Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 147

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Ich glaube, es ist wichtig festzustellen, dass der Vorwurf, dass die sozialdemokratische Fraktion zur Bildung und zu anderen Bereichen nie eigene Vorstellungen hat, damit entkräftet werden kann, dass wir hier Anträge gestellt haben, die allerdings – und es ist mir wichtig, das festzuhalten – alle von den Regierungsparteien abgelehnt werden. Eine sachliche Diskussion war im Ausschuss nur in Teilbereichen möglich.

Sehr verehrte Frau Bundesministerin! Ich möchte Sie fragen: Wie geht es Ihnen denn heute? Gestern Nachmittag haben Sie einen sehr niedergeschlagenen Eindruck ge­macht, heute ist er auch nicht viel anders. Gestern waren Sie allein auf der Regie­rungsbank, niemand hat Ihnen bei der Diskussion geholfen. Steirische Parteifreunde von Ihnen haben dasselbe vorgeschlagen wie die Sozialdemokratische Partei in un­serem Land. Der Leiter der Zukunftsdiskussion meint, das Geld für Bildung bringt nicht das, was es bringen könnte.

Die SPÖ hat ein Bildungsprogramm, und Sie haben eine PISA-Studie. So hilflos wie gestern habe ich Sie, Frau Bundesministerin, eigentlich noch nie gesehen.

Warum diese Einleitung? Warum diese persönlichen Worte?

Sehr geehrte Frau Bundesministerin! (Abg. Ellmauer: ... freundliche Worte!) Ihre Politik führt zu den Ergebnissen, die wir haben, und Ihre Politik schadet dem Wirtschafts­standort Österreich! (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Gehrer.) – „Aber geh!“ als Zwischenruf von Ihnen nützt auch nichts, Frau Bundesministerin!

„Bildung ist die wichtigste Voraussetzung für die Entwicklung der Wirtschaft in einem Land.“ – Kommt Ihnen dieser Satz bekannt vor? – Das sind Ihre Worte, die Sie vor drei Jahren hier von der Regierungsbank aus gesprochen haben. Und wir stellen fest, dass heute die ärgsten Kritiker Ihrer Politik in den Interessenvertretungen der Wirtschaft sitzen.

Die Wirtschaftskammer sagt, wir müssen jetzt von den Vorzeigeländern, was die PISA-Studie betrifft, lernen. Österreichs Betriebe klagen seit Jahren über Mängel bei den Schulabgängern. Die Industriellenvereinigung sagt Ähnliches. Für die Industrie ist vor allem das schlechte Abschneiden der österreichischen Schülerinnen und Schüler im Bereich der Naturwissenschaften und der Technik beunruhigend. – Also Entwicklun­gen, die kein gutes Bild von Österreich im Ausland für Investoren und für den Wirt­schaftsstandort vermitteln.

Sie, Frau Bundesministerin Gehrer, sind die oberste Schulaufsicht, und Sie haben versagt – so einfach ist das. Und die Konsequenz? – Sie haben es uns im Ausschuss gesagt. Die Konsequenz aus diesem Versagen ist: Sie geben jetzt dem Leiter der Zukunftskommission ein bis zwei Monate Zeit zur Analyse der Ergebnisse. – Ich glaube, sehr verehrte Frau Bundesministerin, das ist etwas zu wenig!

Gut ist, dass wir durch diese Regierungsvorlage die Berufsbildungsorientierung neu ordnen, dass Einblicke in die Berufs- und Arbeitswelt möglich werden, die wir auch unterstützen werden und die auch dargelegt werden.

Allerdings glauben wir, dass es wichtig ist, dass eine Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf diese Schnuppertage in den Betrieben erfolgt, dass aber auch eine Nachbearbeitung notwendig ist. Wir hoffen auch, dass die von Ihnen zugesicherte Prüfung der Frage der Verantwortlichkeit während dieser Tage in den Betrieben, der Frage des Versicherungsschutzes und der Haftung, in ausreichender Weise erfolgt. Und ich denke, es ist auch wichtig, dass man eine begleitende Überprüfung während dieser Berufsinformationstage macht, sodass man allfällige Korrekturen später leicht durchführen kann.

 


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