Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 155. Sitzung / Seite 197

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Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Rasinger. Wunschredezeit: 4 Minu­ten. – Bitte, Sie sind am Wort.

 


19.15.52

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Mir wurde vorgeworfen, dass ich gesundheitspolitisch zu hart mit der Opposition vor­gehe. (Rufe bei der ÖVP: Nein!) Als Arzt will ich das nicht auf mir sitzen lassen und möchte die Diskussion über diesen Antrag jetzt dazu nützen, um Folgendes zu sagen: Wir alle, alle Parteien sind einem Antrag des Herrn Grünewald von den Grünen beige­treten, der den Ausbau der ambulanten Neuro-Rehabilitation verstärken will. Das ist sehr sinnvoll.

20 000 Österreicher erleiden jährlich einen Schlaganfall. 60 000 Österreicher haben überlebt mit den Folgen eines Schlaganfalls. Es handelt sich also um praktisch insge­samt 80 000 Personen, wobei wir wissen, dass sich alle fünf Jahre, wenn die Lebens­erwartung steigt, die Zahl verdoppelt, also der 70-Jährige hat ein doppelt so hohes Risiko wie der 65-Jährige et cetera. Es ist es ein Wettlauf Hase – Igel, Bereitstellung der Betten, der Rehabilitationsmöglichkeiten, Ausbildung et cetera. Wir reden hier vom Bürger, der einen Schlaganfall hat. Über die Gruppe jener, die einen Hirntumor ha­ben – diese ist noch ärmer –, reden wir gar nicht, die ist noch mehr betroffen, der geht es noch schlechter, oder über Leute mit Lateralsklerose, mit schwerem Parkinson. Ich weiß, wovon ich rede. Man kann da gar nicht genug machen.

Stellen Sie sich vor, Sie fallen da zusammen. Stellen Sie sich vor, Sie werden super ins Spital gebracht. Dann müssen Sie sich darauf verlassen können, dass alles ge­macht wird, denn Sie haben nur drei Monate Zeit – vielleicht noch einmal drei Monate, aber dann ist der Ofen aus: alles, was nicht an Funktion kommt, ist vorbei.

Das ist natürlich auch gesundheitspolitisch wichtig, denn es ist schon ein Unterschied, ob Sie rund um die Uhr gepflegt werden müssen oder ob Sie sich noch selber anzie­hen können, noch selber essen können, noch selber auf die Toilette gehen können. Darum macht es auch aus finanziellen Gründen einen Sinn, so einem Antrag beizutre­ten.

1989 hatte ich das Vergnügen, mein allererstes Gesundheitsregierungsprogramm mit Minister Ettl zu verhandeln. Wir haben damals hineingeschrieben: Ausbau der Neuro-Rehabilitation. Es hat mehrere Jahre gedauert, und heute sind wir an der Weltspitze. Trotzdem, sage ich, ist der Antrag mehr als notwendig. Es fehlen 1 600 Plätze ambu­lant, es fehlen 700 stationäre Plätze. Er ist daher mehr als notwendig.

Wir haben vor einigen Jahren, noch unter SPÖ-Ministern, gesagt, wir wollen die Stroke Units – Spezialbehandlung der Schlaganfallpatienten im Akutbereich – aufbauen. 40 wurden gefordert, 29 haben wir. Wenn der Patient binnen drei Stunden ins Spital kommt, kann man das Gerinnsel auflösen, und der Schlaganfall kann praktisch rück­gängig gemacht werden.

Österreich hat hier eine Weltspitzenrolle. Ich habe die letzten Daten gelesen: Wir retten dreimal so viele – dreimal so viele! – Menschen wie das großartige Amerika. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.)

Sie haben zuerst ein bisschen gelacht, als ich von den Hubschraubern gesprochen habe. In Wien ist die durchschnittliche Zeit der Rettung acht Minuten, bis Sie ins Spital kommen, acht Minuten, bis die Rettung bei Ihnen zu Hause eintrifft. Das spielt schon eine Rolle, ob ein Helikopter am Land da ist oder nicht. Das spielt schon eine Rolle, ob ein Spital 80 oder 10 Kilometer entfernt ist.

Das ist meiner Überzeugung nach angewandte Gesundheitspolitik. Daher treten wir von der ÖVP ein für eine menschliche Gesundheitspolitik für alle, unabhängig von Alter


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