Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / Seite 189

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Ein Mal um 2 Prozent!) Das Gleichstellungsgesetz ist geschaffen worden – trotz jahrelanger Widerstände von Seiten der Wirtschaft und von was weiß der Teufel alles. Seien wir froh: Wir haben es! Winken Sie nicht ab, sondern seien wir froh, dass wir es haben! – Und wir arbeiten weiter! Aber mit Ihnen kann man nicht weiterarbeiten, denn Sie haben nichts anderes als nur oppositionelle Kritik.

Frau Minister – ich habe nur vier Minuten Redezeit, aber ich darf verlängern, hat mir der Ordner gesagt (Abg. Dr. Brinek: Bis zu 20 Minuten!) –, Sie haben auch die Weiterentwicklung des Behindertengleichstellungsgesetzes erwähnt. Da sind natürlich auch die Länder verpflichtet, viel zu tun, gerade im Freizeitbereich. Und wissen Sie, da gibt es irrsinnige Kuriosa! Ich selbst habe eine Tochter, die im Rollstuhl sitzt. Die Volksoper gehört, glaube ich, nicht in Ihren Bereich, Frau Minister, sie ist aber ein Staatstheater, und ich möchte Ihnen trotzdem erzählen, was mir vor zwei Monaten passiert ist:

Ich habe Karten für Plätze im ersten Rang bekommen, und ich habe mich vorher erkundigt, ob es einen Lift gibt. Es gibt einen Lift! Ich habe mich gefreut und habe mir gedacht, ich fahre mit meiner Tochter hinauf, nehme sie dann aus dem Rollstuhl heraus, führe sie zum Platz hin und setze sie nieder, und nachher hole ich sie wieder ab, weil sie mit Bekannten dort war.

Ich bin also hinaufgefahren. Es war eine unerfahrene Liftführerin dort – die hat das Spätere, was ich erzählen werde, nicht gewusst. Ich fuhr hinauf. Dort oben sagte schon jemand: Ja, aber mit dem Rollstuhl dürfen Sie da nicht hinauf! Da fragte ich: Wieso darf ich nicht mit dem Rollstuhl hinauf, Sie haben doch einen Aufzug? – Ja, sagte sie, das ist eine Vorschrift, dass man mit diesem Aufzug nicht in den ersten Stock fahren darf! –Ich habe meine Tochter dann auf den Platz hingeführt. Den Rollstuhl durfte ich nicht einmal stehen lassen – sonst hätte die Vorführung nicht angefangen, bitte! Ich habe also den Rollstuhl in mein Auto mitgenommen und bin heimgefahren. Und Sie können sich vorstellen, ich habe mich davor gefürchtet und gedacht: Was mache ich am Ende der Vorstellung?, weil man mir doch gesagt hatte, ich darf mit diesem Aufzug nicht hinunterfahren. – Meine Tochter ist ungefähr so schwer wie ich – sie ist 28 Jahre alt –, und ich kann zwar ein paar Schritte mit ihr gehen, wenn ich sie halte, aber ich kann sie die Stiegen nicht hinunterführen. Wie gesagt, ich bin mit einem wirklich unguten Gefühl hingekommen, weil ich mir gedacht habe, die lassen mich dann nicht mehr hinauf.

Und Gott sei Dank, die Leute dort haben mich, glaube ich, dann erkannt, und dann ist schon der Direktor – der Verwaltungsdirektor oder wie auch immer – gekommen und hat gesagt: ja, mit einer Begleitperson darf ich doch mit dem Rollstuhl hinunterfahren. Und dann durfte ich hinunterfahren – das war für mich eine Erlösung!

Aber Sie können sich vorstellen, was das bedeutet: Ein Aufzug ist dort, Sie dürfen ihn aber nicht benützen, Sie müssen den Rollstuhl wieder heimtransportieren und haben während der zwei Stunden, die das Kind im Theater verbringt, Angst und denken: Was wird jetzt passieren? Wie schaffe ich meine Tochter wieder nach Hause? – Das sind Zustände, die ich eigentlich abgeschafft haben möchte!

Frau Minister, es ist das zwar nicht Ihre Zuständigkeit, aber trotzdem: Das gehört beseitigt! Da müssen wir alle daran arbeiten (allgemeiner Beifall) – und da nützt uns dieses ganze Hickhack nichts. Frau Haidlmayr sitzt schon wieder auf ihrem Platz und macht Handbewegungen, statt dass sie sagt: Ja, Frau Partik-Pablé, bemühen wir uns, dass wir solche Zustände beseitigen! – Und das ist mein Wille, Frau Abgeordnete, und nicht Hickhack und sagen, dass es zu wenig ist, und was weiß ich, was alles. Arbeiten wir zusammen, wie es in anderen Bereichen auch geschehen ist!

Wir haben in der Behindertenpolitik immer zusammengearbeitet, als zum Beispiel Feurstein noch Behindertensprecher war, als von der SPÖ eigentlich niemand da war –


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