Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 118

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Fragen Sie das auch Kollegen Bartenstein mit seinen fünf Kindern oder Kollegen Khol? Was erlauben Sie sich eigentlich?! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Steibl: Lesen Sie einmal „NEWS“ nach!)

Aber die Aussage von Kollegin Steibl ist ein guter Ansatzpunkt. Ihre Reaktion auf das einkommensabhängige Karenzgeld war bezeichnend. Das einkommensabhängige Karenzgeld der Grünen unterscheidet nicht zwischen Männern und Frauen, es behan­delt Männer und Frauen genau gleich. Man bekommt für bestimmte Zeit, die man zu Hause Betreuungsleistungen übernimmt, ein bestimmtes Geld, Männer und Frauen völlig gleich. Kollegin Steibl bezeichnet das als Zwangsverpflichtung für die Männer, und bei den Frauen heißt das Wahlfreiheit. Das zeigt sehr viel über Ihr Weltbild. Was meinen Sie damit? – Meinen Sie damit, dass es einfach so sein soll, dass die Frauen für die Kinderbetreuung zuständig sind? – Offensichtlich ist es so!

Jetzt lese ich noch etwas aus dem Männerratgeber des Sozialministeriums Ihrer Bundesregierung vor, das leider sehr schlecht ist, aber man muss es vorlesen: Von Natur aus ist die Frau emotional und physisch dazu gerüstet (Abg. Steibl: Das ist ein alter Hut!), Kinder Monate vor der Geburt und Jahre nachher als primäre und dominante Beziehung zu betreuen. Dieser angeborene Impuls kann sich auch auf erweiterte Pflege und Hilfe über die Kindesjahre und die eigenen Kinder hinaus übertragen, was von allen Gesellschaften genutzt wird. Doch das ist nicht mehr genetisch zwingend. Auch spricht die universelle Verbreitung von kämpferischen und kooperativen Männergemeinschaften in allen Kulturen dafür, dass der genetisch hormonelle Trieb zu Dominanz und Einordnung, zu Führung und zu Kumpanei Männer stärker zu eigen ist als Frauen.

Ich sage Ihnen ehrlich: So einen Unsinn habe ich mein ganzes Leben noch nicht gelesen! Und das steht im offiziellen Männerratgeber dieser Bundesregierung. Sie sagen, genetisch sind Frauen besser dazu geeignet, Kinder auf die Welt zu bringen – das kann ich Ihnen ja noch abnehmen –, aber dass das auch für die Pflege und in weiterer Folge nicht nur für die Kinderpflege, sondern für die Pflege insgesamt, sozusagen für alles gelten soll, ist unfassbar. Die Männer sind kämpferisch, die Männer gehen hinaus und erlegen mit der Keule die Mammuts. Das ist Ihr Weltbild – das ist wirklich unfassbar! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Es mag jetzt vielleicht lustig wirken, aber es ist todernst, weil es vor allem die Lebensrealität und die Wünsche von jungen Familien, also von Frauen und Männern komplett ignoriert und ihnen überhaupt keine Möglichkeit gibt, sich zu entfalten und moderne Lebensentwürfe zu leben.

Ich möchte Sie noch einmal ernsthaft bitten, sich erstens mit unseren Vorschlägen zum Karenzgeld auseinander zu setzen. Es ist dies eine Maßnahme, die vor allem Frauen auch auf dem Arbeitsmarkt hilft. Und ich möchte Sie zweitens bitten, sich ernsthaft mit unseren Anträgen zur Problematik: Alarmstufe rot – Frauen am Arbeitsmarkt zu be­schäftigen.

Was spricht dagegen, eine Jobinitiative in Angriff zu nehmen: 10 000 Jobs, zwei Drittel der Lohnkosten werden für das nächste Jahr von der öffentlichen Hand finanziert? Schließlich gibt es fast 40 000 zusätzliche arbeitslose Frauen. Was spricht dagegen, sich AMS-Maßnahmen in Bezug auf tatsächlich gleichwertige Qualifizierungs­maßnah­men für Männer und Frauen anzusehen? Und was spricht dagegen, im Bereich der Wirtschaft ein bisschen nachzuhelfen und den Mythos, der dort noch sehr stark verankert ist, nämlich dass Frauen auf Grund der Babypause ein gewisses Ausfalls­risiko darstellen, was ein echter Mythos ist, zu beenden? Die durchschnittliche Verweildauer von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Betrieben, egal welchen Geschlechts, liegt mittlerweile bei zwei Jahren. Ich glaube, solche Argumente, die da


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