klar, wie die bestehenden Universitäten an- und eingebunden werden. Es ist vor allem auch völlig unklar, wie die Unabhängigkeit dieser Institution garantiert wird.
Eines ist aber passiert: Die Standortfrage wurde angegangen. Die Standortfrage ist zwar wichtig, aber dass die Politik – in Gestalt von Ministerin Gehrer und Bundeskanzler Schüssel – diese Frage vorgezogen hat, hätte unsere Wissenschaftsmenschen nervös machen müssen. Aber sie sind eben keine Politiker. Vielleicht waren sie ja nervös.
Die Standortfrage ist für einen typischen
Politiker der ÖVP etwas ganz anderes als für einen Forscher. Da geht es um
Fragen wie: Wann wird das Band durchschnitten? Wann kann ich ein Plakat
aufstellen, dass hier Hunderte von Geistesmenschen arbeiten? Wann kann ich eine
Rede bei der Eröffnung halten? Komme ich in die „ZiB 1“ und die
„ZiB 2“? Und das alles vor der Nationalratswahl! – Das sind gute
Kriterien für einen Politiker – für einen Forscher schaut das vollkommen
anders aus. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der ÖVP: Die Grünen sind sehr medienscheu!)
Den Gutachtern, die dafür beschäftigt wurden, wurden auch klare Entscheidungskriterien vorgegeben. Sie wurden jedoch, so glaube ich, von Ministerin Gehrer und der ÖVP nicht verstanden.
Wenn beispielsweise von der Möglichkeit der Campusbildung die Rede ist, dann geht es nicht darum – jedenfalls nicht primär –, dass entsprechende Räume für die Lehre und die Forschung beziehungsweise entsprechende Zimmer und Wohnungen für die dort arbeitenden Menschen bereitgestellt werden müssen, sondern es geht um die Architektur des Ganzen, um die Kommunikationsmöglichkeiten. Es geht darum, ob dieser Standort für den wissenschaftlichen Austausch zu Fuß vor Ort geeignet ist, ob es leicht möglich ist, bestehende Universitäten zu erreichen et cetera.
Tatsache ist jedenfalls, dass sich unsere Professoren im Papier vom 24. Jänner ausdrücklich gegen Gugging ausgesprochen haben. Sie hätten es vielleicht noch deutlicher sagen müssen, damit es auch von Abgeordneten der ÖVP verstanden wird.
Ein Fehler bei der Wahl des Standortes ist so gut wie unkorrigierbar, heißt es zuletzt. Zuvor wird argumentiert, warum Maria Gugging eine solche Fehlentscheidung bei der Standortwahl ist.
Das Ergebnis war dementsprechend: Eine Woche später haben Ministerin Gehrer und Bundeskanzler Schüssel dekretiert: Na klar, Gugging wird’s. Das ist der Standort für diese Spitzenforschungsinstitution, die da geplant wird. (Abg. Dr. Fekter: Das ist der beste Standort!)
Der „Erfolg“ – unter Anführungszeichen – war dementsprechend (Abg. Dr. Fekter: Würden Sie nach Gugging gehen?): Postwendend haben die Professoren Anton Zeilinger, Arnold Schmidt und Peter Schuster das Komitee verlassen und ihre Kooperation aufgekündigt, und sogar Sigurd Höllinger, der vom Ministerium für die Organisation des Ganzen zuständig war, hat das Komitee verlassen. Der Scherbenhaufen seither – seit Anfang Februar dieses Jahres – ist komplett. So macht man keine internationale Forschungsinstitution! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Warum nicht? – Unsere Professoren haben spät, aber doch Folgendes erkannt: Die wichtigen Entscheidungen fällen im Ernstfall Bundeskanzler Schüssel, Ministerin Gehrer und Landeshauptmann Pröll. Die engagierten Wissenschaftler und Forscher dienen nur als Feigenblatt für solche Entscheidungen. (Abg. Dr. Stummvoll: Na geh bitte!)