Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 127

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Oppositionspartei, von der SPÖ, erkannt worden, dass hier Handlungsbedarf gegeben ist. (Zwischenruf des Abg. Dr. Wittmann.)

Herr Parteivorsitzender Gusenbauer! Wenn Sie jetzt fordern, die Zweidrittelmehrheit aufzugeben und damit die Blockade aufzulösen, dann geben Sie doch zu, dass Sie bisher blockiert haben. (Abg. Dr. Wittmann: Das ist Realitätsverweigerung! – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch – in Richtung des Abg. Dr. Wittmann –: Wahrheit schmerzt!) Und Sie haben blockiert, weil es natürlich einfacher war, auch im Hinblick auf diverse Per­sonalvertretungswahlen, nur das zu machen, worauf unsere Lehrer nicht beleidigt rea­gieren. Nur ja nicht eine Stunde mehr verpflichtend in der Schule, nur ja nicht verpflich­tende Aus- und Weiterbildung! (Abg. Dr. Wittmann: Das ist Realitätsverweigerung!)

Reden wir über diese Dinge, reden wir über diese Strukturen, reden wir über den be­quemen rot-schwarzen Proporz im Schulbereich! Darüber müssen wir reden, und wir Freiheitlichen werden darüber reden. Wir werden uns die Abstimmung anschauen, und Sie werden die Nagelprobe bestehen müssen (Abg. Dr. Wittmann: Das ist Realitäts­verweigerung! Das ist ja jämmerlich!), wie ernst es Ihnen ist mit der Abschaffung der Zweidrittelmehrheit, denn damit kommt erstmals Bewegung in das System. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Eltern seien schuld, wird jetzt vermeintlich gesagt. Ich sage, derartige Schuldzu­weisungen sind viel zu einfach. Wir müssten überlegen: Ist nicht die gesamte Gesell­schaft – wenn man schon von Schuldzuweisungen spricht – schuld, die gesellschaftli­che Entwicklung? Es gibt immer mehr verhaltensauffällige Kinder, wird gesagt, Kinder aus zerrütteten Ehen, Kinder aus so genannten Patchwork-Familien, Kinder, die im Jahr zwei, drei Mal übersiedeln, weil der Exekutor vor der Tür steht, Kinder, die verun­sichert sind. (Abg. Sburny: Aber nicht sagen Sie jetzt, dass die Kinder aus Patchwork-Familien ärmer sind!) Wenn diese Kinder dann in die Schule kommen, sind sie natür­lich nicht entsprechend gefestigt, um dem Unterricht auch entspannt folgen zu können. (Abg. Sburny: Das ist unglaublich!) Das sind gesellschaftspolitische Entwicklungen, die wir auch berücksichtigen müssen. (Abg. Sburny: Sie haben überhaupt keine Ahnung!)

Sprechen Sie mit den Lehrerinnen und Lehrern, die werden Ihnen das bestätigen! Die Sorgen der Kinder werden in die Schule getragen, das ist Tatsache. Damit müssen die Lehrer fertig werden – und in Wirklichkeit wir alle. Da müssen Lösungen gefunden werden.

Jetzt sagt die PisA-Studie auch einmal mehr, dass vor allem im Bereich der Haupt­schulen große Schwächen zu finden sind; Berufsschulen wurden auch getestet, aber das sind ja in erster Linie Hauptschulabgänger. Und darin, muss ich sagen, spiegelt sich wirklich eine verfehlte Integrationspolitik über viele Jahre wider.

Wir Freiheitlichen waren die Ersten, die im Volksbegehren „Österreich zuerst“ davor gewarnt und gesagt haben, mehr als ein Drittel nicht deutsch sprechender Kinder in einer Klasse sind nicht vertretbar, nicht verkraftbar. Es wird alles darunter leiden. Und jetzt sind wir ja soweit, wir stehen in Wirklichkeit vor dieser Entwicklung. – Wir haben einmal mehr Recht gehabt, und das bereits vor elf Jahren! (Beifall bei den Freiheitli­chen.)

Ich sage weiters: Was jetzt auf dem Tisch liegt, ist uns zu wenig. Für diese PisA-Studie wurden 400 bis 450 Kinder abgefragt. Das ist eigentlich ein Klacks. (Abg. Brosz: Wie viele? Sagen Sie es noch einmal!) 450 SchülerInnen. (Abg. Brosz: 4 500!) 4 500, okay, da habe ich eine Null übersehen. 4 500, immer noch zu wenig. (Zwischen­rufe bei den Grünen.) Was wir brauchen, ist eine repräsentative österreichische PisA-Studie, die eine genaue Analyse unseres Stadt-Land-Gefälles, unserer regionalen Un-


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