Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 128

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terschiede ermöglicht und die es auch ermöglicht, die Schulen untereinander zu ver­gleichen.

Ich erinnere nur an die Debatte um die Bildungsstandards, die Leistungsstandards ge­heißen haben. Als Erstes kam der Aufschrei von den Grünen und den Sozialdemokra­ten: Um Gottes willen, es darf doch nicht „Leistungsstandards“ heißen – „Leistung“ ist ja schon wieder ein verpöntes Wort –, es muss „Bildungsstandards“ heißen! Und ver­gleichbar darf schon überhaupt nichts sein, man soll keine Vergleiche anstellen.

Aber bitte, wenn wir nicht wirklich einmal Äpfel und Äpfel und Birnen und Birnen mit­einander vergleichen, dann werden wir nie auf einen grünen Zweig kommen. Auch die PisA-Studie hat in Wirklichkeit Äpfel und Birnen miteinander verglichen, weil nicht wie­der dieselben Schulen zum Vergleich herangezogen wurden. Es wurden nicht diesel­ben Schulen wie für die letzte PisA-Studie getestet. Wenn eine AHS das letzte Mal sehr gut abgeschnitten hat und jetzt eine andere nur ein durchschnittliches Testergeb­nis erzielt hat, dann kommt natürlich ein schlechteres Ergebnis heraus. (Abg. Öllinger: Das darf ja nicht wahr sein! – Abg. Dr. Wittmann: Das ist Realitätsverweigerung!)

Folgendes wird auch ganz deutlich: dass die Hauptschulen auf dem Lande eine andere Qualität haben als die Hauptschulen in der Stadt. Die Hauptschulen auf dem Lande haben in Wirklichkeit – und da können wir dieses Wort ansprechen – durchaus schon die Funktion einer Gesamtschule. Im Gegensatz dazu haben die AHS in der Stadt die Funktion einer Gesamtschule, und die Hauptschule ist leider zu einer Restschule ver­kommen. Das ist die Dramatik! Und diese Restschule wird vorwiegend von Kindern nichtdeutscher Muttersprache, von Zuwandererkindern besucht. – Das ist der Ansatz: Wir müssen uns dieser Risikogruppe zuwenden, denn das sind mehr als 20 Prozent der Schüler, das sind mehr als 20 Prozent der nächsten Generation unserer Arbeiter.

Ich gebe Kollegem Van der Bellen absolut Recht, wenn er sagt: Das ist die Generation, die in Zukunft die Hilfsarbeiter sein werden. Daher können wir da nicht länger zu­schauen. Hier ist von unserer Seite wirklich Handlungsbedarf gegeben. Es geht dabei nicht um den Großkonnex Gesamtschule, sondern um die Frage: Wie werten wir die Hauptschule in den Städten auf? Wie machen wir die Hauptschule zu einer Schule, die berufsorientiert lehrt, die Kinder, die Jugendliche auf den weiteren Bildungsweg vorbe­reitet?

Da geht es – ich habe es an dieser Stelle schon des Öfteren gesagt – auch um die Aufwertung der Lehre. Dass ein Lehrling mehr als 1 000 € für die Berufsreifeprüfung zahlen muss, ist doch unverständlich. Auf der einen Seite fordert man eine Aufwertung der Lehre, und parallel dazu muss ein Lehrling 1 000 € zahlen, damit er Matura ma­chen darf? – Bitte, das kann nicht der Weg sein!

Wir Freiheitlichen werden dafür sorgen, dass es in diesem Bereich zu Lösungen, zu Änderungen kommt. Ich lade Sie ein, mitzudebattieren und nicht zu lachen, Herr Abge­ordneter Gusenbauer! Für Sie ist das vielleicht lächerlich; ich weiß. Ihre diversen Be­rufsförderungsinstitute kassieren ja brav mit, und die würden dann um diese 1 000 € umfallen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Sie haben Recht, Ihre Rede ist eher zum Weinen als zum Lachen!) Dank auch an die Arbeiterkammer, dass sie das teilweise unterstützt. Sie können sich dann entsprechend einbringen, wenn es darum geht, das wirklich um­zusetzen.

Frau Bundesministerin Gehrer hat vom Bildungsklima gesprochen. – Wir brauchen wirklich ein Bildungsklima in Österreich, nämlich ein Bildungsklima, das auch die Leh­rer wieder unterstützt. Auch der ORF, der den Bildungsauftrag nur halbherzig ernst nimmt (Abg. Schopf: Genau!), kaum Diskussionen zulässt, die inhaltlich wirklich bil­dend sind (demonstrativer Beifall bei Abgeordneten der SPÖ), und der, sage ich ein­mal, auch nicht in der Lage ist, wirklich interessante Dokumentationen zu bringen, und


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