Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 192

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dass du es nicht verstehst, erkläre ich es dir noch fünf Mal, Fritz. (Abg. Dr. Brinek: Ha, ha!)

Aber, Herr Bundesminister, mich würde interessieren, welche Summen hinter diesen Säulen stehen? – Vielleicht könnten Sie uns einmal darüber aufklären und vielleicht könnten Sie einmal das Versprechen einlösen, das Sie in Sitzungen des Agraraus­schusses ständig abgeben, nämlich das Parlament vollinhaltlich einzubinden!

Wir bekommen nämlich immer nur Einladungen zu außerparlamentarischen Veranstal­tungen, die entweder von der Präko, von der Landwirtschaftskammer oder in Kombina­tion mit dem Ministerium veranstaltet werden. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Sehr gute Veranstaltungen!) – Das ist durchaus möglich, und ich gebe es durchaus zu. Aber hier, wo Gesetze beschlossen werden, wird nicht darüber gesprochen. Da haben Sie Federn davor! (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Geh, hör auf!) Warum, Herr Bundes­minister? (Beifall bei der SPÖ.)

Lieber Kollege Schultes, ich gebe schon zu: Die Agrarpolitik befindet sich in Österreich in einer schwierigen Situation. Ich gebe dir Recht. Nur: Wie lange ist es her, dass ein ÖVP-Landwirtschaftsminister die Geschicke der österreichischen Landwirtschaft in die Hand genommen hat? (Abg. Dr. Brinek: Das ist ein bisschen simpel!)

Es ist ziemlich lange her, und genau das ist das Problem. Ihr seid einfach nicht in der Lage, die Zeichen der Zeit zu erkennen! Ihr seid auch nicht in der Lage, Veränderun­gen durchzuführen. Ihr sprecht zwar von Reformen, aber wenn die Reformen anstehen (Zwischenruf des Abg. Grillitsch), dann, lieber Kollege Grillitsch, organisierst du eine Bauernbund-Demonstration, damit ja nichts reformiert wird und damit ja alles so bleibt, wie es ist, damit man mit den Betriebsprämien auch in Zukunft die Größeren fördert und die Kleineren zum Aufhören zwingt. (Beifall bei der SPÖ.)

Lieber Kollege Grillitsch, es gibt zurzeit im ORF eine wunderbare Werbung, in der das kleine Schweinchen auf der Alm sagt, das Gras sei so gut, und zum Bauern sagt: Ich würde gerne da bleiben. Und der Bauer sagt dann: Ja, natürlich, du darfst da bleiben. – Hervorragend. Das Schwein darf dort bleiben, aber die Bergbauern werdet ihr mit eurer Politik bald vertrieben haben. Das ist das Problem! (Beifall bei der SPÖ.)

Herr Bundesminister! Weil Sie schon entsetzt die Hände zusammenschlagen, frage ich Sie: Wie viele Bergbauern, Herr Bundesminister, könnten mit der Summe, die die fünf größten Agrarbetriebe Österreichs bekommen, tatsächlich mit Direktzahlungen aus­gestattet werden? – Ich sage es Ihnen mit Ihren Zahlen: 12 249. (Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll: Ihr wollt es halbieren!)

Herr Bundesminister! Was wollen wir halbieren? Erklären Sie bitte einmal: Was wollen wir halbieren?! – Alle Redner von der ÖVP reden von Halbierung. Halbierung wovon? (Abg. Grillitsch: Gusenbauers Vorschlag!) 50 Prozent wovon? – Ich nehme noch ein­mal die Aussage des Herrn Bundeskanzlers an keinem besseren Tag als dem Ernte­dankfest in Wien zur Hand. Der Herr Bundeskanzler hat die Argumentation aus dem SPÖ-Agrarprogramm übernommen und hat gemeint (ironische Heiterkeit bei der ÖVP sowie von Bundesminister Dipl.-Ing. Pröll), es fließe sehr viel Geld in die Landwirt­schaft. Ich zitiere wörtlich:

„Von manchen werde darum die Frage gestellt, ob dies gerecht sei, so Schüssel: Ich sage: es könnte gerechter sein.“ – Hört, hört! – „Wir könnten etwa die Agrarfabriken deckeln in den Förderungen. Aber die kleinen Bauern, die Familienbetriebe, die Berg­bauern, die brauchen unsere Unterstützung.“ – Ende des Zitats.

Der Herr Bundeskanzler hat uns auf seiner Seite. Dich vom Bauernbund leider nicht, lieber Fritz. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Grillitsch: Entschuldige!)

 


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