Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 153. Sitzung / Seite 53

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ausführen lassen, in dem wir nach den besten Möglichkeiten gesucht haben, wie wir Dienstaufsicht und Fachaufsicht wieder zusammenführen können, um vor allem auch eine Effizienzsteigerung herbeiführen zu können.

Zu diesem Projekt – das möchte ich extra anführen – waren selbstverständlich die Vertreter der Justizwachebeamten, aber auch die Anstaltsleiter und alle sonst betrof­fenen Parteien und selbstverständlich auch Frau Abgeordnete Stoisits in einem sehr frühen Stadium beigezogen. Ich habe auch extra den Auftrag erteilt, dass sämtliche im Nationalrat vertretenen Parteien in Form der Justizsprecher zu informieren sind und auch über ihre Meinung zu befragen sind, damit auch das in die Überlegungen mit­einfließen kann. Das Ergebnis dieses Projektes, es ist ein reines Organisationsprojekt, ist nunmehr die Ihnen zur Abstimmung vorliegende Vollzugsdirektion.

Dies bedeutet, dass in Zukunft im Justizministerium lediglich strategische Aufgaben verbleiben werden. Ein kleiner Bereich wird im Justizministerium für den Strafvollzug verbleiben, ein weit größerer Bereich wird in einer nachgeordneten Dienststelle geregelt werden. Das bedeutet, dass wir einen interdisziplinären Zugang ermöglichen wollen, was besonders wichtig ist, weil das derzeit im Justizministerium nicht möglich ist, weil im Justizministerium, was Akademiker anlangt, nur Richter und Staatsanwälte im Bereich des Strafvollzugs tätig sind. Mein Ansatz war es immer, gerade für diesen sehr sensiblen Bereich einen interdisziplinären Zugang zu schaffen. Das bedeutet auch eine Durchlässigkeit aus dem Bereich des Strafvollzuges, sei es jetzt im Bereich der Exekutive, aber auch im Bereich der Nicht-Exekutive, und das habe ich für sinnvoll und zweckmäßig erachtet, was auch auf breite Zustimmung gestoßen ist.

Ich glaube, dass dieser Weg, der hier beschritten wird, ein richtiger ist. Ich räume aber auch ein, dass ich längerfristig die Vision habe, dass wir die Justizanstalten mit mehr Kompetenzen, vor allem auch was die Kompetenzen in dienstrechtlichen Belangen anlangt, ausstatten. Das bedarf allerdings mehr Zeit, als mir für diese Reform zur Verfügung gestanden ist.

Ich begrüße auch den Abänderungsantrag, der jetzt in letzter Minute – kann man wirklich sagen – zwischen den Fraktionen vereinbart wurde, wonach die sehr erfolg­reich arbeitende Strafvollzugsakademie eine eigene Dienststelle bleiben soll, die dann eingerichtet werden wird. Das war ohnehin vorgesehen, aber jetzt ist das wirklich klargestellt.

Ich glaube, dass wir hier einen wichtigen Schritt setzen werden, um Organisations­strukturen in diesem sehr sensiblen Bereich wirklich bestmöglich auszugestalten.

Ich möchte auch noch ganz kurz auf die Vorwürfe reagieren, dass wir für den Strafvollzug in dieser Regierung nichts gemacht haben. Das kann ich nur entschieden zurückweisen! Wir haben – und das ist richtig – den höchsten Häftlingsstand, den wir jemals in dieser Republik gehabt haben. Wir hatten im Jahr 2000 zirka 7 000 Häftlinge mit einem Ausländeranteil von zirka 28 Prozent, wir haben nunmehr zirka 9 000 Häft­linge mit einem Ausländeranteil von 43 Prozent. – Sie sehen, wären die Grenzen nicht geöffnet worden – klingt vereinfacht, ich weiß das auch, aber es ist so – und würden wir diesen Ausländeranteil abrechnen, wären wir noch ungefähr auf dem gleichen Häftlingsstand wie im Jahre 2000.

Ich muss aber einräumen, dass dies kein typisch österreichisches Phänomen ist, sondern dass das ein Phänomen ist, das auf die organisierte Kriminalität zurück­zuführen ist, von dem der gesamte reiche Westen, vor allem auch Mitteleuropa, betroffen ist. Dieser Herausforderung müssen wir uns einfach stellen, und wir haben uns dieser Herausforderung gestellt!

 


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