Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / Seite 126

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das meint der Adel, er sei es – und viele andere. Diese haben mit Gut und Böse etwas zu tun, aber dürfen nicht moralisch bewertet werden.

Reden wir doch lieber von Exzellenz und herausragenden Leistungen, da kommt nicht das Kuddelmuddel heraus, das durch ideologische Überfrachtung teilweise entsteht. Aber Exzellenz, Talente und herausragende Leistungen, Frau Ministerin, das wissen Sie – Sie waren ja auf einer Pädagogischen Akademie oder damals dem so genannten MuPäd oder LBA sogar –, die fallen nicht vom Himmel, die werden nicht in die Wiege gelegt, die gehören gefördert.

Und da ist der zweite große Denkfehler: Exzellenz fällt nicht wie eine Sternschnuppe vom Himmel, und ich kann auch nicht sagen, Pröll steht vor sternenklarem schwarzem Nachthimmel, eine Sternschnuppe kommt, und da darf er sich etwas wünschen. Ich wünsche mir eine Eliteuni. Und die Sternschnuppe verglimmt.

Und was ist da? – Drei Proponenten, die alle begründet ausgeschieden sind. Das registrieren Sie nicht. Sie sagen, sie hätten das gesagt. Sie haben an etwas geglaubt und haben sich getäuscht.

Sternschnuppen allein machen keine Exzellenz. Die Standortfrage – unser jetziges Thema – ist eine wichtige Frage. Die zweite Frage ist: Brauchen wir ein Institut für Exzellenz – ja oder nein –, oder gibt es andere Prioritäten? Ich frage, welche Priorität kommt zuerst? Ich komme schon zum Standort. Was sind die Prioritäten öster­reichischer Forschungspolitik? Und wenn wir uns darauf einigen können, dass dies die Chance auf Spitzenleistungen, die Chance darauf, Talente wirklich sozusagen in internationale Konkurrenzfähigkeit zu bringen, die sie auch an vorderster Front stehen lassen, ist, dann sagen doch die meisten, dass eine breite, fundierte und qualitativ hoch stehende Ausbildung die ideale Voraussetzung dafür ist, statistisch gesehen höhere Anteile an so genannten Spitzenleuten zu bekommen. Das ist ein statistisch ganz einfach zu verstehendes Problem. (Beifall bei den Grünen.)

Und dann frage ich mich: Sind die Prioritäten jetzt richtig gesetzt? – Darüber kann man streiten. Für manche scheint es fast frivol zu sein, über Exzellenzinstitute zu reden, solange 15 000 SchülerInnen die Schule verlassen, die nicht Sinn erfassend lesen können. Manche finden es auch frivol, über ein Exzellenz-Institut und dessen Finan­zierung zu reden, wenn 75 Prozent international reviewter und als hervorragend und prioritär gereihter Forschungsprojekte vom Österreichischen Forschungsfonds nicht bewilligt werden können, weil ihm das Geld dafür fehlt. Wissen Sie, wie viel Sie da an Hoffnung junger Begabter, aber auch älterer und etablierter Wissenschafter vernichten, wie viel Monate es dauert, die entsprechenden Anträge zu schreiben, um dann zu hören, Sie waren hervorragend, Sie waren prioritär gereiht, als förderungswürdig, aber das geht in Österreich nicht! Das bedeutet für mich das Pferd beim Schwanz auf­zäumen.

Weiters gibt es Infrastrukturmängel, Mängel in der Basisausstattung, an Gerätschaften, Apparaten, teilweise desolate Gebäude. Frau Ministerin Gehrer, Sie sagen, was die Unis alles bekommen. – 500 Millionen Euro, die die Unis von Ihnen ab 2007 auf Jahre verteilt bekommen sollen. Sie wissen, wofür die dienen. – Die dienen dazu, 20 Prozent prioritär gereihter Projekte, wo nicht einmal die Arbeitnehmerschutzbestimmungen an Universitäten auf Grund baulicher Mängel zu garantieren sind, wieder so instand zu setzen, dass dort Leute arbeiten dürfen, dass dort ein Labor aufgesperrt werden kann. Das dient primär nicht der Exzellenz, das ist internationaler Standard und an und für sich etwas ganz Vernünftiges.

Und wenn diese Leute, die unter diesem Mangel leiden (Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek) – es gibt auch Gutes, Universitäten sind ja nicht nur desolat, das sage ich nicht –, hören, dass im Endausbau dieses Exzellenzinstitut ein Jahresbudget von zirka


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