Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 95

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In allen Ratsformationen in der Europäischen Union, auch dort, wo ich Verantwortung trage, im Umweltministerrat, sind wir jenes Land, das einen klaren Standpunkt ein­nimmt, während andere Vertreter von Nachbarländern auch in den letzten Jahren die­sen Standpunkt oftmals nicht eingenommen haben, obwohl sie auf Grund ihrer Aus­richtung eigentlich dazu prädestiniert gewesen wären, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Jetzt zurück zu dem Thema, das auch Frau Abgeordnete Glawischnig angesprochen hat. Ja, wir sind gegen grenznahe Atomkraftwerke, wir sind gegen die Renaissance der Atomkraft in Europa. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Was machen Sie dagegen? Das ist geheim!) Aber, Frau Abgeordnete Glawischnig, Sie wissen auch ganz genau, dass wir beim Beitritt zur Europäischen Union 1995 sehr beharrlich darauf gedrängt haben, dass die Energiebewirtschaftung nationale Verantwortung bleibt. Und warum? – Weil wir nicht wollten und auch in Zukunft nicht wollen, dass jemand anderer in Europa über Energiestandorte und Energiequellen in Österreich entscheiden kann. Wenn das aber so ist – und das ist ein großer Erfolg; wir können damit über unsere Energiever­sorgung selbst entscheiden –, dann müssen wir auch akzeptieren, dass andere Natio­nalstaaten über ihre Energiequellen ebenfalls selbst entscheiden.

Es ist richtig und wichtig – das ist es, was wir tun können, und das ist auch die Verant­wortung der Bundesregierung –, klarzumachen, dass wir uns bei Laufzeitverlängerun­gen, dass wir uns in der Frage der Neuplanung und Neuerrichtung mit allen bilateralen und multilateralen Verträgen dafür einsetzen werden, dass solche Projekte in Europa nicht verwirklicht werden können, meine sehr geehrten Damen und Herren.

Jetzt zu dem eigentlichen Thema, zur Frage eines Endlagers oder einer Vorauswahl für ein Endlager hinsichtlich radioaktiver Abfälle in der Schweiz. Die Schweiz hat in der Vergangenheit auf Atomkraft gesetzt und muss jetzt auch ihren gesetzlichen Vorgaben entsprechend – und die Behörden tun das derzeit – hinsichtlich der Entsorgung, der Endlagerung einen Entsorgungsnachweis führen. Das heißt, sie muss alle möglichen Standorte austesten, wo denn überhaupt in der Schweiz ein Endlager für radioaktive Abfälle möglich wäre.

Da Sie, sehr geehrte Frau Abgeordnete Glawischnig, gemeint haben, die Regierung hätte in dieser Frage geschlafen und nichts getan: Lange bevor Sie wach geworden sind zu diesem Thema, nämlich am 7. Juli, habe ich schon mit dem Umweltminister aus der Schweiz, mit Moritz Leuenberger, sehr, sehr intensiv darüber diskutiert, wie wir im bilateralen Verhältnis unsere Stimme möglichst gut abgesichert einbringen können. Er hat mir damals zugesichert, dass wir natürlich im ganzen Auswahlverfahren mit eingebunden sein werden. Und so läuft zwischen 13. September und 12. Dezember dieses Jahres nun ein Bürgerbeteiligungsverfahren. Wir – Österreich und das Land Vorarlberg – haben in den letzten Monaten und Jahren mit dem Nuklearinformations­abkommen als Basis mit sehr vielen Experten schon mit der Schweiz diskutiert und werden uns natürlich mit unseren Bedenken, mit unserer Position der Ablehnung der Atomkraft und auch von Endlagern einbringen. Aber das muss wissenschaftlich ge­stützt sein, und wir werden mit einem Fachgutachten des Umweltbundesamtes Anfang Dezember die Pläne in der Schweiz klar bewerten und unsere Pläne und unsere Argumente vorbringen.

Das ist vorsorgende, zielgerichtete Antiatompolitik, wie wir sie verstehen. Populismus hat dort nichts verloren. Populismus führt dazu, dass die Schweiz alles tun wird, um uns draußen zu halten. Gespräche und Verhandlungen – auch wenn Sie so oft sagen, es würden nur Briefe hin und her geschrieben –, das ist der richtige Weg in Europa, um gemeinsam voranzukommen.

 


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