Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 12

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Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer beziehungsweise die Schriftführerin.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

Heute vor fünf Jahren wurde die erste schwarz-blaue Regierung angelobt. Charak­teristisch für diese Regierung war und ist eine Politik, die die falschen Maßnahmen setzt – in der Wirtschaftspolitik ebenso wie in der Sozialpolitik, der Gesundheitspolitik, der Bildungspolitik oder der Sicherheitspolitik, um nur die wichtigsten zu nennen. Eben­falls charakteristisch für diese Regierung ist aber auch ihre innere Zerrissenheit, Uneinigkeit sowie ein Zick-Zack-Kurs in für Österreicherinnen und Österreicher zen­tralen Fragen. Eine Zerstrittenheit, an der bereits die erste Auflage von Schwarz-Blau zerbrach.

Jüngstes Beispiel für diesen koalitionsinternen Streit ist die interne Auseinander­setzung zwischen den Regierungsparteien über die künftige Sicherheitspolitik Öster­reichs. Eine Zerstrittenheit, die in Vorwürfen wie „Koalitionsbruch“, „Machtrausch“ und „Demütigung“ gipfelte. Nun sieht sich die Regierung offensichtlich gezwungen einen koalitionsinternen Sicherheits- bzw. Krisengipfel einzuberufen, um einer drohenden Eskalation in dieser Frage zu begegnen. Ein weiterer Beweis dafür, dass Wolfgang Schüssel, als Bundeskanzler zumindest theoretisch Koordinationsstelle der Regierung, die Fäden offensichtlich völlig entglitten sind. Er flüchtet einmal mehr in – in diesem Fall nicht einmal mehr beredtes, sondern vielmehr lustloses – Schweigen. Durch die­ses dilettantische Vorgehen wird die Umsetzung der Vorschläge der Bundesheer-Reformkommission, damit die Modernisierung und Weiterentwicklung des österreichi­schen Bundesheeres und letztlich die Zukunft der Landesverteidigung aufs Spiel gesetzt.

Unfreiwillig komisch wirkt in diesem Zusammenhang, wenn die ÖVP im Vorfeld der heutigen Sondersitzung davon spricht, dass diese Regierung umfassende Sicherheit in allen Lebensbereichen gewährleiste und Österreich auf die Überholspur gebracht habe. In Wahrheit hat es diese Regierung in allen Lebensbereichen „geschafft“, für mehr Unsicherheit zu sorgen. Beinahe zeitgleich mit den ÖVP-Behauptungen vermel­dete die Austria Presseagentur die höchste Zahl arbeitsloser Menschen in der 2. Re­publik – mehr als 364.000. Die Tatenlosigkeit der Regierung angesichts ständig stei­gender Arbeitslosenzahlen, das Chaos in der Gesundheitspolitik, die massiven Pen­sionskürzungen durch angebliche Reformen, die Konzeptlosigkeit und die Reform­blockade in der Bildungspolitik und die Zerstrittenheit in der Sicherheitspolitik sind wenig taugliche Mittel, der österreichischen Bevölkerung Sicherheit zu geben. Aus­schließlich mit sich selbst beschäftigt fehlt dieser Regierung Wille, Kraft und Energie, sich mit den drängenden Problemen Österreichs zu befassen.

Auf der „Überholspur“ befindet sich Österreich nach fünf Jahren Schwarz-Blau aller­dings tatsächlich: Bei der Arbeitslosigkeit, beim Anstieg der Schulden und des Bud­getdefizites und beim Anstieg der Inflationsrate. Bei den positiven Indikatoren – sei es die Steigerung der Realeinkommen, das Wachstum des Bruttoinlandsproduktes oder die Entwicklung der öffentlichen Investitionen – wo sich Österreich bis Ende der 90er Jahre tatsächlich auf der Überholspur befand – wurde auf die Kriechspur gewechselt.

Insgesamt ist die Bilanz der Schüssel-Regierung daher nach fünf Jahren eine Bilanz des Versagens:

Chaotische Verteidigungspolitik

Eine neue Qualität der Koalitionskrise wurde mit der einseitigen ÖVP-Festlegung, den Wehrdienst auf sechs Monate zu verkürzen, erreicht.

 


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