Abschaffen der
Studiengebühren: Was heißt denn das im Verhältnis zu unseren
Nachbarländern und im Bewusstsein dessen, dass wir in einem
europäischen Land leben? – Es gibt das so genannte
Landeskinderprivileg nicht.
Wir werden daher zusehen müssen, hätten wir keine
Studienbeiträge, wie Studierende aus Deutschland zu uns strömen
und wir gar nichts dagegen machen können. Das ist natürlich auch eine
Auffassung, die man vertreten kann, zu sagen: Ja, wir subventionieren, wir
fördern, wir bilden anderer Länder Studierende und junge Menschen
aus!
Meine Damen und
Herren, noch etwas: Ich zitiere hier den Statistik-Professor Hackl, der sagt:
„OECD-Bildungsbericht
bringt bei näherer Betrachtung ein für Österreich positiveres
Bild als allgemein berichtet.“
Zur Zahl der
Studierenden und zur Abschlusszahl: 37 Prozent der Maturanten in Österreich
gehen nicht automatisch über die Schule, die mit dem Bildungsziel Matura
endet, an die Universität. Nur 16 Prozent der Maturanten kommen aus
der AHS, der Rest kommt aus der BHS. Dort steht als Bildungsziel neben dem
Eintritt ins Erwerbsleben auch die Hochschulberechtigung. Bitte vermischen wir
auch hier die Zahlen nicht!
Weil die
angesprochene Steigerung von den Vorrednern immer zitiert wird: Auch hier
verwahrt sich Professor Hackl vor unzulässigen Vergleichen und sagt: Die
Steigerung, der Zuwachs der Zahl der Studierenden ist in Italien im
Wesentlichen auf den neuen Studienplan zurückzuführen,
beschleunigtere Studien, schnellerer Durchmarsch! In der Schweiz wurden von
einem Tag auf den anderen die Fachhochschulstudierenden dazugezählt. –
Also auch hier bitte sorgfältig mit Statistik umgehen!
Noch ein Hinweis:
Herr Professor Grünewald, Sie sagen, PISA hat uns sozusagen gezeigt,
wo wir liegen. – Ja, wenn Sie gegen ein neoliberales Bildungsideal
sind, dann schauen Sie auch einmal die Kategorien von PISA genauer an! Ach hier
wird sichtbar, dass es da nicht gerade um das von Ihnen bisweilen auch
vertretene Humboldt’sche Bildungsideal geht. Wenn wir in unseren Schulen
und Universitäten das, was der europäische Gedanke, die
europäische Bildungsauffassung ist, ein bisschen hochhalten, dann
dürfen wir auch nicht PISA naiv gläubig hinterherhecheln, sondern
müssen auch diese Dinge kritisch anschauen. Geschweige denn die
Methodenkompetenz des Professor Haider, die auf akademischen Boden noch
vielfach zur Diskussion stehen wird.
Meine Kollegin Beatrix Karl wird sich auch noch mit einzelnen Details dieses Antrages beschäftigen, denn da gibt es außer den schon von Broukal angesprochenen Lücken noch ein paar andere, die zu erwähnen wären.
Im Übrigen: Ich freue mich nicht nur über die gestiegene Zahl der Studierenden, über den Höchststand von 250 000 Studierenden in Österreich, sondern ich freue mich auch über den Umstand, dass wir eine positive Entwicklung nehmen konnten in der Einschätzung der Erwerbstätigkeit, die sich folgendermaßen verhält: Je älter die Studierenden sind, desto mehr streben sie auch einen Erwerb zusätzlich zu ihrem Studium an. – Das wollen wir ja! Wir wollen berufsbegleitende Studien, wir wollen berufsbegleitende Ausbildungs- und Studiengänge an den Fachhochschulen.
Das heißt, in Summe schließe ich mich der Meinung der London School of Economics und vieler Experten an, die sagen, es ist sozial nicht fair, die Gesamtheit der Bevölkerung das Studium finanzieren zu lassen, damit eine ganz bestimmte Gruppe davon profitiert – ich schließe mich da auch der Meinung von BSA-Mitglied Sektionschef außer Dienst Höllinger an –, weil es auch ohne Studienbeiträge nicht gelungen ist, in höherem Maße oder in erwartet hohem Maße so genannte Kinder von bildungsfernen Schichten an die Universitäten zu bringen.
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