Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 50

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geschätzte Kolleginnen und Kollegen, haben heute an dem Festakt, zu dem uns der Herr Bundeskanzler und der Herr Bundespräsident eingeladen haben, teilgenommen. Bei diesem Festakt sind einige sehr klare Worte gefallen; sehr klare Worte vom Herrn Bundespräsidenten zu einigen Themen, die die Diskussion jetzt bewegen, und auch vom Herrn Bundeskanzler, aber in eine Richtung.

Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, welche Worte heute noch gefallen sind, nämlich jene des Klubobmannes der BZÖ in Kärnten, Kurt Scheuch, der das Verhalten des Bundesrates Kampl und dessen Aussagen in der letzten Bundesratssitzung als „tadellos“ bezeichnet hat. (Rufe bei den Grünen und der SPÖ: Unglaublich!) – Das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik. (Zwischenruf der Abg. Bures.) Von Wehrmachtsdeserteuren als „Kameradenmördern“ und von brutaler „Naziverfolgung“ nach 1945 zu sprechen, das ist der Beitrag der BZÖ zum 60. Geburtstag der Republik, meine Damen und Herren! (Zwischenrufe bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Das möchte ich hier dezidiert festhalten, denn dass einer Partei zum 60. Geburtstag der Republik nichts anderes einfällt als das – dem höchsten Repräsentanten, der das Thema überhaupt gestreift hat –, das halte ich für unwürdig, am Tag des 60. Geburts­tages unkommentiert stehen zu lassen. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Dr. Jarolim.)

Herr Bundeskanzler! Von Ihnen hätte ich gerne ebenso klare Worte, wie Sie sie zum blauen Gudenus gefunden haben, zum orangenen Kampl gehört! (Beifall bei den Grü­nen und der SPÖ.) Denn wo ist der Unterschied? Kurt Scheuch in Kärnten zeigt, dass das alles ein Amalgam ist, alles verschwindet. Auch die Vergangenheit und die Ausein­andersetzung mit der Vergangenheit verschwinden bei diesen beiden Parteien, bei dieser einen, noch einen Fraktion hier im Nationalrat, meine Damen und Herren! (Abg. Großruck: Sprechen Sie zum Rechnungshof! – Abg. Amon: Sie haben überhaupt nicht zugehört!)

Was ist der Beitrag dieser Bundesregierung zum 60. Geburtstag der Republik? – Die größte Geldverschwendung, die die Zweite Republik je erlebt hat, nämlich diese Ab­fangjäger! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Herr Bundeskanzler, wenn Sie die Kritik seitens der Opposition zum gesamten Beschaffungsvorgang nicht annehmen wollen – was Ihnen zwar nicht unbenommen bleibt, aber was ich als Demokratin akzeptieren muss –, dann frage ich Sie: Wie ernst nehmen Sie Aussagen des Kontrollorgans des Parlaments, nämlich des Rechnungs­hofes? Wenn Sie etwas tun, Herr Bundeskanzler, was ja sehr beliebt ist und was Sie sicher auch heute irgendwann im Laufe des Tages gemacht haben, nämlich die Oppo­sition, also die Grünen und die Roten, immer auf das Beispiel Deutschland verweisen – heute ist das schon einmal passiert, es wurde auf Joschka Fischer verwiesen –, dann kann ich Ihnen sagen: Wir können viel lernen von der Bundesrepublik Deutschland, dort werden nämlich Untersuchungsausschüsse nicht nur durchgeführt, sondern live im Fernsehen übertragen, damit sich alle BewohnerInnen des Landes ein Bild davon machen können, welches Demokratieverständnis ein Land hat. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Das Demokratieverständnis, Herr Bundeskanzler, das Sie haben, ist nicht das Ver­ständnis, das die Österreicherinnen und Österreicher haben, denn es ist nicht ein Ver­ständnis, das von Selbstachtung geprägt ist, sondern es ist von Angst geprägt. Es ist von Angst geprägt, dass, wenn im Nationalrat ein Untersuchungsausschuss arbeitet, eventuell etwas ans Tageslicht kommen könnte, was den Glanz von Ihnen (Abg. Mag. Johann Moser: Er hat eh keinen Glanz mehr!) und Ihrer Fraktion und dieser Re-


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