Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 124. Sitzung / Seite 160

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Bei den Kindergärten – glauben Sie mir, da weiß ich sehr genau, wovon ich rede – ist in der fünfjährigen Schulausbildung der klassische Schulanteil einfach so groß, dass viele Teile, die auf der Uni erlernt werden könnten, dort nicht unterzubringen sind. (Beifall bei den Grünen.)

Wenn man sich internationale Vergleiche anschaut, was Frühförderung betrifft, dann sieht man ganz genau, wie das funktioniert und warum Länder, die darauf auch ein Schwergewicht legen, wesentlich erfolgreicher sind, als es Österreich ist.

Vielleicht kommen wir sogar einmal darauf, zu diskutieren, dass man Medizin eigentlich auch an einer Schule lernen könnte und nicht mehr zu studieren bräuchte, und dann sagen wir wieder: Das ist ja ein Wahnsinn, die vergleichen Äpfel mit Birnen, und die Akademikerraten stimmen nicht! Die eigentliche Frage ist: Wofür macht eine akade­mische Ausbildung Sinn? Diese Frage muss man beantworten.

Das geht dann noch weiter und beginnt in Österreich schon viel früher, nämlich dort, wo es darum geht, wie viele in Österreich überhaupt die Berechtigung haben, ein Studium zu beginnen. Dort haben wir noch größere Unterschiede im internationalen Vergleich. Wenn man bedenkt, dass andere Länder AkademikerInnenquoten er­reichen, die höher sind als die MaturantInnenquoten in Österreich, dann weiß man, wo die Vergleiche anzusetzen sind. Da erhebt sich dann schon die Frage, ob das für eine wissensbasierte Zukunft ausreichend ist. (Beifall bei den Grünen.)

Ist es wirklich angemessen, dass wir es uns leisten, ungefähr 40 Prozent der Jugendlichen mit 15 in eine Berufschulausbildung gehen zu lassen? Die duale Ausbildung ist ja durchaus okay, allerdings stellt sich die Frage: Reicht der schulische Anteil dort? Reicht es für so einen großen Anteil von 15-Jährigen, de facto auf sprachliche Weiterbildung zu verzichten? Wir alle wissen, dass in den Berufsschulen Englisch und andere Fremdsprachen kein Thema sind. Diese Fragen müssen Sie doch einmal mit Blick auf internationale Vergleiche beantworten, und zwar auch perspek­tivisch betrachtet, wohin das in Österreich führen wird.

Wo immer Sie internationale Vergleiche heranziehen, da ist das ja super. Dort, wo es nicht passt, ist es ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen, aber sonst kommt Klubobmann Molterer jedes Mal mit einem anderen Taferl, und zwar unterschiedlicher Größen­ordnung, wo Grafiken, die er gerade irgendwo herausgeschnitten hat, abgebildet sind, die wunderbar passen, und da ist es super. Aber dort, wo es darum geht, sich anzuschauen, wie das im Bildungsbereich bei den Zukunftschancen ausschaut, heißt es auf einmal, dass wir von Äpfel und Birnen reden. Also da machen Sie es sich etwas einfach. (Beifall bei den Grünen.)

Wir glauben auf jeden Fall, dass es nicht Ziel sein kann – und da teile ich die Meinung des Kollegen Niederwieser absolut –, dass jeder und jede eine akademische Aus­bildung bekommt. Aber wir wollen absolut, dass die Möglichkeit dazu besteht, dass wir denjenigen, die den Wunsch haben, eine akademische Ausbildung zu machen ... (Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Sie haben doch davon gesprochen, dass 50 Prozent Akademiker sein sollen!) – Jeder und jede sind nicht 50 Prozent, Kollege Scheuch, das liegt am Prozentrechnen. 50 Prozent ist die Hälfte vom Ganzen, also da geht noch mehr darüber. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es geht darum, zu definieren, was ausreichend ist, und vor allem, was es für die wirtschaftliche Entwicklung braucht.

Abschließend möchte ich auch noch ein Wort zu der Diskussion sagen, die Kollege Amon in den letzten Tagen in einer Untergriffigkeit, die ich mir von ihm in dieser Form nicht erwartet hätte, in Bezug auf den österreichischen PISA-Leiter Günter Haider losgetreten hat.

 


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