Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 120. Sitzung / Seite 44

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wir die Aktion „frühe Sprachförderung im Kindergarten“ gestartet. Aber: Wir sind gar nicht zuständig für die Kindergärten. Die Gemeinden sind zuständig, die Länder sind zuständig, aber trotzdem fördern wir die Gruppen, in denen die Kinder Deutsch lernen, mit 80 € pro Kind. Das ist eine schöne Förderung für die Gemeinden, für die Kommunen, und diese Frühförderung wird die Basis dafür legen, dass die Kinder auch besser die Kulturtechniken in der Schule lernen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

In unserem Schulpaket II haben wir die Sprachklassen festgelegt, die wir einrichten, wenn Kinder quer hereinkommen, wenn sie nicht Deutsch können. Die Leseförderung ist ein ganz großes Anliegen, und Sie werden sehen, diese Leseförderung greift.

Nur noch eines dazu: Die Frage der Analphabeten ist eine sehr, sehr heikle Frage, welche die gesamte Gesellschaft betrifft. Eine Studie zu machen – ich weiß nicht, wie das gelingen kann. Und Horrorzahlen an die Wand zu malen, das ist der völlig falsche Weg. Den Analphabeten zu helfen gelingt nur, wenn wir im zwischenmenschlichen Bereich sehr aufmerksam sind, wenn jeder Dienstgeber, wenn er etwas merkt, sich dafür interessiert und schaut: Warum schreibt mein Dienstnehmer nichts?, wenn die Lehrer in der Schule darauf schauen, warum die Eltern keine Entschuldigung schreiben oder warum die Eltern sagen, sie haben die Brille nicht dabei, um etwas zu lesen. Und da muss mit großer Sensibilität und Einfühlungsvermögen dafür gesorgt werden, dass man diesen Menschen hilft, denn sie schämen sich. (Abg. Reheis: Einfühlungs­vermögen bei 30 Schülern?!) Und niemand geht dort hin, wo „Alphabetisierungskurs“ steht, denn er will nicht, dass seine Schwäche in der Öffentlichkeit bekannt wird.

Und eines sage ich Ihnen auch noch: Aus der Schule kommen keine Analphabeten! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Wir haben also zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um allfällige Defizite auszugleichen und aufzuholen. (Abg. Reheis: Ist eh alles super!)

Frage 4, AkademikerInnenquote:

Man verlangt, die Zahl der Studienplätze von 200 000 auf 300 000 zu erhöhen. Wollen Sie wirklich solch eine Zwangsbewirtschaftung machen, eine Planwirtschaft, wie sie im alten Ostblock üblich war? Die Leute herbeizerren und sagen, sie müssen jetzt die Studienplätze besetzen? Bisher wurden all jene, die studieren wollten und studieren konnten, die die Voraussetzungen hatten, an den Universitäten aufgenommen.

Wir haben jetzt ein Problem, und zwar im medizinischen Bereich. – Wir werden dieses Problem gemeinsam mit der Europäischen Kommission lösen, meine Damen und Herren! Wir sind auf gutem Wege dazu. Ich habe das Einverständnis von Herrn Präsidenten Barroso, dass wir dieses Problem in einer Arbeitsgruppe mit der Kommission behandeln – und diese Arbeitsgruppe ist bereits installiert.

Noch etwas: Die Akademikerquote ist die Zahl der Akademiker, die in Österreich im Berufsleben stehen, Personen, die in Österreich leben. Da werden die Akademiker, die wir ausbilden, die Gott sei Dank die Mobilität wahrnehmen und in andere Länder gehen, die eine hervorragende Ausbildung haben, gar nicht mitgezählt! Bitte nehmen Sie das zur Kenntnis! (Abg. Öllinger: Weil sie an den Unis so wenig bezahlt bekom­men!)

In anderen Ländern ist der Kindergartenberuf ein akademischer Beruf, ist die Kranken­schwester ein akademischer Beruf, ist der Röntgenassistent ein akademischer Beruf. (Abg. Dr. Grünewald: Das ist gut so!) Wir haben unsere guten berufsbildenden Schulen, die sehr gut ausgebildete junge Menschen ins Berufsleben bringen, die aber nicht auf akademischem Niveau sind. Meine Damen und Herren, wir werden uns


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