Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 132. Sitzung / Seite 102

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Sie wissen genauso gut wie wir, dass es gerade in der heutigen Zeit wichtig ist, gute Lehrer zu haben, weil sie einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren für die österreichischen Schulen sind.

Diese neue, praxisorientierte Lehrerausbildung auf akademischem Niveau mit europäi­scher Vergleichbarkeit ist ein Schritt in die richtige Richtung und wird die Ausbildung der Lehrer verbessern, um das Beste für unsere Kinder zu tun.

Ich bitte Sie, das noch einmal zu überdenken und, wie die Frau Minister schon gesagt hat, zumindest in der Umsetzung konstruktiv tätig zu sein. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Dr. Bleckmann.)

16.23


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Grünewald. Wunschredezeit: 6 Minuten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


16.23.39

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Frau Bundesministerin! Ich behaupte einmal, es ist dies eine eigenartige Diskus­sion über Pädagogische Hochschulen. Ich werde Ihnen auch beweisen, warum.

Zuerst behauptet Kollegin Brinek wider besseres Wissen, dass sie vorwiegend positive Stellungnahmen kennt – und das ist die glatte Unwahrheit!

Zweitens führt der Chef der Gewerkschaft öffentlicher Dienst Neugebauer nunmehr das Wort „Tonnage“ ein, um das Gewicht dieses Gesetzes besser klarmachen zu kön­nen, und spricht wiederum von Quantensprüngen. Ein für alle Mal: Quantensprünge beschreiben hypothetische Vorgänge im Mikrokosmos. Selbst wenn Kollege Neuge­bauer statt der beiden Augen zwei Elektronenmikroskope im Kopf hätte, könnte er die­se Bewegung nicht verfolgen, zumindest ist sie so minimal wie die Verbesserung, die dieses Gesetz angeblich darstellen soll. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Sie sagen immer: Die Kinder sind unsere Zukunft, die Jugend ist unsere Zukunft. In der Schule lernt man, heiß ist heiß, kalt ist kalt, Stein ist Stein – aber warum sind dann, frage ich mich, bei Ihnen Hochschulen nicht Hochschulen. Das sind keine Hochschu­len!

Die besten Experten, alle Stellungnahmen der Rektorenkonferenz, großer wissen­schaftlicher pädagogischer Gesellschaften sprechen davon, dass diese Ausbildung von Pflichtschullehrern nicht europäischem Standard entspricht. Ich kann Ihnen das zitieren und vorlesen, wenn Sie wollen.

Letztlich ist dies eine Diskriminierung, nicht eine Aufwertung von PflichtschullehrerIn­nen. Wir wissen, dass hier die Weichenstellungen stattfinden, dass hier etwas im schlimmsten Fall verbrochen oder Gutes geleistet werden kann, dass hier die soziale Selektion stattfindet. Warum sollen gerade die mit einem Bakkalaureat bedient werden, wo Österreich und Belgien die einzigen EU-Länder sind, die sich auf eine sechsse­mestrige Ausbildung für PflichtschullehrerInnen beschränken und wo das Genüge tut?

In der EU sagt man, dass LehrerInnen generell im tertiären Sektor ausgebildet werden sollen. Der tertiäre Sektor beschränkt sich aber nicht auf Bakkalaureate, sondern schließt ein Magisterium oder ein Masterstudium mit ein. Darum steht in einer hochka­rätigen Stellungnahme einer Wissenschaftsgesellschaft: Das Bakkalaureat ist nicht A-wertig, und Schüler und Schülerinnen verdienen eben eine – nach OECD – A-wertige Ausbildung, um eben die Jugend wirklich zu fördern und etwas zu tun.

Was aber machen Sie mit diesen Hochschulen? – Es gibt dort keinen Senat. Das heißt, die dort tätigen LehrerInnen sind letztlich aus allen Entscheidungsprozessen her­auskatapultiert – noch ärger, als Sie es an den Universitäten gemacht haben.

 


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