Nummer eins für solche Forschungsinstitutionen lautet – auf Englisch, weil es sich um ein internationales Papier handelt –:
„Independence in organization, management, recruiting, finances; no influence whatsoever by politics, industries, sponsors on the decisions (...).“ – Unabhängigkeit von den finanzierenden Institutionen, sei es der Bund, das Land, die Industriellenvereinigung, wer auch immer, Unabhängigkeit in der Organisation solcher Institute, im Recruiting – das heißt im Finden des Personals – und so weiter, sonst funktioniert das nicht, sonst kann das nicht funktionieren.
Ein Politiker – namentlich ein
ÖVP-Politiker – denkt hier ganz anders. Dem ist wichtig, welches Etikett
wir für diese Institution finden und wie wir das gut politisch
verkaufen können, zum Beispiel als Weltklasseuniversität, als Eliteuniversität,
als Exzellenzuniversität. – Das ist alles nicht erfunden, das waren alles
die Beiworte, die Adjektiva des letzten Jahres und heuer. (Abg. Dr. Brinek: Warum
unterstellen Sie ...?)
Was die Unabhängigkeit betrifft, so sichern „wir“ – ich spreche hier für die ÖVP – diese natürlich am Papier zu – selbstverständlich! –, aber im Ernstfall, wenn es darauf ankommt, gilt immer noch der gute österreichische Grundsatz: Wer zahlt, schafft an! – Das haben Sie mittlerweile hinlänglich bewiesen. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)
Schon der Name dieser Institution, das Etikett, unter dem das zunächst verkauft werden konnte und teilweise bis heute läuft – „Eliteuniversität“ – war verheerend, meine Damen und Herren! (Abg. Großruck: Stimmen Sie zu, wenn wir es „Van-der-Bellen-Universität“ nennen?) Ich weiß nicht, ob die Professoren daran völlig unschuldig sind, jedenfalls sind sie keine Fachmänner des politischen Marketings, sondern der Physik, der Chemie, der Mathematik und so weiter.
Warum ist das verheerend? – Weil sich die bestehenden Universitäten und die Menschen, die dort arbeiten, natürlich gedacht haben: Aha, dort die Eliteuniversität, dort arbeiten die Geistesgrößen, und wir, die „Deppen“, müssen schauen, wie wir weiterkommen!
Das zweite Problem war, dass der Eindruck entstanden ist, diese Eliteuniversität bekommt das Geld, und die bestehenden Universitäten müssen schauen, wie sie mit den bestehenden Restriktionen zurechtkommen.
Es hätte also zumindest gleichzeitig mit der Idee dieses internationalen Forschungsinstituts den Universitäten ein glaubwürdiges, langfristig orientiertes Programm bezüglich der Finanzierung und des Ausbaus in der Lehre und in der Forschung zugesichert werden müssen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)
Die schlechte Ironie bei dieser Sache war ja, dass Zeilingers Idee beziehungsweise die Ideen dieses Professorenteams nie auf eine Universität im traditionellen Sinn angelegt waren – das war nie der Fall! –, sondern für einen begrenzten Teil der Naturwissenschaften – Physik, Mathematik, vor allem Chemie, Biologie, Computerwissenschaften – sollte ein Angebot an Lehre und Forschung entwickelt werden. In der Lehre sollte es kein Vollprogramm geben, sondern ausschließlich eines für Doktoranden, für PhD-Studenten.
Das ist ja keine Universität im landläufigen Sinn, sondern ein Forschungsinstitut – ein Spitzenforschungsinstitut, wenn es die entsprechenden Menschen anzieht und die entsprechenden Finanzmittel erhält.
Nach diesen Ideen sind viele Monate ins Land gegangen, und es haben Verhandlungen zwischen Ministerium und dem betroffenen Komitee stattgefunden. Bis heute gibt es jedoch weder ein inhaltliches Konzept für diese Forschungsinstitution, noch ist