Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll163. Sitzung / Seite 15

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gute Vorschläge von uns auf dem Tisch. Wir wollen, dass in Top-Positionen – in der Politik, in der Wirtschaft, auch in der Verwaltung – vermehrt Frauen zum Zug kommen.

Es ist, glaube ich, beschämend, dass es auf den österreichischen Universitäten keine einzige Rektorin gibt, sondern nur Männer, und es ist, glaube ich, auch beschämend, wenn im öffentlichen Dienst, sozusagen in der Spitzenverwaltung, Spitzenjobs nach wie vor ausschließlich mit Männern besetzt werden.

Ich möchte hier ein Beispiel bringen, weil sich diese Bundesregierung so oft damit brüstet, dass sie so viel für Frauen tut. (Abg. Amon: Bei den Grünen ist auch ein Mann Vorsitzender geworden!) Im Lebensministerium hat Umweltminister Pröll, der so alt ist wie ich und sich oft als jung und modern beschreibt, bei der Nachbesetzung von zwei Sektionschefs wie folgt agiert: Es waren neun Sektionschefs, alle Männer. Zwei sind davon in Pension gegangen. Es haben sich viele qualifizierte Frauen aus dem Ministe­rium beworben – und es wurden wieder zwei Männer nachbesetzt!

Das Verhältnis im Ministerium bei den Spitzenjobs, bei den Sektionschefs, ist nach wie vor 9 : 0. Ich glaube, in der Geschichte, vor allem in der Sportgeschichte, hat es bei 9 : 0 Rücktritte gegeben. Ich finde, das ist etwas, worüber man in diesem Fall nachden­ken kann. (Beifall bei den Grünen.)

Hier in diesem Haus sieht es leider nicht anders aus. Ich denke, wenn man den An­spruch stellt, die Gesellschaft zu verändern und diese große Gerechtigkeitslücke zu schließen, sollte man auch ein bisschen bei sich selbst anfangen.

Es waren hier Zwischenrufe, wie das bei den Grünen sei. – Bei den Grünen ist das sehr einfach: Bei uns gibt es kein Gremium, das gilt auch für die Nationalratsfraktion, wo die Frauen nicht die Mehrheit haben, bei uns ist die 50-Prozent-Quote verpflich­tend. Bei der ÖVP gibt es so etwas überhaupt nicht. Da gibt es zwar Quoten für ÖAAB und Bauernbund, aber offensichtlich nicht für Frauen, und ich finde das beschämend! (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Nein, das stimmt!

Leider kann ich in diesem Zusammenhang auch die SPÖ nicht auslassen. Ich finde, eine Verpflichtung zu 40 Prozent schon etwas schwach, aber ich glaube, dass man, wenn man das nicht erreichen kann, dazu stehen und es nicht schönreden sollte. Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit, dass Frauen in allen Bereichen, wenn man die Möglichkeit hat, sich zu entscheiden, Halbe/Halbe erhalten sollten. (Abg. Steibl: Es herrscht Wahlfreiheit in Österreich! – Abg. Dipl.-Ing. Scheuch: Wir haben in der Regie­rung 60 Prozent weibliche Minister!)

In diesem Zusammenhang finde ich es besonders beschämend, dass ein Bundeskanz­ler stolz darauf ist, dass in einer Regierung bei den MinisterInnen – nicht bei Ministern und Staatssekretären zusammen, nur bei den Ministern und Ministerinnen – die Hälfte Frauen sind, und das mit einem Zitat versieht, das tatsächlich die österreichischen Frauen beleidigt. Der Bundeskanzler sagte nämlich:

„Wäre ich ein Linker, würde die ganze Emanzentruppe vor mir flach liegen.“

Das ist eine Verhöhnung aller Frauen in Österreich, die wahrlich in vielen Situationen auf dem Boden liegen, die beispielsweise in der schwierigen Situation sind, als Allein­erzieherinnen mit 470 € über die Runden kommen zu müssen!

Darauf stolz zu sein, und das in so einem Jargon, Herr Bundeskanzler, ist eine Verhöh­nung der österreichischen Frauen und eine Frechheit ihnen gegenüber! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Großruck: Immer diese künstliche Aufregung!)

Geht’s noch tiefer? – Das ist, glaube ich, die richtige Antwort auf diese Äußerung des Herrn Bundeskanzlers. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) – Teilen Sie diesen Spruch? Finden Sie das in Ordnung? Gefällt Ihnen so etwas? Ist das die Sprache, in der Sie mit


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