Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 64

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Abschaffen der Studiengebühren: Was heißt denn das im Verhältnis zu unseren Nach­barländern und im Bewusstsein dessen, dass wir in einem europäischen Land leben? – Es gibt das so genannte Landeskinderprivileg nicht. Wir werden daher zusehen müs­sen, hätten wir keine Studienbeiträge, wie Studierende aus Deutschland zu uns strö­men und wir gar nichts dagegen machen können. Das ist natürlich auch eine Auffas­sung, die man vertreten kann, zu sagen: Ja, wir subventionieren, wir fördern, wir bilden anderer Länder Studierende und junge Menschen aus!

Meine Damen und Herren, noch etwas: Ich zitiere hier den Statistik-Professor Hackl, der sagt:

„OECD-Bildungsbericht bringt bei näherer Betrachtung ein für Österreich positiveres Bild als allgemein berichtet.“

Zur Zahl der Studierenden und zur Abschlusszahl: 37 Prozent der Maturanten in Öster­reich gehen nicht automatisch über die Schule, die mit dem Bildungsziel Matura endet, an die Universität. Nur 16 Prozent der Maturanten kommen aus der AHS, der Rest kommt aus der BHS. Dort steht als Bildungsziel neben dem Eintritt ins Erwerbsleben auch die Hochschulberechtigung. Bitte vermischen wir auch hier die Zahlen nicht!

Weil die angesprochene Steigerung von den Vorrednern immer zitiert wird: Auch hier verwahrt sich Professor Hackl vor unzulässigen Vergleichen und sagt: Die Steigerung, der Zuwachs der Zahl der Studierenden ist in Italien im Wesentlichen auf den neuen Studienplan zurückzuführen, beschleunigtere Studien, schnellerer Durchmarsch! In der Schweiz wurden von einem Tag auf den anderen die Fachhochschulstudierenden da­zugezählt. – Also auch hier bitte sorgfältig mit Statistik umgehen!

Noch ein Hinweis: Herr Professor Grünewald, Sie sagen, PISA hat uns sozusagen ge­zeigt, wo wir liegen. – Ja, wenn Sie gegen ein neoliberales Bildungsideal sind, dann schauen Sie auch einmal die Kategorien von PISA genauer an! Ach hier wird sichtbar, dass es da nicht gerade um das von Ihnen bisweilen auch vertretene Humboldt’sche Bildungsideal geht. Wenn wir in unseren Schulen und Universitäten das, was der euro­päische Gedanke, die europäische Bildungsauffassung ist, ein bisschen hochhalten, dann dürfen wir auch nicht PISA naiv gläubig hinterherhecheln, sondern müssen auch diese Dinge kritisch anschauen. Geschweige denn die Methodenkompetenz des Pro­fessor Haider, die auf akademischen Boden noch vielfach zur Diskussion stehen wird.

Meine Kollegin Beatrix Karl wird sich auch noch mit einzelnen Details dieses Antrages beschäftigen, denn da gibt es außer den schon von Broukal angesprochenen Lücken noch ein paar andere, die zu erwähnen wären.

Im Übrigen: Ich freue mich nicht nur über die gestiegene Zahl der Studierenden, über den Höchststand von 250 000 Studierenden in Österreich, sondern ich freue mich auch über den Umstand, dass wir eine positive Entwicklung nehmen konnten in der Ein­schätzung der Erwerbstätigkeit, die sich folgendermaßen verhält: Je älter die Studie­renden sind, desto mehr streben sie auch einen Erwerb zusätzlich zu ihrem Studium an. – Das wollen wir ja! Wir wollen berufsbegleitende Studien, wir wollen berufsbeglei­tende Ausbildungs- und Studiengänge an den Fachhochschulen.

Das heißt, in Summe schließe ich mich der Meinung der London School of Economics und vieler Experten an, die sagen, es ist sozial nicht fair, die Gesamtheit der Bevölke­rung das Studium finanzieren zu lassen, damit eine ganz bestimmte Gruppe davon profitiert – ich schließe mich da auch der Meinung von BSA-Mitglied Sektionschef außer Dienst Höllinger an –, weil es auch ohne Studienbeiträge nicht gelungen ist, in höherem Maße oder in erwartet hohem Maße so genannte Kinder von bildungsfernen Schichten an die Universitäten zu bringen.

 


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