Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 132

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Sie schränken schon wieder ein. Auf der einen Seite sagen Sie, ja, wir können gerne den Dialog führen, aber unser Schulsystem lassen wir so, wie es ist. Das, Frau Ministe­rin, ist keine Ausgangshaltung, wenn man etwas grundlegend reformieren will, und dass unser Schulsystem grundlegend reformiert werden muss, das wird Ihnen ja mitt­lerweile auch klar sein, hoffe ich zumindest!

Ich möchte auf noch einen Punkt eingehen, der mir als Familiensprecherin besonders wichtig ist. Die Defizite des Bildungssystems, das wir zurzeit haben, gehen sehr stark zu Lasten unserer Familien. Wenn ich etwa daran denke, dass in Österreich pro Jahr 57 Millionen € in Nachhilfestunden investiert werden müssen, so zeigt das noch einmal einen ganz wichtigen Punkt des Bildungssystems auf, der jetzt mit PISA noch gar nicht erfasst ist, nämlich die Tatsache, dass all jene, die mehr Geld zur Verfügung haben, die es sich leisten können, ihren Kindern Nachhilfestunden zu finanzieren, ihren Kindern natürlich auch die besseren Chancen auf einen besseren Bildungsabschluss ermöglichen.

Das ist ein ganz wichtiger Ansatzpunkt. Stichwort finnisches System. Sie sagen, wir wollen nichts 1 : 1 übernehmen. Wir sagen, wir müssen es nicht 1 : 1 übernehmen, aber wir müssen uns anschauen, was dort anders ist. Die Finnen fördern die Kinder stark individuell in den Schulen, und dadurch verhindert man, dass private Nachhilfe­stunden notwendig werden. Damit ermöglicht man Chancen für alle.

Frau Ministerin! Wenn es Ihnen ein Anliegen ist, dass alle Kinder in Österreich eine Chance auf einen guten Bildungsabschluss haben, dann müssen Sie diesen Weg nachvollziehen, dann müssen Sie da mitgehen und dürfen sich nicht länger dagegen sträuben! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Leider haben Sie eine Enquete zur PISA-Studie abgelehnt; ich hätte mir eine solche sehr gewünscht. Ich glaube, dass es gut gewesen wäre, wenn alle interessierten Kol­leginnen und Kollegen die Möglichkeit gehabt hätten, dieses Feld mit Expertinnen und Experten zu diskutieren, und zwar unter Einbeziehung der Öffentlichkeit. Schade, dass Sie das nicht getan haben. Die Begründung dafür war: Wir haben ja erst eine Bil­dungsenquete gehabt. Frau Ministerin, ich habe Sie bei dieser Bildungsenquete ver­misst so wie jedes andere Regierungsmitglied auch – es war niemand da. Während der gesamten Bildungsenquete des Bundesrates war kein einziges Regierungsmitglied anwesend! Das ist auch ein Zeichen für den Stellenwert der Bildung in Österreich in diesem Haus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Frau Ministerin Gehrer, Sie haben zum Dialog eingeladen – ich weiß noch nicht, wie Sie das weiterführen wollen. Nur, wenn die Basis ist, dass Sie sagen: Dialog ja, aber unser Schulsystem muss so weitergeführt werden!, dann ist das keine Basis, auf der man einen echten Dialog führen kann.

Sie können mit uns rechnen, wenn es um einen ehrlichen Dialog geht, aber ich möchte Ihnen gleich sagen: Als Feigenblatt für Mitgestaltung lassen wir uns sicher nicht miss­brauchen! Für einen ehrlichen und zielführenden Dialog stehen wir aber gerne zur Ver­fügung. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.21

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Brinek. Wunschredezeit: 6 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


16.21

Abgeordnete Dr. Gertrude Brinek (ÖVP): Frau Bundesministerin! Herr Präsident! Hohes Haus! Die ÖVP stellt sich der PISA-Studie und einer notwendigen Analyse. Mit Stehsätzen, wie sie von Herrn Gusenbauer vorgestellt wurden, können wir aber nur recht wenig anfangen. (Beifall bei der ÖVP.)

 


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