Nationalrat, XXII.GPStenographisches Protokoll163. Sitzung / Seite 201

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Landesaufsicht sowie die ÖVP-nahe Grazer Wechselseitige Versicherung, die einem Verein gehört, in dem sich Bauernbund-Chef Grillitsch, Ex-ÖVP-Obmann Riegler und die Frau des Wirtschaftsministers Bartenstein tummeln, haben als Eigentümer ebenso versagt wie die Finanzmarktaufsicht. Aufklärungsbedürftig ist auch, wie es sein kann, dass ein durch Enthebungsverfahren bedrohter Generaldirektor einer Bank am Ende und unmittelbar im Anschluss Vorsitzender des Aufsichtsrates werden kann und die FMA dabei zusieht. Auch hier besteht im Interesse des internationalen Ansehens des österreichischen Kapitalmarktes höchstes Interesse an der Aufklärung der Fehlleistun­gen der FMA.

Zu alldem kommen gerade in der letzten Zeit gravierende Verstöße gegen die Amts­verschwiegenheit und das Bankgeheimnis, in dem immer wieder Informationen den Weg in die Öffentlichkeit finden, die dem Bankgeheimnis unterliegen, wobei die zustän­dige FMA offensichtlich keine Anstalten macht, Schuldige auszuforschen und ihrer strafrechtlichen Verantwortung zuzuführen.

Diese „Performance“ schadet dem österreichischen Kapitalmarkt und der österreichi­schen Kreditwirtschaft. Internationale Ratingagenturen sind aus diesem Grund bereits auf Österreich aufmerksam geworden, was eine Gefährdung der ratings österreichi­scher Banken bedeutet. Im Interesse des österreichischen Kapitalmarkts ist daher drin­gend Aufklärung geboten, um das österreichische Aufsichtssystem raschest möglich zu verbessern.

Causa BAWAG und Justiz

Weiters ist aufklärungsbedürftig, wie und unter welchen Begleitumständen in der Causa BAWAG aus dem Bereich der ermittelnden Behörden Informationen und/oder Fehlinformationen an die Öffentlichkeit gelangt sind, wodurch es dazu kam, dass die Justiz im Wahlkampf instrumentalisiert wurde. Die Präsidentin der Richtervereinigung Dr. Barbara Helige sah in diesem Zusammenhang „das Ansehen der Justiz gefährdet“.

In der APA-Meldung Nr. 234 APA II vom 14.9.2006 heißt es dazu: „Denn hier werde die Staatsanwaltschaft nicht nur durch die Tatsache, dass die politische Justizministe­rin oberste Weisungsbefugte ist, ‚automatisch‘ in den Wahlkampf hineingezogen. Viel­mehr sei ein Vorwurf auch gegen die ermittelnden Stellen zu richten, ‚die hier nicht dicht halten‘, erklärte Richter-Präsidentin Barbara Helige am Donnerstag gegenüber der APA.

Sie sprach sogar von Gesetzesverletzung: ‚Die Medien haben von Anfang an brisante Informationen aus dem nicht öffentlichen Akt erhalten. Da verstößt jemand – in der Polizei, Finanzmarktaufsicht, Staatsanwalt oder im Gericht – gegen das Gesetz‘, stellte Helige fest.

‚Ein Rätsel‘ ist ihr, warum in dieser politisch brisanten Causa der Medienerlass des Justizministeriums nicht befolgt wird.“

.„Es darf niemanden verwundern, wenn die Justiz unter diesen Umständen selbst in Diskussion gerät und in den Wahlkampf hineingezogen wird‘, stellte Helige, darauf angesprochen, fest. Vom Medienerlass abzugehen, sei einer ruhigen und besonnenen Verfahrensführung sicherlich nicht dienlich“, plädierte sie dafür zur ‚bewährten Praxis‘ zurückzukehren.“

Aus all den angeführten Umständen scheint es angebracht, einen Untersuchungsaus­schuss einzusetzen.

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