Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 90. Sitzung / Seite 163

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meiner Kinder zu Hause, und ich betone es: Es war dies eine Aufgabe, die ebenso anspruchsvoll ist wie jene, die ich jetzt eben ausübe. (Abg. Dr. Niederwieser: Anspruchsvoller!)

Zu dem vorliegenden Gesetzentwurf: Das Frühwarnsystem auf das erste Semester auszudehnen, ist natürlich eine gute Sache, denn gerade auch bei der Erziehung, Bildung und Entwicklung von Kindern ist es wichtig, Fehlentwicklungen so früh wie möglich abzufangen. Das ist ja auch ein Resultat der PISA-Studie: Wir stellen zum Beispiel nicht nur bei Kindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, sondern vor allem in Wien auch bei Kindern deutscher Muttersprache in den letzten fünf Jahren eine sprunghaft angestiegene Verwahrlosung der Sprachbeherrschung fest. Wenn diese Defizite beziehungsweise soziale Defizite vorhanden sind und dadurch sozu­sagen eine mangelnde Schulreife besteht, dann ist natürlich der Start in die Schule ungeheuer schwer.

Frau Bundesminister! Man sollte sich vielleicht in diesem Zusammenhang überlegen, ob man nicht doch wieder die Vorschule aktiviert, die auch vom Ausbildungsmodus der Lehrer her geradezu darauf ausgerichtet ist, die mangelnde Schulreife – wenn sie auf Grund von Defiziten besteht und nicht auf Grund von Behinderungen, die befürchten lassen, dass es eine Schulreife gar nicht geben wird – gleich am Beginn der Schul­karriere zu beseitigen, damit eine Entwicklung möglich ist, die zum Erfolg führt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

16.53

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Nunmehr gelangt Herr Abgeordneter Faul ans Redner­pult. Er wünscht, 3 Minuten zu sprechen. – Bitte.

 


16.53

Abgeordneter Christian Faul (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! – Frau Bundesministerin, ich darf Ihnen aus der Steiermark zum Bildungs­dokumen­tations­ge­setz aus der Praxis etwas berichten.

Der ÖVP-Lehrerbund in der Steiermark, Kollege Amon, sammelt bereits Unterschriften gegen die Sinnlosigkeit dieses Bildungsdokumentationsgesetzes, denn letztlich hat auch die Umsetzung und die mangelnde Transparenz dieser Systeme zu großen Prob­lemen geführt. (Abg. Grillitsch: Das ist ein Gerücht! Das stimmt nicht!) Ich muss Ihnen ehrlich sagen, Frau Bundesministerin: Es war dies das erste ÖVP-Dokument, das ich gerne mit unterschrieben habe!

Frau Ministerin, zum Schulunterrichtsgesetz: Für mich gibt es zu kritisieren, dass Sie die Rolle der Eltern in der Form festgelegt haben, dass die Eltern letztlich die Verantwortung für die Jugendlichen im Zusammenhang mit den Betriebsbesuchen tragen. Sagen Sie mir bitte, Frau Bundesministerin: Wie soll eine berufstätige, allein stehende, allein erziehende Frau sich fünf Tage frei nehmen, um ihren Sohn oder ihre Tochter an den berufsbildenden Tagen in die Betriebe zu begleiten.

Was wir außerdem sehr kritisieren – ich habe es Ihnen im Ausschuss gesagt –, ist, dass es Ihnen wie bei den Schulversuchen an der Realschule nicht möglich war, die Schüler durch verpflichtende Berufsorientierungsstunden auf diese Berufsbesuche vorzubereiten, damit die Schüler nicht unreflektiert in die Betriebe kommen, sondern gut vorbereitet sind, die Berufsbilder bereits kennen und sich letztlich tatsächlich mit dem zukünftigen Beruf auseinander setzen können.

Frau Bundesministerin Gehrer, ein bisschen etwas zu Ihrer Verantwortung, die Sie so gerne auf die Länder übertragen, und letztlich auch zu der von Ihnen genannten Zahl: 12 Millionen. Ich habe es ausgerechnet: Ich habe in meinem Bezirk 100 Volksschulen und 20 Hauptschulen. Wissen Sie, was von Ihren 12 Millionen Schilling (Bundes­minis-


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