Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 103

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Hier durfte – laut martialischer Aussage – kein Stein auf dem anderen bleiben, aber ich sehe hier nur noch die alten Steine. Sie stützen jene bewahrenden Kräfte an den Pädagogischen Akademien, die es natürlich auch gibt; sie sind konservierend und kon­servativ. Aber innovative, neugierige LehrerInnen wollen sich nicht auf diese Ausbil­dung beschränken, durch die sie im EU-Vergleich hinterher hinken.

Ihnen setzen Sie aber einen Rat vor – ich sage es noch einmal –, der politisch besetzt ist: Drei Räte oder Rätinnen, wenn Sie so wollen, werden von Ihnen bestellt, ein Rat durch die Landesregierung und ein Rat ist der amtsführende Landesschulratspräsident. Dann sagen Sie mir, dass das mit Parteien nichts zu tun hat! Ich glaube, jeder Landes­hauptmann ist bei einer Partei – oder irre ich mich? (Abg. Öllinger: Es gibt einen, der ist bei zwei!) Die stärkste Partei bestellt dann den amtsführenden Landesschulratsprä­sidenten.

Das heißt, Bakkalaureatsstudien sind ungenügend. Sie bieten auch den LehrerInnen keine Perspektive, auf der Uni et cetera.

Was wird weiter gemacht? – Sie sprechen von Ausbildung auf höchstem Niveau. Das ganze Lehrpersonal wird wahrscheinlich 1 : 1 übernommen. Das heißt, es unterrichten dort künftig LehrerInnen, die nicht über das verfügen, was sie verleihen sollen, nämlich ein Bakkalaureat.

Ein guter Teil der LehrerInnen an den Pädagogischen Akademien verfügt weder über ein Bakkalaureat noch über ein Magisterium, noch über ein Doktorat. Das ist nichts Schlimmes (Abg. Kößl: Das glaube ich!), das können sehr gute LehrerInnen sein, aber auf höchstem Niveau ist das jedenfalls nicht.

Sie reden dort von Forschung; die muss kostenneutral sein. – Wie kann denn bitte, Frau Minister, ein Gesetz kostenneutral sein, wenn Pädagogische Hochschulen nur mehr forschen sollen?

Die Rektorenkonferenz bekrittelt, dass diese Forschung eine Schmalspurforschung, eine nichtuniversitäre Forschung ist, weil sie ganz streng berufsbezogen ist auf das Be­rufsfeld, das ohnehin schon so eingeengt ist auf „nur“ – zwischen Anführungszeichen – PflichtschullehrerInnen, und die muss noch dazu angewandt sein, denn Grundlagen­forschung, tiefere Reflexion steht ihnen nicht zu.

Weiterbildende Lehrgänge, wenn das vielleicht sogar Studiengänge sind – die sind ja gar nicht geplant –, bedürfen einer Drittmittelfinanzierung. Da müssen sie sich auf dem Markt umschauen, woher sie das Geld bekommen; vom Staat bekommen sie es nicht. Das heißt, der Bereich der Forschung ist auch nicht okay. (Beifall bei den Grünen.)

Die Qualitätssicherung wird dann so gelöst, dass sich die Institution, die Sie mit einem neuen Türschild sozusagen aufgewertet haben, selbst evaluiert – das erfolgt nicht in­ternational, weil Sie wissen, was dabei herauskäme; man würde sagen, dass das nicht EU-konform ist.

Jetzt frage ich mich schon: Warum muss man sagen, es gibt nur schwarz oder weiß? (Abg. Rossmann: Das sagt ihr!) Natürlich sind Didaktik und Pädagogik etwas Essen­tielles, aber was nützt mir alle Pädagogik, was nützt mir alle Didaktik, wenn ich nicht weiß, was ich unterrichten soll, wenn ich vom Fach nichts verstehe? Das gehört doch, verflixt noch einmal, dazu! – Oder irre ich mich da?

Warum hat man nicht daran gedacht, die Stärken der Universität mit den Stärken der Pädagogischen Akademien in – ich sage jetzt einmal einen Phantasienamen – Päda­gogischen Zentren zu vereinigen, wo die Universität und die Pädagogischen Akade­mien ihren Anteil leisten? – All das haben Sie nicht angedacht!

 


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