Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 146. Sitzung / Seite 43

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ordnungspunkt 1, der eine Konsensmaterie ist. Darin geht es um die Nominierung von Hermann Gmeiner mit den SOS-Kinderdörfern für den Friedensnobelpreis.

Das ist ein wirklich wichtiger Punkt, denn am 26. April jährt sich zum 20. Mal der To­destag von SOS-Kinderdorfgründer Hermann Gmeiner. Er legte schon 1949 den Grundstein für das erste der SOS-Kinderdörfer, die inzwischen weltweit aktiv sind. Er war einer, der sich für die Kleinen stark gemacht hat, er war einer, der sein Leben für Kinder in Not gegeben hat, und er selbst sagte: „Ich weiß nichts Besseres, als einem Kind zu helfen.“ Was gibt es Schöneres, als mit so einem Auftrag, mit so einer Vision sein Leben zu gestalten und sein Leben dem auch wirklich unterzuordnen?

Es war dies darin begründet, dass er selbst in einer neunköpfigen Bauernfamilie aufge­wachsen ist. Die Mutter war in seinem fünften Lebensjahr gestorben, er wuchs dann unter der Betreuung seiner älteren Schwester auf, und das hat sein Leben geprägt. Da­bei ist für ihn auch der Beruf der SOS-Kinderdorfmutter entstanden, als er gesehen hat, was seine Schwester vorgelebt hat, mit einer Vorbildwirkung dafür, wie man inner­halb der Familie Hilfe und Unterstützung geben kann.

Es war für ihn einfach eine fixe Idee, anderen zu helfen und Kindern nicht das alte Sys­tem der Waisenhäuser anzubieten, sondern eine neue, andere Idee, wodurch sie in Schutz und Geborgenheit in einem familiären Gebäude aufwachsen können, einem fa­milienähnlichen und familiennahen Dasein, sodass sie eine Mutter haben, die für sie sorgt, eben fast wie eine echte Mutter, und sie von den Geschwistern nicht getrennt sind, sondern gemeinsam in einem Haus mit familiärer Geborgenheit aufwachsen.

Diese vier Grundsätze: Mutter, Geschwister, Haus, aber auch die Umgebung eines Dorfes, das sind die vier Grundsätze, aus denen Hermann Gmeiner das SOS-Kinder­dorf entstehen ließ. Er gründete 1949 mit nur 600 S den Verein Societas Socialis, SOS, und auch damals schon hat er, da ihn die öffentliche Hand und andere nicht un­terstützt haben, die Bevölkerung gebeten, ihn zu unterstützen, und zwar mit 1 S im Mo­nat. Daraufhin war das Echo aus der Bevölkerung sehr groß; ich denke mir, die Ge­schichte hat sich später sozusagen wiederholt, und zwar mit Karlheinz Böhm, der auch nur um wenig Geld zur Unterstützung gebeten hat, und auch daraus ist eine große Ge­schichte entstanden.

Hermann Gmeiner hat damals ein so großes Echo aus der Bevölkerung erhalten, dass es ihm möglich war, noch im selben Jahr mit dem Bau des ersten Hauses des ersten SOS-Kinderdorfes in Imst zu beginnen. Inzwischen sind schon in 132 Ländern der Welt 1 715 SOS-Kinderdorfeinrichtungen aktiv, darunter 784 SOS-Kinderdörfer und ‑Ju­gendwohneinrichtungen, in denen mehr als 59 300 Kinder und Jugendliche leben, dar­unter auch 578 Kindergärten, Schulen, Berufsbildungszentren sowie 353 Sozialzent­ren, medizinische Einrichtungen und Nothilfeprogramme.

Ich denke, dass so eine Einrichtung es wirklich verdient, den Friedensnobelpreis zu er­halten, vor allem auch deshalb, weil es noch keinen Friedensnobelpreisträger aus Ös­terreich gibt. Es wäre dies nachträglich sicherlich auch für ihn, wenn er es wüsste, eine sehr schöne Anerkennung. Er hat zwar ebenso wie die SOS-Kinderdörfer schon sehr viel Anerkennungen erhalten in allen Ländern, in denen sie tätig sind, Anerkennungen und sehr viel Lob für ihre Tätigkeit, weil es eine wichtige Tätigkeit ist, aber es wäre wirklich schön, wenn wir mit dieser Initiative eben auch einen Friedensnobelpreisträger aus Österreich hätten. Deshalb stellen wir den Antrag.

Ich ende mit den Worten von Hermann Gmeiner selbst: „Ich wollte nichts anderes, als dem entwurzelten Kind jene Welt der Geborgenheit zu schenken, die es braucht, um gedeihen zu können. Ich weiß nichts Besseres, einem Kind zu helfen, als ihm eine Mutter zu geben, Geschwister zu geben, ein Haus und ein Dorf zu geben.“

 


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