Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 95. Sitzung / Seite 13

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

FPÖ-Generalsekretär Scheuch warf der ÖVP „Koalitionsbruch und Machtrausch“ vor. Der Kärntner Landeshauptmann sprach davon, dass Wolfgang Schüssel alles tun würde, um seinen Partner, die FPÖ, zu demütigen.

Durch die FPÖ wurde ein Stopp für die Bundesheer-Reform ausgerufen und darauf hingewiesen, dass alles für ein „Revanche-Foul von gleicher Qualität“ vorbereitet werde.

Die Grundlage einer verantwortungsvollen Sicherheits- und Verteidigungspolitik sollten Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Kompetenz sein. Diese Basis fehlt der Regierung Schüssel zur Gänze. Der dramatische Koalitionszwist gefährdet die dringend not­wendige Reform des österreichischen Bundesheeres und damit die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher. Das einzige gemeinsame verteidigungspolitische Projekt der Regierung Schüssel ist daher die Beschaffung der unnötigen und sündteuren „Eurofighter“.

Die SPÖ, die schon im Jahr 2003 ein neues Wehrdienstmodell präsentiert hat, begrüßt das späte Einlenken der ÖVP auf die SPÖ-Linie, die Wehrdienstdauer zu verkürzen, und verlangt aber darüber hinaus deren klare gesetzliche Verankerung.

Völliges Versagen in der Sicherheitspolitik

Österreich war bis zum Jahr 2000 eines der sichersten Länder Europas, die Krimi­nalitätsraten waren gering, die Aufklärungsquoten hoch, die Exekutivbeamtinnen und –beamten motiviert, die Österreicherinnen und Österreicher fühlten sich in ihrem eigenen Land sicher.

Nur fünf Jahre später ist die jährliche Kriminalitätsrate von deutlich unter 500.000 angezeigten Delikten im Jahr 1999 auf 643.648 Delikte im Jahr 2004 angestiegen. Das ist eine Steigerung um mehr als 30 Prozent.

Einerseits war dafür die Kaputtsparpolitik im Bereich der inneren Sicherheit mit der Schließung von Gendarmerieposten und Wachzimmern verantwortlich, andererseits wurden aus rein parteipolitisch motivierter Willkür heraus erfolgreiche und angesehene Sicherheitsbeamte von ihren Posten vertrieben, versetzt oder in Pension geschickt. Dies nur um FPÖ-, aber insbesondere ÖVP-Parteigänger mit Posten zu versorgen.

Die Zerschlagung funktionierender Strukturen und Einrichtungen führte dazu, dass neben dem alarmierenden Anstieg der Kriminalitätsrate die Aufklärungsquote seit der Übernahme der Regierungsverantwortung von Bundeskanzler Schüssel von im inter­nationalen Vergleich hervorragenden 51,4 Prozent auf beschämende 38,1 Prozent ab­gesunken ist. Kombiniert man beide durch das Innenministerium erhobene Daten­sätze, wird die Bilanz der Regierung Schüssel im Bereich der inneren Sicherheit noch desaströser: Die Zahl der nicht aufgeklärten strafbaren Handlungen ist seit 1999 mit 239.718 Fällen auf 398.418 Fälle gestiegen. Dies entspricht einer Steigerung um zwei Drittel!

Es kann daher nicht mehr nur von einer Schwäche dieser Regierung im Bereich der inneren Sicherheit und des Grundbedürfnisses der Österreicherinnen und Österreicher auf ein sicheres und vor Kriminalität geschütztes Leben ausgegangen werden, es muss vielmehr von einem völligen Versagen gesprochen werden.

Als ob die Situation der inneren Sicherheit in Österreich nicht schon besorgniserregend genug wäre, hat der ausgeschiedene BM Strasser der Exekutive noch ein „Abschieds­geschenk“ mitgegeben: Durch die Zusammenlegung von Gendarmerie und Polizei zu einem neuen Wachkörper verlieren alle Führungskräfte, die zu einem großen Anteil ihre Funktion schon seit Jahren erfolgreich und tadellos ausüben, ihren Posten. Alle müssen sich neu bewerben. Bundesweit sollen es laut Angaben des Innenministeriums


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite