Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / Seite 117

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Aber insgesamt – Sie können sich alle Inserate anschauen, auf denen junge Frauen zu sehen sind – erklären immer die Männer den Frauen die Welt. Das ist offensichtlich die Welt der ÖVP und nicht meine. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Aber das zeigt ein bisschen von der Geisteshaltung und Gedankenlosigkeit, die dahin­ter stehen und auch hinter solchen Kampagnen stecken, nämlich dass arbeitslose Frauen für Sie Menschen zweiter Klasse sind. Und das lässt sich tatsächlich belegen. (Abg. Ellmauer: Das ist eine blöde Unterstellung!)

Existenzsicherung, Karriere und so weiter – all das sind keine Themen, deren Sie sich in den letzten fünf Jahren angenommen haben. Sie können gerne ein paar Maß­nahmen aufzählen, wo Sie klassische Frauenförderung im echten, eigentlichen Sinn gemacht haben. (Abg. Ellmauer: Das werden wir noch machen!) Es gibt allerdings einen Bereich, bei dem Österreich Spitze ist, und das ist – es ist nicht unbedingt erfreulich – der Bereich der geringfügigen Beschäftigungen, also Teilzeit für Frauen. Das ist der einzige Bereich, der tatsächlich wächst. (Abg. Dr. Fekter: Die machen das aber freiwillig, oder?) Aber Sie wissen ganz genau, Frau Kollegin Fekter, dass man mit solchen geringfügigen Beschäftigungen, Teilzeitbeschäftigungen keine Existenz­siche­rung hat. (Abg. Steibl: Aber sie entscheiden sich für diese Form! – Abg. Dr. Fekter. Zuerst fordern Sie die Entscheidungsfreiheit, und jetzt ist alles schlecht!) Die Erwerbstätigkeit der Frauen – bereinigt von der Teilzeit – steigt in fast allen EU-Staaten, von Spanien bis Finnland, nur in Österreich sinkt sie. Und die Teilzeit ist auch ein Schlüssel für den großen Einkommensunterschied, den es nach wie vor gibt.

Es geht aber nicht nur um die Teilzeit, sondern auch darum, dass es echte, tat­sächliche Diskriminierung bei den Löhnen, bei den Gehältern ausschließlich auf Grund des Geschlechtes – ausschließlich auf Grund des Geschlechtes! – gibt. Sie können sich alle Einkommen anschauen. Sie können sich die Bezahlung von weiblichen Lehrlingen und männlichen Lehrlingen anschauen. Sie können sich das Gehalt vom männlichen Generaldirektor im Kunsthistorischen Museum anschauen, und Sie können sich das von weiblichen Generaldirektorinnen anschauen. Dieser Unterschied, auf Grund eines fehlenden Chromosoms weniger zu verdienen, zieht sich durch die gesamten Lebensbereiche Österreichs. Das ist klassische Diskriminierung auf Grund des Geschlechtes! Stellen Sie sich vor, das wären Menschen, die eine andere Haut­farbe haben – ein gewaltiger Aufschrei in ganz Europa wäre die Folge.

Ich habe den Verdacht, dass Sie nicht nur akzeptieren, dass es halt so ist, dass die Einkommensschere noch weiter auseinander gegangen ist, sondern ich habe den Verdacht – und das lässt sich auch belegen –, dass Sie der Meinung sind, dass das auch so gehört. Ich bringe Ihnen jetzt ein Beispiel, wie die ÖVP auf die Vorschläge der Grünen zum einkommensabhängigen Karenzgeld reagiert hat. Ich glaube, es ist keine Frage und unter uns ausdiskutiert, dass es oft bei Familien mit Kindern eine rein ökonomische Entscheidung zwischen Mann und Frau ist, wer zu Hause bleibt und wer weiter arbeitet. (Abg. Steibl: Das interessiert Sie aber auch erst seit einer gewissen Zeit!)

Frau Kollegin Steibl, was wollen Sie damit sagen? – Sie können das gerne auch begründen. Wenn Sie auf meine persönliche Lebenssituation anspielen, dann sagen Sie das hier offen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) Das ist eine Frechheit!

Wollen Sie damit sagen, dass, wenn eine Politikerin schwanger ist, sie keine Frauen­politik mehr machen darf oder sich nicht mehr dazu äußern darf? Wollen Sie ein Berufsverbot für Schwangere – oder was wollen Sie? (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite