Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 126

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Jetzt wissen wir von Frau Haubner eines: Sie ist Männerministerin. Was also unterstüt­zen Sie jetzt? – Sie hat auch zum Thema Väterkarenz nichts vorgelegt. Es ist ja durch­aus legitim – und damit bin ich beim eigentlichen Problem, Frau Bundesministerin –, dass Sie sagen: Ich würde gern mehr tun, ich würde gern das und das tun, aber ich habe nicht die Mittel und nicht die Kompetenzen. Da würden wir Ihnen bis zu diesem Punkt folgen, wir würden uns hinter Sie stellen und sagen: Ja, wir unterstützen Sie, dass Frauenpolitik in diesem Land – egal, welche Regierung es ist – endlich mehr gilt. Dazu hätten Sie unsere Unterstützung! (Beifall bei den Grünen.)

Frau Bundesministerin, wenn Sie unserer Enquete, die wir vor zwei Tagen zum Thema Frauenarbeitslosigkeit veranstaltet haben, kritisieren, wenn Sie sagen, dass wir falsche Zahlen verwenden würden und die Frauenarbeitslosigkeit nicht im Steigen begriffen sei, dann kann ich Ihnen nur sagen, welche Zahlen wir tatsächlich verwendet haben. Es waren beispielsweise Zahlen der Wirtschaftskammer Österreich – Wirtschafts-kammer Österreich!

Da heißt es zur Arbeitsmarktsituation von Frauen 2004 – Kollege Mitterlehner ist nicht hier –: Seit 2001 steigt die Arbeitslosigkeit der Frauen. Die höchste Steigerung gab es 2002 mit 9 480 plus oder 10,7 Prozent plus. Seit Dezember 2003 liegt der Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit deutlich über dem der Männer.

Dann heißt es zusammenfassend: Insgesamt gibt es 7,1 Prozent Arbeitslosigkeit, ein Plus von 0,1 Prozent. Die Zunahme der Arbeitslosenquote um 0,1 Prozent ging allein zu Lasten der Frauen.

Jetzt kann man sagen: Diese Zahlen stimmen nicht! – Meinetwegen, wenn es Ihnen hilft, sagen Sie es – den Frauen hilft es genauso wenig wie den Männern, die arbeits­los sind!

Nun kann man es so machen, wie wir es bei unserer Enquete versucht haben, nämlich herzugehen und zu sagen: Schauen wir uns einmal die Struktur der Frauenarbeits­losigkeit an. Welche Frauen sind arbeitslos? Die mit niedriger Bildung? Wo sind die höchsten Anstiege? Bei den Frauen mit niedriger Bildung, den Frauen mit mittlerer oder mit höherer Bildung? – Es wäre ganz interessant, von da ausgehend eine Debatte zu führen.

Es stellt sich nämlich heraus, dass vor allem Frauen, die Absolventinnen berufsbilden­der mittlerer Schulen sind, eine deutlich höhere Arbeitslosigkeit zu verzeichnen haben. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass das Bildungssystem im Bereich berufsbildender mittlerer Schulen offensichtlich eine Sackgasse ist. Wir wissen ja auch, wo die Sack­gassen sind und wie sie zu benennen sind. Warum diskutieren wir nicht darüber? – Mit Ihnen können wir das offensichtlich nicht diskutieren, weil uns dann die Kollegin Marek und die Kollegin Achleitner mit dem Weihrauchfass erzählen: Alles in Ordnung, super, es geht aufwärts, bestens! (Abg. Scheibner: Legen Sie einmal Ihre Scheuklappen ab! – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Frau Kollegin Achleitner, ich sage Ihnen nur – ohne polemisch werden zu wollen –, wenn Sie hier Eurostat-Zahlen verwenden, dann müssen Sie auch wissen, wie Eurostat erhebt. Eurostat erhebt mittels Mikrozensus, und schon eine Stunde Beschäf­tigung gilt als Beschäftigung. Ja glauben Sie wirklich, dass eine Stunde, drei Stunden oder fünf Stunden Beschäftigung – egal, ob von Männern oder von Frauen – irgendwie tatsächlich als Beschäftigung zu werten sind? – Ich glaube es nicht, weil mit dieser Zählung auch Arbeitslose, die nebenbei geringfügig beschäftigt sind, und da gibt es ja einige, als beschäftigt gewertet werden. Das kann es doch nicht sein! (Präsident Dr. Khol gibt das Glockenzeichen.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite