Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 112. Sitzung / Seite 28

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Das sehen übrigens nicht nur wir so, das sehe nicht nur ich so: Das sieht auch Hannes Swoboda so – er ist immerhin der stellvertretende sozialdemokratische Fraktionsführer im EU-Parlament. Maria Berger sieht das übrigens in gleicher Weise. Wollen Sie, meine Damen und Herren von der SPÖ, wirklich eine Kehrtwende in der europäischen Sicherheitspolitik, eine Kehrtwende in der europäischen Stabilitäts- und Währungs­politik?!

Herr Kollege Gusenbauer, bleiben Sie doch bei der Realität, wenn Sie über die Frage Finanzen sprechen! Der luxemburgische Kompromissvorschlag sieht allein für den Bereich Forschung eine Mehrausgabe von 9 Milliarden € vor; für wichtige Perspektiven also!

Wir kämpfen für Infrastruktur und für den ländlichen Raum, aber nicht mit dem falschen Signal: Vorwärts Genossen, wir wollen zurück!, sondern mit dem richtigen Signal: Europa soll gestärkt werden und nach vorwärts gehen!

Daher heißt unsere Antwort: soziale Marktwirtschaft in Europa – mit ökologischer und ethischer Verantwortung (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen) sowie ein modernes und zukunftsorientiertes Europa! Nicht „Kehrtwende“, sondern „Linie halten“ ist jetzt die richtige Antwort! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Frei­heitlichen.)

9.33


Präsident Dr. Andreas Khol: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Dr. Einem. Auch seine Redezeit beträgt 5 Minuten. – Bitte.

 


9.33.34

Abgeordneter Dr. Caspar Einem (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bundeskanzler! Herr Präsident! Herr Bundeskanzler, es tut mir Leid, das jetzt feststellen zu müssen: Ich habe den Eindruck, dass Sie die Signale aus Frankreich sowie den Niederlanden nicht wirklich verstanden haben. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Steibl: Aber geh!)

Und ich fürchte, Herr Bundeskanzler, dass Sie auch die Signale, die wir hiezu in Österreich hören können, nicht wirklich wahrnehmen.

Was ist das Signal, das von Frankreich ausgegangen ist? (Abg. Mag. Donnerbauer: Haben Sie zugestimmt in diesem Haus?) – Von Frankreich ist das Signal ausge­gangen, dass die Menschen, die dort mit Mehrheit gegen eine Verfassung gestimmt haben, der wir hier zugestimmt haben, und zwar mit guten Gründen ... (Abg. Groß­ruck: Haben Sie nicht gelesen, wie Sie zugestimmt haben?) – Herr Kollege, bitte seien Sie so gut und stellen Sie nicht so unqualifizierte Fragen! (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ. – Abg. Großruck: Vorige Woche stimmt er zu ...!)

In Frankreich haben die Menschen zwar ein Nein zur Verfassung gesagt – das war die Frage, die gestellt worden ist –, aber das, was für die Franzosen tatsächlich das Motiv dafür war – das ist ja sozialwissenschaftlich untersucht worden –, war, dass sie in Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik endlich eine andere Politik als jene wollen, die von der französischen Regierung beziehungsweise von der EU gemacht wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Franzosen waren und sind es leid, zu sehen, wie die Arbeitslosigkeit steigt, wie der Druck auf die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zunimmt und niemand etwas dagegen tut! Das waren und sind sie leid, und daher haben sie nein gesagt: nicht wissend, welcher Teil davon aus Europa und welcher Teil davon von Herrn Chirac und der französischen Regierung gekommen ist. Sie haben klar zum Ausdruck gebracht: Das wollen wir nicht mehr! (Zwischenruf des Abg. Rädler. – Abg. Mag. Hakl: Und was ist die Antwort?)

 


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