Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 90

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Ungarn: Die Laufzeit des ungarischen AKW Paks (180 km östlich der österreichischen Grenze) soll um 20 Jahre verlängert werden und bis 2037 in Betrieb bleiben. Die vier bestehenden Blöcke wurden 1983-1987 in Betrieb genommen. Derzeit läuft für die Laufzeitverlängerung eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). Das AKW Paks hat grobe Sicherheitsmängel. Paks ist ein sowjetischer Druckwasserreaktor mit einer Reihe von Konstruktionsmängeln. Es fehlt ein Volldruck-Containment, das bei einem Unfall den Austritt von Radioaktivität verhindern soll. Im April 2003 kam es in Paks zu einem schweren Störfall. Während eines Reinigungsvorganges kam es zur Beschädi­gung von 30 Brennelementen, radioaktives Gas wurde freigesetzt. Es war dies der schwerste Atom-Unfall in Osteuropa seit Tschernobyl. Die Ursachen für den Störfall sind bis heute ungeklärt.

Tschechien: Die schweren Sicherheitsmängel in Temelín (100 km nördlich von Linz) sind bis heute nicht behoben, trotzdem wird am Standort Temelín der Bau zweier wei­terer AKW überlegt. Konkretere Angaben zu neuen Atomplänen soll es bis Ende 2005 geben. Neue atomare Kapazitäten sieht auch die Konzeption der tschechischen Ener­giepolitik bis 2030 vor, welche die Prager Regierung im vergangenen Jahr gebilligt hatte. Das AKW Temelín ist das wohl deutlichste Symbols des Versagens der Anti-Atompolitik der Bundesregierung. Keines der zahlreichen Versprechen, die der Bun­deskanzler im Jahr 2001 ganzseitig in österreichischen Tageszeitungen inserieren ließ wurde eingehalten. Die im so genannten Melker-Prozess in Form eines Staatsvertra­ges zwischen Österreich und Tschechien vereinbarte Behebung der Sicherheitsmängel ist bis heute nicht erfolgt. Trotzdem hat Temelín im Herbst 2004 bereits den kommerzi­ellen Betrieb aufgenommen – auch das ein Bruch des Melker Abkommens. Schließlich gelang es BK Schüssel – entgegen seinen Ankündigungen – nicht, das Melker Abkom­men in den EU-Beitrittsvertrag Tschechiens zu verankern, die Einhaltung des Abkom­mens ist daher nicht vor dem EuGH einklagbar. Obwohl BM Pröll seit Jänner 2004 per Nationalratsbeschluss zu Stilllegungsverhandlungen mit Tschechien beauftragt ist, hat er bis heute keine Verhandlungsinitiative gesetzt.

Slowenien: In Slowenien haben die Betreiber des AKW Krško (70 km südlich der öster­reichischen Grenze) angesichts des steigenden Stromverbrauchs vor kurzem dem Bau eines zweiten AKW das Wort geredet. Der slowenische Stromverbrauch werde ab 2014 nicht mehr durch alternative Energiequellen zu decken sein, weswegen die Lauf­zeit von Krško verlängert und mit den Planungen für ein weiteres AKW begonnen wer­den müsse. Krško wurde Anfang der 1980er Jahre in Betrieb genommen und gilt als erdbebengefährdet. Bei einem Gespräch von Eva Glawischnig mit dem slowenischen Botschafter Ende September in Wien wurde versichert, es sei bisher keine Entschei­dung gefallen. Durch den steigenden Stromverbrauch werde Slowenien aber ab. 2014 „ein Problem“ haben. Es müsste über den Bau neuer Kraftwerke nachgedacht werden. Dies könnte Wasserkraft, Gaskraftwerke oder Atomkraftwerke sein. Eine österrei­chische Unterstützung bei der Suche nach Alternativen sei wünschenswert.

Slowakei: Am Standort Mochovce sind seit 1999 zwei AKW-Blöcke in Betrieb, 150 km östlich von Wien. Die AKW vom Typ „WWER-440/213“ haben keine Schutzhülle und gelten als extrem unsicher. Die ursprünglich geplanten und zum Teil bereits errichteten Blöcke 3 und 4 wurden aus Geldmangel nicht fertig gestellt. Mit der Übernahme des slowakischen Energiekonzerns SE durch die italienische ENEL sollen sie nun fertig gebaut werden. Eine Machbarkeitsstudie soll bis Ende 2006 vorliegen, mit dem Fertig­bau soll ab 2008 begonnen werden. Die ursprüngliche Baubewilligung stammt aus den Achtziger Jahren. Die Slowakei steht daher auf dem Standpunkt, dass es für den Fer­tigbau keines UVP-Verfahrens bedürfe.

 


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