Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 127. Sitzung / Seite 128

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Monat für Monat steigt die Zahl der arbeitslosen Frauen. Die schwarz-blaue/orange Bundesregierung quittiert das mit einem Achselzucken.

Die Diskrepanz zwischen Arm und Reich wird immer größer. Immer mehr Frauen leben unter der Armutsgrenze oder sind eklatant armutsgefährdet.

Alt sein bedeutet für Frauen ein unkalkulierbares Lebensrisiko.

Beschäftigung

Auf dem Arbeitsmarkt sind in erster Linie die Frauen die Verliererinnen. 115.550 ar­beitslose Frauen, um 6,9 % mehr als im Vorjahr, plus 27.793 arbeitslose Frauen in Schulungen, das ist ein Anstieg von 9,3% gegenüber dem Vorjahr – somit insgesamt 143.343 Arbeit suchend gemeldete Frauen im Oktober 2005. Arbeitsmarktpolitische Untätigkeit der Regierung gepaart mit frauen- und familienpolitischen Fehlentschei­dungen haben zu einer für viele Frauen prekären Situation geführt. Laut der jüngsten Studie des Synthesis-Instituts schafft nur mehr jede zweite Frau den Wiedereinstieg.

Die Benachteiligung von Frauen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt in mehreren Dimensionen (Zugang zu existenzsichernder Beschäftigung, Aufstiegschancen, Ein­kommensunterschiede zwischen den Geschlechtern, Vereinbarkeit von Familienarbeit und Beruf) gehört zu den massivsten Strukturproblemen auf dem österreichischen Arbeitsmarkt.

Frauen haben es besonders schwer, ihr Interesse an eigenständiger Existenzsicherung durch unselbstständige Erwerbstätigkeit auf dem österreichischen Arbeitsmarkt umzu­setzen. Obwohl auf den ersten Blick auch die bereinigte Beschäftigungsstatistik einen Zuwachs an Beschäftigung suggeriert, zeigt sich bei genauerer Analyse, dass der Zuwachs an registrierter Beschäftigung nur durch eine deutliche Ausweitung der Teil­zeitarbeit zulasten von Vollzeitarbeitsplätzen erreicht wurde.

Im Wesentlichen wird das auf dem österreichischen Arbeitsmarkt vorhandene und in den letzten Jahren zurückgehende Arbeitsvolumen auf immer mehr ArbeitnehmerInnen verteilt, anstatt dass es durch geeignete Maßnahmen ausgebaut würde.

Folgerichtig ist die Teilzeitarbeit in Österreich schnell angestiegen und liegt die Teilzeit­quote in Österreich mit knapp 23% (2004) deutlich über dem EU-Durchschnitt. Teilzeit­arbeit ist aber höchst ungleich zwischen den Geschlechtern verteilt. Während die Teil­zeitquote bei den Männern noch deutlich unter 10% liegt, wird sie in absehbarer Zeit bei den Frauen die 50%-Marke erreichen. Generell haben es daher immer mehr er­werbsinteressierte Personen immer schwerer, durch Beschäftigung eine eigenständige Existenzsicherung zu erreichen. Vor allem für Frauen wird dies zu einem immer öfter nicht mehr realisierbaren Ziel.

Diese Entwicklung wird bereits in der Sozialhilfestatistik der Länder sichtbar, so sind z.B. bereits rund 15% der Sozialhilfe-EmpfängerInnen in Wien unselbstständig er­werbstätig. Gleichzeitig zeigen die Arbeitsmarktdaten, dass die Beschäftigung in Nied­riglohn-Branchen wie Reinigung, Tourismus, Handel, persönliche Dienstleistungen überwiegend weiblich ist.

Vor diesem Hintergrund hat nun die Regierung auch noch den Kombilohn eingeführt. Dabei handelt es sich um die Subventionierung von schlecht bezahlten Tätigkeiten, nach denen am freien Markt wenig Nachfrage besteht. ArbeitgeberInnen werden durch diese Vorgangsweise in ihrem Festhalten an unterdurchschnittlicher Bezahlung be­stärkt. Die Situation von Frauen am Arbeitsmarkt wird dadurch nicht gerade besser werden, denn es sind meist Frauen, die gehäuft in Beschäftigungsverhältnissen im Niedriglohnsektor tätig sind und von einer solchen Verfestigung vermehrt betroffen sein werden.

 


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