Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / Seite 81

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werden dann alle im Herbst auf Grund einer Beurteilung ihrer Motivationsschreiben zugelassen oder nicht.

Frau Erziehungswissenschaftlerin Dr. Brinek! Was sagt uns die Erziehungswissen­schaft über die objektive Beurteilung von Motivationsschreiben? – Dass es, je nach­dem, wer sie beurteilt, einen Einser oder einen Fünfer gibt! Darauf haben sich die Uni­versitäten vorbereitet? (Abg. Dr. Brinek: Die anderen Länder haben auch ...!) Das ist das Ergebnis der Vorbereitung? Und das ist die Verantwortung, die diese Ministerin dafür übernimmt? – Motivationsschreiben werden geprüft, das muss man sich im Jahre des Herrn 2005 einmal vorstellen! Oder? (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

In Graz wieder gibt es 1 000 Interessenten für 100 Studienplätze. 1 000 Interessenten für 100 Studienplätze – welch objektive Beurteilung wird es dort geben? Dort sind 900 zu blöd fürs Medizin-Studium, und nur 100 gut genug? Oder: Dort werden 700, die geeignet sind, abgelehnt, weil Sie nicht dafür gesorgt haben, dass genug Studienplätze in Graz vorhanden sind. Das ist doch die ganze Wahrheit! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Und dann kommen Sie – weil Sie anderen Leuten vorschlagen, sie sollen Mathematik lernen – mit diesem Argument: Wir haben 170 Studien, 162 davon haben keine Zu­gangsbeschränkung, also nur 4 Prozent haben eine. Aber, Frau Kollegin, im Bereich dieser 4 Prozent studieren 30 Prozent der Studierenden! – Herzlich willkommen im nächsten PISA-Grundkurs! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Brinek: Das ist falsch!)

Da Sie alle hier diese Zahlen herumschieben: Ich habe vor zwei Wochen bei Frau Aus­schussvorsitzender Dr. Bleckmann für heute Vormittag eine Aussprache des Wissen­schaftsausschusses beantragt, zu der ich gerne die Frau Bildungsministerin, den Herrn Finanzminister, den Herrn Rektorenchef und den Finanzchef der Rektoren eingeladen hätte, damit wir all das, was Sie jetzt wieder abstreiten, einmal objektiv in einer stun­denlangen Aussprache hätten klären können. Wenn mich Frau Dr. Bleckmann korrekt informiert hat – und daran zweifle ich nicht –, waren es Sie von der ÖVP, die diese Aussprache abgelehnt haben!

Obwohl der Herr Finanzminister heute hier war, obwohl die Frau Bildungsministerin heute hier ist und obwohl nichts dagegen gesprochen hätte, im Wissenschaftsaus­schuss über diese Dinge zu sprechen, haben Sie es abgelehnt. Sie wollen über diese Dinge gar nicht reden! Sie wollen gar nicht von Gantner und von Badelt von Angesicht zu Angesicht hören, dass ihnen wirklich jenes Geld fehlt, das auch Ihnen im Institut jeden Tag fehlt. Nur kommen Sie dann hier immer herunter und tun so, als wäre an den Unis alles in Ordnung. Das darf doch wirklich nicht wahr sein! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Ich jedenfalls weigere mich, zu glauben, dass Menschen wie Rektorenchef Badelt und der Rektor der Universität Innsbruck aus Jux und Tollerei und wider besseres Wissen behaupten, zu wenig Geld für Forschung, Lehre und Verwaltung zu haben. Ich nehme das ernst! (Abg. Dr. Brinek: Sie sind aufgeklärt worden!) Und wenn ich richtig infor­miert bin, Frau Kollegin, ist sogar das Bildungsministerium seit ein paar Monaten der Meinung, dass diese Forderung der Rektoren zu Recht erhoben wird. Es ist nur der Finanzminister ... (Bundesministerin Gehrer: 2007!)

Ja: Im Jahre 2007, sagt Rektor Gantner, brauchen die Unis 170 Millionen, und 2005 und 2006, sagt er, brauchen sie jeweils mehr als 100 Millionen €. Ich lese seine Aus­sendungen auch. Warum setzen Sie sich nicht dafür ein? Warum erklären Sie uns, dass wir nicht Mathematik können? – Es ist ganz einfach, Madame: 100 Millionen heuer, 100 Millionen nächstes Jahr, 170 Millionen in zwei Jahren. Wir hätten heute dar­über reden können, wenn Sie es nicht verhindert hätten. (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

 


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