Für die Universitäten brauchen wir tatsächlich mehr Geld, und zwar in den kommenden Jahren eine ganze Menge mehr Geld. Aber Schulen einfach kaputtzusparen, weil dem Finanzminister das so in den Kram passt, das soll Vorsorge für die Zukunft sein? (Abg. Großruck: Unseriös ist das, Herr Professor!) Gehen Sie einmal hinaus, Herr Kollege von der ÖVP, und machen Sie das den Junglehrerinnen und Junglehrern, die seit Jahren auf einen Job warten, klar. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Gehen Sie in eine Volksschule in Wien, von denen es nicht wenige gibt, mit 50, 80, 90 Prozent fremdsprachigen Kindern, ungeachtet der Staatsbürgerschaft (Abg. Scheibner: Warum ist das so?), und machen Sie in denen klar, wie man mit weniger Lehrerposten, rückläufigen Förderstunden, rückläufigem muttersprachlichen Zusatzunterricht und so weiter über die Runden kommen soll. Das ist Ihre „seriöse“ Bildungspolitik, bei der man im Grunde genommen nur nach Luft schnappen kann. (Abg. Großruck: Mehr Seriosität, Herr Professor! – Abg. Neudeck: Das ist besser als reden!)
Und wenn wir schon bei den Universitäten sind: Die Politik dieser Bundesregierung läuft darauf hinaus, über verschiedenartige Zugangsbeschränkungen, die zu erfinden großzügigerweise den Universitäten überlassen worden ist, die Zahl der Studierenden irgendwie im Griff zu behalten, das heißt, konstant zu halten oder zu reduzieren, zumindest in bestimmten Fächern.
Tatsache ist aber, dass in Österreich die
Zahl der Menschen mit akademischem Abschluss, die so genannte
Akademikerquote – scheußliches Wort, aber das ist eben der
Fachausdruck –, extrem niedrig ist. Ich war selbst überrascht darüber.
Österreich ist Schlusslicht in der EU und in der OECD mit 15 Prozent. Im
Schnitt der OECD sind es 24, in Finnland, Schweden und Dänemark 32,
33 Prozent. Das ist das Doppelte! (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek.)
Ich weiß, es gibt hier statistische
Unschärfen; das stimmt schon. Bestimmte akademische Berufe gibt es in
Österreich in dieser Form nicht, deswegen auch den entsprechenden Abschluss
nicht. Aber versuchen Sie nicht, mir weiszumachen, dass Österreich in dieser
Statistik deswegen so schlecht abschneidet, weil für den Beruf der
Kindergärtnerin oder des Volksschullehrers ein so genannter akademischer
Abschluss bisher nicht notwendig war! Diesen Unterschied zwischen 15 und
33 Prozent erklären Sie mir auf diese Weise nicht. (Abg. Dr. Brinek:
Ist aber eine schöne Zahl! Das sind 100 000 Stellen!) Das ist
Ihre Vorsorge für die Zukunft? Das ist Wachstumspolitik? Das ist ein Ernstnehmen
der Lissabon-Ziele der EU, der Bologna-Ziele und wie sie alle heißen? (Beifall
bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Sie sorgen dafür, dass das Dach in der österreichischen Wirtschaft nicht nur leckt, sondern tatsächlich bald einmal reißt. Man muss investieren für die Neugestaltung dieses Daches! Und das betrifft keineswegs nur die AkademikerInnenquote. Um diese Zahl zu erhöhen, müssen wir die Zahl der Studierenden erhöhen, und um die Zahl der Studierenden zu erhöhen – nicht zu reduzieren, wie es die Bundesregierung will, sondern zu erhöhen –, muss natürlich auch die Zahl der Schüler und Schülerinnen in den AHS, in den höheren Schulen und vor allem die Zahl der Übertritte von SchülerInnen mit Matura auf die Universität erhöht werden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)
Die österreichischen Werte in diesem Bereich sind wirklich beklagenswert. 35 Prozent aller Maturanten wechseln früher oder später an die Universität. Das ist eben der Vorteil einer solch international vergleichenden Studie, dass man sieht, wie es in anderen Ländern ausschaut. In Schweden etwa sind es 80 Prozent! Die Schweden tun etwas für die wirtschaftspolitische Zukunft, was natürlich dann auch Folgen für den