwendige Gesundheitsreform mit! Unsere Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat sowie die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern zeigen mit dieser Reform, dass sie diesen Mut und diese Verantwortung besitzen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

16.31

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Öllinger. Seine Wunschredezeit beträgt 7 Minuten. – Bitte, Herr Kollege. (Abg. Dr. Rasinger: Öllinger verteidigt sich wieder!)

 


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