Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 118

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Da ist die Standortfrage nur die Spitze des Eisberges, Herr Kollege von der ÖVP! Es geht da nicht nur um den Standort: Wer heute beim Standort durch politische Entschei­dungen drüberfährt, der wird morgen bei Personalentscheidungen hineinpfuschen und drüberfahren, und übermorgen wird er sich in die Forschungsausrichtung dieses Instituts einmischen und entsprechend intervenieren. (Abg. Mag. Molterer: Wie der Schelm denkt, so spricht er! Haben Sie das vor?) Unter solchen Umständen ist ein Forschungsinstitut, das international orientiert ist, das internationale Standards für sich in Anspruch nimmt, undenkbar. – So wird das nichts, Herr Kollege Molterer, und so kann das nichts werden! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Sie haben die zentrale Bedingung nicht nur des Professors Zeilinger, sondern jedes engagierten Forschers in diesem Zusammenhang verletzt, nämlich die Unabhängigkeit von den Geldgebern. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, dann können Sie sich diese Forschungsinstitution bis zur Nationalratswahl irgendwo hinschmieren. Das wird so keine international herzeigbare Institution. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Sie haben geradezu gezeigt – ich warte schon auf einen kleinen Artikel im „Economist“, mehr wird ihm das wahrscheinlich nicht wert sein –, how not to promote excellent research. (Abg. Mag. Molterer: Sie werden sich täuschen, Herr Van der Bellen! Sie liegen nicht richtig!)

Schauen Sie, wenn sich nur die Bundesregierung damit lächerlich machen würde, dann würde ich mich – wie soll ich sagen – freundlich lächelnd in meinem Lehnstuhl zurücklehnen. (Abg. Mag. Molterer: Sie haben einen Lehnstuhl?) Aber es ist ja nicht nur die österreichische Bundesregierung, die sich hier lächerlich macht. Österreich selbst ist von dieser Totgeburt genauso betroffen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich sage das und spreche das offen aus, wobei Professor Zeilinger nie die Worte gefunden hat, die ich hier verwende. – Das ist offensichtlich ein sehr höflicher Mensch. (Abg. Mag. Molterer: Der ist ein kluger Mann! Ein guter Mann! Abg. Großruck: Ein gescheiter Mann!) – Dass er ein sehr guter, kluger Mann ist, braucht er sich, glaube ich, von Ihnen nicht bestätigen zu lassen, Herr Kollege Molterer! Er spielt in einer anderen Kategorie als Sie oder ich. (Beifall bei den Grünen.) Wenn man diese Kritik aber offen ausspricht, dann ist das für so manchen ÖVP-Politiker offensichtlich eine Majestätsbeleidigung.

Landeshauptmann Pröll wurde im „Report“ und – ich glaube – auch in der „Presse­stunde“ in diesem Zusammenhang befragt, und die Worte, die er da gefunden hat, sind wirklich bemerkenswert. „Wankelmütiger Professor“, entnehme ich dem „Standard“ vom 9. Februar, sei noch die höflichste Formulierung gewesen, die Erwin Pröll im Gugging-Gezerre für Anton Zeilinger fand. Dann meinte er noch, zum Aufbau der Elite-Universität bräuchte es eben „umsetzungsfreudige, kompetente, verlässliche Menschen“, mit einem Wort – ich zitiere –:

„Zeillinger stempelte er damit zum inkompetenten, unzuverlässigen Verhinderer, des­sen Argumente gegen Gugging schimpfte er im ORF-‚Report‘ schlicht ‚Stumpf­sinn‘.“ (Nein-Rufe bei der ÖVP. Abg. Ellmauer: Ihre Interpretation! Abg. Dr. Brinek: Das ist eine eigenartige Interpretation!)

Das sind wörtliche Zitate! Was heißt hier „nein“? (Beifall bei den Grünen. Abg. Dr. Brinek: Nein, das habe ich nicht gehört!– Gut, besorgen wir uns das Protokoll, wenn das so ist!

Da soll ein widerspenstiger Wissenschafter einfach lächerlich gemacht werden, schreibt die Autorin in diesem Artikel. Was heißt hier widerspenstiger Wissenschafter? (Abg. Ellmauer: Das müssen Sie mit der Autorin besprechen!) – Er hat die Konse-


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