sie seit dem Jahr 2000 von einem Ministerium zum anderen „herumgeschupft“ wird. Seit 2003 – wie Sie gemeint haben, Frau Ministerin – wird überlegt, wie man diesen Käthe-Leichter-Preis evaluieren kann. Ein Jahr ist mittlerweile vergangen, und es ist meiner Meinung nach tatsächlich an der Zeit, dass dieser Preis wieder ins Leben gerufen wird, denn er ist für uns Frauen und für uns alle sehr, sehr wichtig. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
Käthe Leichter, meine Damen und Herren, war tatsächlich eine sehr bemerkenswerte Frau. Sie kämpfte vor allen Dingen für die Interessen und für die Rechte der Frauen, der Arbeiterinnen, der Arbeitnehmerinnen. Die Themen und Ergebnisse ihrer wissenschaftlichen Arbeit waren zu dieser Zeit bahnbrechend für viele Verbesserungen in der Arbeitswelt.
Diese Verbesserungen haben auch tatsächlich noch nichts an Aktualität verloren. Im Gegenteil: Es müssen Verbesserungen dazukommen, denn Themen wie zum Beispiel Berufsausbildung von Mädchen, Belastungen der berufstätigen Frauen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen oder die Positionierung von Frauen in Entscheidungsgremien sind für die Frauen in Österreich heute wieder von absolut zentraler Bedeutung.
Frau Ministerin Rauch-Kallat, in Ihrer Verantwortung, in Ihrer Aufgabe als Frauenministerin, so meine ich, liegt es, diese Themen aufzugreifen und Lösungen für die tatsächlich anstehenden Probleme zu entwickeln und vor allen Dingen Ihre Stimme für die Interessen der Frauen in Österreich zu erheben. Uns ist Ihre Stimme für die Frauen in Österreich zu leise. Ich denke, es ist an der Zeit, dass auch Sie, Frau Ministerin, Expertenmeinungen und auch wissenschaftliche Arbeiten nützen, um gezielt für die Stärkung der Frauen, der Arbeitnehmerinnen weiterzuarbeiten. Soziales Engagement ist gefragt! Emanzipatorische Frauenpolitik darf nicht wieder einem überholten Frauenbild Platz machen beziehungsweise durch ein überholtes Frauenbild verdrängt werden!
Eine interessante Feststellung, meine Damen
und Herren: Eine der vielen Publikationen von Käthe Leichter trug den Titel
„So leben wir – Gehört die Frau ins Haus?“ Heute, rund 80 Jahre
später, lesen wir in einer Zeitung die Aussage „Frauen gehören in die Kuchl“,
sollen die Kinder erziehen – und aus. (Abg.
Mag. Molterer: Geh bitte!) –
Das mag die Welt eines Gunnar Prokop sein, meine Damen und Herren, das kann und
darf aber nicht die Politik und auch nicht der Inhalt einer Frauenpolitik
beziehungsweise der Frauenministerin in Österreich sein. (Abg. Dr. Fekter: Ganz
richtig! Unsere ist es nicht!)
Meine Damen und Herren! Wer meint, das sei eine Privatmeinung, der irrt, denn auch das Private ist vor allen Dingen politisch.
Meine Damen und Herren! Die Frauen in Österreich – und da bin ich nicht auf Ihrer Seite, Frau Ministerin Rauch-Kallat – gehören nicht zu den Gewinnerinnen. Im Gegenteil, sie zählen zu den Verliererinnen. Das beweisen die vielen Daten und Fakten, die auf dem Tisch liegen, und das beweisen die täglichen Einzelschicksale, mit denen wir konfrontiert werden.
Der Käthe-Leichter-Preis bedeutet eine Würdigung für Frauen von Frauen für die Forschung in der Frauenarbeit, in der Frauenbildung – diese Frauen leisten Hervorragendes –, aber ich denke, der Käthe-Leichter-Preis bedeutet auch eine Würdigung und eine Anerkennung der Frau Käthe Leichter. In diesem Sinne, Frau Ministerin, vertrauen wir auf Ihr Wort und bitten Sie um die Einsetzung des Käthe-Leichter-Preises. Ich bin überzeugt, die Jury ist startklar. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)
15.27